Fahrradunfälle häufen sich oftmals an bestimmten Strecken (hier ein Symbolfoto aus dem Oktober 2020). Foto: dpa/Daniel Naupold

Unfälle mit Radfahrerbeteiligung konzentrieren sich oft auf wenige Hotspots. Wir haben acht kritische Orte in der Region Stuttgart besucht – und gefragt, wie die Unfallgefahr reduziert werden kann.

Stuttgart - Unfälle mit Radfahrerbeteiligung passieren oft an Hotspots. Sie ballen sich an bestimmten Stellen, wo die Verkehrslage unübersichtlich ist, die Verkehrsarten nicht getrennt sind oder Abkürzungen genommen werden. Fast jeder Radfahrer dürfte die eine oder andere entsprechende Stelle kennen – und sich wundern, warum oftmals nichts unternommen wird, um die Gefahr zu bannen.

Neue Schilder, Straßenmarkierungen oder andere Maßnahmen gibt es in der Regel erst, wenn die Polizei eine Stelle als Unfallhäufungsstelle einstuft. Sämtliche Verkehrsunfälle werden dafür mit unterschiedlichen Symbolen auf einer Unfalltypenkarte platziert, wie das zu erledigen ist, regelt ein 80 Seiten starkes Merkblatt der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen für die Unfallkommissionen.

Unfall-Hotspots sind Definitionssache

Die Polizei schaut, wo sich Unfälle häufen und benennt sogenannte Unfallhäufungsstellen oder Unfallhäufungslinien. Dafür gibt es bestimmte Grenzwerte, innerorts etwa fünf ähnliche Unfälle in einem Jahr für Unfallhäufungsstellen oder 3 Unfälle mit Personenschaden in drei Jahren – aber nur, wenn dabei Fußgänger die Fahrbahn überschreiten und die Unfallstellen höchstens 300 Meter auseinanderliegen.

Diese Definition wird von Radaktivisten als verengt kritisiert. Sie führe dazu, dass zahlreiche für Radfahrer gefährliche Stellen durchs Raster fielen und nicht entschärft würden, kritisiert etwa der Stuttgarter ITler Holger Bruch. Er hat für uns die Radunfälle in Baden-Württemberg zwischen 2016 bis 2020 visualisiert. Man erkennt etliche Stellen, wo sich Unfälle häufen. Weil die Unfallursache oftmals nicht dieselbe ist, gelten die Kreuzungen oder Straßenverläufe aber nicht als Häufungsstelle und es passiert oftmals nichts.

Karte mit Unfallhotspots in der Region

Wir haben uns auch infolge der Hinweise unserer Leserinnen und Leser einige solcher Stellen in der Region Stuttgart näher angesehen und Polizei sowie Verwaltung gefragt, wie dort das Unfallrisiko dort reduziert werden kann.

Eine Übersicht der betrachteten Stellen zeigt die Karte. Klicken Sie auf eines der Symbole, um weitere Informationen sowie einen Link zum Bericht zu erhalten:

In den Beiträgen wird deutlich, dass vor Ort viele für Radfahrer gefährliche Stellen bekannt sind. Vielfach suchen Radfahrer, etwa vom ADFC, nach Lösungen. Auf Nachfrage wiegeln mehrere Kommunalverwaltungen ab und verweisen auf die Definitionen im Merkblatt für Unfallkommissionen. Bei einem Vor-Ort-Termin in Kaltental argumentierte ein Vertreter der Stuttgarter Unfallkommission, dass es nicht darauf ankomme, nur Unfälle zu zählen, sondern dass diese auch dieselbe Ursache haben müssten. Erst dann könne man gezielt gegensteuern.

Gefahr im Straßenverkehr ist in Deutschland Definitionssache. Mehrere Hotspots, die durch dieses Definitionsraster fallen, haben wir im Rahmen unseres Projekts „Radort Stuttgart“ betrachtet. Ob die Gefahr gebannt ist, zeigt die Statistik. Wir werden sie im Blick behalten.