Bergauf meiden viele Rad fahrende Schüler die Schutzstreifen in der Hohenheimer Straße Foto: Archiv Häusser

Das Verkehrsplanungsbüro Kaulen bewertet die Fahrradschutzstreifen in der Hohenheimer Straße in Plattenhardt positiv. Stadträte im Technischen Ausschuss äußern Kritik.

Plattenhardt - Ralf Kaulen hat keine Zweifel daran, dass es richtig war, Fahrradschutzstreifen an der Hohenheimer Straße einzurichten. „Es funktioniert gut, die Sicherheit wird verbessert“, sagte der Inhaber des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros Kaulen am Montag im Technik-Ausschuss.

Mehr als 100 Stunden Videomaterial hat das Büro ausgewertet, um herauszufinden, wie sich die 1,40 Meter breiten markierten Streifen auf den Verkehr auswirken, wenn die Fahrbahn weniger als sieben Meter breit ist.

Bisher benutzten Radfahrer einen sogenannten einseitigen Zweirichtungsradweg entlang der Hohenheimer Straße. Wer älter als zehn Jahre ist, muss seit vergangenem Sommer den Schutzstreifen auf der Straße benutzen. Dies sei angesichts vieler Gefahrenpunkte entlang des alten Radwegs wie Grundstücksausfahrten, Einmündungen oder Konflikten mit Fußgängern die sicherere Variante, sagte der Gutachter. Zudem verbiete eine Novelle in der Straßenverkehrsordnung (StVO) den Radweg neuerdings.

Laut Untersuchung erhöhen Schutzstreifen die Sicherheit

Nach Ansicht von Kaulen haben sich die Autofahrer an die neuen Gegebenheiten angepasst, was er mit vier Aufnahmen dokumentierte. Den von ihm vorgestellten Untersuchungsergebnissen zufolge tragen die Schutzstreifen zur Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit bei und beseitigen die Konfliktpunkte. Die Leistungsfähigkeit der Straße werde nicht beeinträchtigt.

Kaulen verwies auf ein Problem auf der Hohenheimer Straße: „Es wird sehr schnell gefahren.“ Bei Kraftfahrzeugen wurde eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 52 Kilometer pro Stunde gemessen. Demnach ist jeder zweite Fahrer zu schnell. Der Gutachter empfahl, in Filderstadt vermehrt auf Fahrradschutzstreifen zu setzen und die Öffentlichkeitsarbeit für die noch ungewohnten Markierungen zu intensivieren.

„Die frühere Situation ist unzumutbar und gefährlich gewesen“, sagte Grüne/FFL-Stadtrat Matthias Gastel nach dem Bericht. Es habe auf dem Fuß- und Radweg häufig Unfälle gegeben, die jedoch nicht gemeldet worden seien. Er bemängelte, dass die Schutzstreifen oft zugeparkt seien und forderte schärfere Kontrollen.

„Für mich ist klar, dass die Akzeptanz nicht da ist“, sagte Johannes Jauch (FDP) und verwies auf Zahlen, die der Gemeindevollzugsdienst im September erhoben hatte. Demnach werden die Schutzstreifen bergab von 72 Prozent der Radfahrer angenommen, bergauf jedoch nur von 20 Prozent. „Viele Eltern sagen: Mein Kind darf da nicht fahren“, ergänzte Jauch. „Da wird die Überzeugungsarbeit sehr schwer werden.“

Stadtrat Schwemmle: „Der Versuch ist gescheitert.“

Scharfe Kritik an den Schutzstreifen äußerte Frank Schwemmle (SPD). Man habe eine gut funktionierende Lösung aufgegeben, sagte er. Von „vielen tausend Schülern“ habe sich niemand über mangelnde Sicherheit beklagt. Zur geringen Akzeptanz der neuen Lösung meinte der Rechtsanwalt: „Bergauf fahren vier von fünf falsch. Da sage ich: Der Versuch ist gescheitert.“

Auch Robert Hertler (FW) betonte, dass sich der Geh- und Radweg über viele Jahre bewährt habe. „Und er ist bequem zu fahren“, sagte er. „Was nützt Platz 2 bei einem bundesweiten Fahrradklimatest, wenn wir in Plattenhardt nicht zufrieden sind?“, fragte Hertler rhetorisch.

Auf Schwemmles Rückfrage, was die Verwaltung gezwungen habe, die bisherige Regelung aufzugeben, sagte Kaulen: „Der einseitige Zweirichtungsradweg ist verboten.“ Der Stadtrat vertrat aber die Meinung, dass die StVO-Novelle keine Aufhebung bestehender Radwege vorschreibe.

Zum Fehlverhalten vieler Schüler sagte Kaulen, man müsse unterscheiden zwischen subjektivem Sicherheitsempfinden und objektiver Verkehrssicherheit. „Bei der objektiven Analytik kam heraus, dass der Schutzstreifen sicherer ist.“