Der Radweg entlang der Straße nach Aich ist schmal und brüchig. Die Initiative stört sich auch daran, dass Radler ihn in beide Richtungen befahren müssen. Foto: Malte Klein

Filderstadt hat schon mehrere Preise als fahrradfreundliche Kommune bekommen. Nun erhält sie den Negativpreis Silberner Pannenflicken für einen Teil des Radwegs entlang der Kreisstraße von Bonlanden nach Aich.

Bernhausen - Wenn Eric Liebold an der Kreisstraße 1225 zwischen dem Modine-Kreisel in Bonlanden und dem Abzweig nach Harthausen mit dem Fahrrad fahren müsste, würde er am liebsten auf der Straße radeln. Das darf er aber nicht, weil der parallel verlaufende Radweg für alle Radler verpflichtend ist, wie das blaue Schild zeigt.

Liebold lebt nicht in Filderstadt. Er kennt die Stelle aber, weil er bei der Initiative Cycleride der Beauftragte für den Negativpreis Pannenflicken ist. Genau dieser Radweg an der K 1225 ist mit dem Silbernen Pannenflicken 2013 ausgezeichnet worden. Liebold erklärt, was Cycleride an der Situation stört: „An dem Kreisverkehr bei der Modine Europe müssen Radfahrer aus beiden Richtungen den Radweg benutzen. Diese linksseitigen Wege sind an Kreuzungen und Kreiseln gefährlich“, sagt Liebold.

Autofahrer muss in zwei Richtungen schauen

Seiner Erfahrung nach achten die Autofahrer nur darauf, dass Radfahrer auf dem Radweg in dieselbe Richtung wie sie fahren, aber nicht dass welche von vorne kommen. „Das bedeutet für den Autofahrer, dass er beim Abbiegen den Schulterblick machen und auf den Radler-Gegenverkehr achten muss“, sagt Liebold und ergänzt: „Dann braucht er dafür so lange, dass die Gefahr besteht, dass es zu einem Auffahrunfall kommt.“

Liebold möchte, dass die Stadt prüft, ob die Benutzungspflicht für den Radweg gerechtfertigt ist. Aus Sicht von Cycleride sei das nur sinnvoll, wenn die Fahrbahn der Straße bauliche Mängel hätte. Das sei nicht der Fall. Ganz im Gegensatz dazu sei der Radweg teilweise aufgebrochen. „Man kann da fahren, wir finden das aber unzumutbar.“

Radfahrer sollen auf der Straße fahren

Liebold hält generell nichts davon, Radfahrer und den Autoverkehr voneinander zu trennen und an Kreuzungen zusammenzuführen: „Die Radfahrer sollten auf der Straße fahren dürfen, dort werden sie von Autofahrern besser wahrgenommen“, sagt Liebold. Er weiß allerdings, dass viele Radler das für weitaus gefährlicher halten als vom Radweg kommend Kreuzungen zu überqueren. „Subjektiv scheint das so zu sein. Doch Unfallstatistiken zeigen, dass die Folgen eines Unfalls im Längsverkehr weniger heftig sind als wenn diese in einem frontalen Winkel zusammen stoßen.“

Liebold sieht noch weitere Mängel an der Radverkehrssituation an der Kreisstraße. „Es gibt dort einen schmalen Teil des Radwegs, der nur 1,30 Meter breit ist. Dort können sich zwei Radfahrer nicht begegnen oder sich überholen, weil sie jeweils 0,75 Meter Platz brauchen.“ Die Mindestbreite liege bei zwei Metern.

Der Radweg soll in das Förderprogramm

Jürgen Lenz, Fahrradbeauftragter in der als fahrradfreundlich mehrfach prämierten Stadt Filderstadt, kennt die Situation an der K 1225. „Ein Wegestück dort ist nicht so toll“, sagt er. Doch aus Sicht der Stadt sei es noch vernünftig. Er ordnet die Situation ein: „Die Kreisstraße ist Ende der 70er-Jahre gebaut worden. Damals war diese Breite normal“, sagt er. Seit dem Bau des Weges sei nichts mehr daran gemacht worden. „Der Belag ist in die Jahre gekommen“, kommentiert Lenz die Aufbrüche. Weil der Radweg entlang einer Kreisstraße verlaufe, habe er wegen des Zustands an den Landkreis geschrieben. Peter Keck, der Pressesprecher des Kreises Esslingen, sagt, man habe beim Landesverkehrsministerium beantragt, den Weg in das Förderprogramm für die Anlage von kommunalen Radwegen aufzunehmen. Ob das geschieht oder nicht, kann Edgar Neumann, der Leiter der Pressestelle des Landesverkehrsministeriums, derzeit noch nicht sagen. „Das Land hat das Programm noch nicht beschlossen“, berichtet er.

Jürgen Lenz von der Stadt Filderstadt sagt, dass deren Verwaltung in diesem Frühling ein Radverkehrsaudit angehen möchte, bei dem Stadtplaner und die Verkehrsbehörde darüber sprechen wollen, ob und wo es Sinn macht, den Radwegzwang zu lockern. An der Kreisstraße hält Lenz davon nichts. „Dort ist Tempo 70 und es gibt ein hohes Verkehrsaufkommen.“