Mitglieder der Initiative Cycleride halten den Radweg bei der Zufahrt zum Modine-Gelände in Bonlanden für gefährlich. Sie würden dort lieber auf der Straße fahren. Foto: Jens Noll

Die Initiative Cycleride nominiert die Filderstadt wegen zwei Radwegen für einen Negativpreis. Sie kritisiert die Wegbreite und zeigt gefährliche Stellen auf.

Filderstadt - Querende Traktoren, Dreckklumpen, Spaziergänger mit Hund – auf dem Radweg neben der Kreisstraße zwischen Bonlanden und Sielmingen lauern einige Hindernisse. Zudem ist der Weg nur 1,50 Meter breit. Er unterschreitet das Mindestmaß von zwei Metern für einen gemeinsamen Fuß- und Radweg.

Verkehrsrechtlich gesehen müssen Fahrradfahrer den Weg benutzen, weil er mit einem sogenannten Blauschild markiert ist. „Die Radwegbenutzungspflicht bringt hier keineswegs einen Sicherheitsgewinn“, schreibt die Initiative Cycleride auf ihrer Internetseite. Sie sei rechtswidrig und müsse umgehend entfernt werden.

Anfang Dezember wird der „Gewinner“ gewählt

Bei der Kreuzung am Schinderbuckel, wo die Straße Richtung Harthausen abzweigt, müssen Radfahrer mehrmals die Fahrbahn überqueren. Würden sie auf der Straße fahren, dann hätten sie nur eine einzige Ampel und würden sich keiner besonderen Gefahr aussetzen, schreibt ein ortskundiger Radler, der die Situation mit Fotos und Texten im Internet erklärt.

Mit Berichten über kuriose Beschilderungen und gefährliche Regelungen für den Radverkehr stellt die private Initiative aus Radfahrerinnen und Radfahrern gern Kommunen und Behörden öffentlich an den Pranger. Auch Filderstadt, das sich darum bemüht, als fahrradfreundliche Kommune anerkannt zu werden, bekommt derzeit sein Fett ab. Die Große Kreisstadt ist wegen zwei Fällen für den Negativpreis „Pannenflicken“ nominiert, den Cycleride jährlich vergibt. 2008 und 2012 stand Filderstadt schon einmal auf der Liste der Nominierten.

Die Vorschläge kommen von Mitgliedern der Initiative und aktiven Radfahrern. Anfang Dezember können die Mitglieder im Internet aus den Einsendungen den „Gewinner“ auswählen. „Ziel der Sache ist, dass wir sensibilisieren“, sagt Eric Liebold, der Pannenflicken-Beauftragter bei Cycleride ist. „Das erste, was wir im Auge haben, ist der Sicherheitsaspekt.“

Und daran hapert es nach Ansicht einiger Radfahrer noch bei einem weiteren Radweg in Filderstadt. Wer von dort nach Aichtal radelt, sagen sie, sei auf der parallel zur B 27 verlaufenden Kreisstraße bei Bonlanden besser aufgehoben als auf dem Radweg, der entlang der Straße führt.

Gegenverkehr, Autos von links und von rechts

Als Beispiel wird der Kreisverkehr bei der Firma Modine erwähnt. Hier macht der Radweg einen Bogen und quert die Zufahrt zum Firmengelände. „Anstatt einfach durch den Kreisverkehr zu fahren, muss der Radfahrer zu seiner eigenen Sicherheit stark abbremsen. Es ist mit Gegenverkehr, Radverkehr von links, Kfz-Verkehr von links und rechts und nach der Überquerung auch mit Radverkehr von rechts zu rechnen“, heißt es dazu.

Auch bei der zweiten Nominierung für den „Pannenflicken 2013“ steht die Benutzungspflicht des Radwegs im Kern der Kritik. Cycleride beruft sich auf die Straßenverkehrsordnung, wonach Wege nur dann benutzungspflichtig sein dürfen, wenn das Radfahren auf der Straße viel zu gefährlich ist. Doch nach Ansicht des Einsenders kann die Straße nach Aich gefahrlos mit dem Rad befahren werden.

Liebold wohnt in Kaiserslautern und kennt daher die Gegebenheiten in Filderstadt nur von Berichten ortskundiger Mitglieder. Aber er weiß aus eigener Erfahrung, dass benutzungspflichtige Radwege nicht immer die sichere Variante sind. „Innerorts ist das Unfallrisiko für den Radfahrer auf Radwegen um das zwölffache höher als wenn er auf der Straße fährt“, sagt er.

Stadt: Die Mehrheit fühlt sich neben der Straße wohler

Die zuständigen Stellen in Filderstadt verweisen jedoch darauf, dass sich die Kritik der Initiative auf Radwege bezieht, die außerorts liegen. Und da sind nach Auffassung des „Radhauses“ und der Straßenverkehrsbehörde die Radler auf Geh- und Radwegen neben der Straße grundsätzlich sicherer unterwegs als auf der Fahrbahn.

„Die überwiegende Mehrheit der Radfahrer fühlt sich im Seitenraum, insbesondere bei den hier in Filderstadt herrschenden Verkehrsverhältnissen, sicherer und damit wohler“, schreibt der Fahrradbeauftragte Jürgen Lenz in einer Stellungnahme. An den Kreiseln bei den Firmen Modine und SMK handle es sich um untergeordnete Einmündungen, „von denen keinerlei Auffälligkeiten wegen möglicher Gefährdungen bekannt sind“, so Lenz.

Zur Breite des Radwegs zwischen Bonlanden und Sielmingen teilt Lenz mit, dass dies in der Zuständigkeit des Straßenbaulastträgers, also des Landkreises, liege. „Unsere Bitte an die Straßenbauverwaltung, schmale außerörtliche Wege breiter zu machen, sind bislang an den finanziellen Möglichkeiten der Straßenbaulastträger gescheitert“, schreibt Lenz. Gegenüber unserer Zeitung sagt er zudem, dass Bürgermeister Reinhard Molt in dieser Sache auf den Landkreis zugehen wolle.