Auf der Zielgeraden: Von der Planie rollen die ersten Fahrer an. Foto: Peter Petsch

Auch Leser und Redakteure der Stuttgarter Nachrichten gaben sich am Sonntag sportlich und mischten sich unter tausende von Radfahrern, die von fünf Routen kommend in der Stuttgarter Innenstadt auf dem Marktplatz zusammenströmten.

Stuttgart - Mit leuchtendem Blaulicht blockieren Polizeiwagen die Straße, alle Autos müssen warten. Dann rollen die Radfahrer an. In einer endlos erscheinenden Masse walzen sie über die Planie und ergießen sich auf den Marktplatz. In dem Pulk ist alles vertreten, was zwei Räder hat: Damenräder und Mountainbikes, Liege- und Klappräder, Pedelecs und E-Bikes. Mehr als 6000 Radfahrer nehmen an der zweiten Stuttgarter Radsternfahrt teil, die der Allgemeinde Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) am Sonntag veranstaltet. Auf fünf verschiedenen Routen sind sie auf ihren Fahrrädern nach Stuttgart gekommen.

Auch die Stuttgarter Nachrichten sind mit von der Partie. Ein Team aus Lesern und Redakteuren ist mit mehr als 1000 anderen Radfahrern in Filderstadt-Bernhausen gestartet. Los geht es an der Filharmonie, über die Filder, die Waldau und die Weinsteige hinab in den Kessel. 28 Kilometer legen sie zurück, bis sie am Schlossplatz ankommen.

Die anderen Strecken haben ihre Startpunkte in Ludwigsburg, Waiblingen, Plochingen und – in diesem Jahr neu eingeführt – Leonberg. Weil die Radler aber zum Teil von weiter weg anreisen, hat es schon am Morgen geführte Radtouren zu den Startpunkten der Sternfahrt gegeben. So können auch Fahrer aus Tübingen, Winnenden, Göppingen an der Fahrt in die Landeshauptstadt teilnehmen. Am frühesten müssen die Radfahrer aus Bretten im Kraichgau aufstehen. Ihre geführte Tour begann bereits um 7.15 Uhr, damit sie pünktlich in Ludwigsburg sein können.

Auf dem Schlossplatz angekommen erwartet die Radfahrer ein buntes Programm. Denn dort finden schon seit Samstag die neunten Fahrrad-Aktionstage, das so genannte Sattelfest, statt. Es gibt Grillstände, Radführer und einen Fahrrad-Parcours der Polizei. Passend zum blauen Himmel verbreitet eine Band mit Südsee-Klängen Urlaubsstimmung; der ein oder andere Fahrradfahrer legt zu der Musik einen Samba hin.

Großen Andrang gibt es auch am Zelt des Verkehrsministeriums, an dem man kostenlos sein Fahrrad überprüfen und kleinere Mängel direkt ausbessern lassen kann. Direkt daneben steht für verschwitzte Radfahrer eine mobile Dusche, an der sich die meisten aber lediglich die Hände waschen.

Zwischen den Auftritten der Band kommen Verkehrsminister Winfried Hermann, Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) und die ADFC-Landesvorsitzende Gudrun Zühlke auf der Bühne zu Wort. Hermann präsentiert stolz sein Dienst-Fahrrad. Der Oberbürgermeister lobt das Gefährt des Verkehrsministers, schwört aber trotzdem auf sein dreigängiges Holland-Rad aus Studententagen. Gudrun Zühlke nimmt die beiden Politiker in die Pflicht: Um die Infrastruktur in Stuttgart und Baden-Württemberg auf Vordermann zu bringen, seien vor allem im nächsten Jahr viele Maßnahmen notwendig. Die Politik müsse bereit sein, dafür Geld in die Hand zu nehmen.

„Wir zeigen allen, wie Fahrradkultur geht“, verspricht Fritz Kuhn.Und Winfried Hermann gibt als Ziel vor: ein 8000 Kilometer fassendes Radnetz in Baden-Württemberg. Ab 14.30 Uhr machen sich die ersten Radfahrer wieder auf den Heimweg. Mit geführten Touren oder in der S-Bahn geht es zurück. Wenn es nach Gudrun Zühlke geht, kommen sie im nächsten Jahr wieder – zur dritten Radsternfahrt.