Früher war die Mixtur aus Show und Sport attraktiv, heute interessiert sich kaum noch jemand dafür.
Die Veranstalter in Stuttgart haben im Herbst 2008, unmittelbar nach dem Dopingfall Stefan Schumacher, das Rennen in der Schleyerhalle gestoppt. Offizielle Begründung war das miese Image des Radsports, doch dahinter steckte knallharte Kalkulation: Die Sixdays fuhren rote Zahlen ein.
Und weil die Aussichten weiter mies sind, ist nicht zu erwarten, dass die Organisatoren die Ampel noch einmal auf grün stellen. "Derzeit sind keine Unternehmen zu finden, die in den Radsport einsteigen", sagt Jörg Klopfer, Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, "deshalb darf sich niemand wundern, wenn es in Stuttgart kein Sechstagerennen mehr geben wird."
Früher kreiselten Altig, Merckx oder Zabel
Doch die Krise schlägt nicht nur in Stuttgart voll zu. Nach dem Rückzug des Hauptsponsors Rewe hatten die Macher in Dortmund für ihr Rennen im November 2009 in der Westfalenhalle plötzlich ein Loch von 300.000 Euro zu stopfen - und sagten ab. In München wurde vor zwei Monaten gefahren, doch statt der angepeilten 64.000 Zuschauer kamen nur 52.000 in die Olympiahalle.
In den letzten drei Jahren häufte sich ein Minus von 300.000 Euro an. "Das Konzept des Rennens ist überholt", sagt Organisator Klaus Cyron, "wenn ich ein Fußballspiel auf sechs Tage verteile, wer kauft dann ein Ticket für den Anstoß?" Und Olympiapark-Geschäftsführer Ralph Huber meint: "Es tut weh. Aber irgendwann muss man von einem toten Pferd absteigen."
Die Gründe für den Niedergang sind vielschichtig. Der dopingverseuchte Straßenradsport strahlt auf die Bahn aus, zumal es auch hier schwarze Schafe gibt: Zuletzt wurde der Belgier Iljo Keisse positiv auf Cathin getestet und gesperrt - bis ihn sein nationaler Verband unter dubiosen Umständen freisprach. Zudem fehlt es den Sixdays an Stars. Früher kreiselten Rudi Altig, Dietrich Thurau, Eddy Merckx oder Erik Zabel, heute gibt es solche Namen nicht mehr. "Vor zehn Jahren musste man sich noch bemühen, um ins Feld zu kommen", sagt Sechstageprofi Andreas Beikirch, "jetzt bekommen sie mit Mühe ein Feld zusammen."
Auf Hallenradsport muss man in Stuttgart übrigens trotz allem nicht verzichten. Von 26. bis 28. November findet in der Porsche-Arena die WM im Kunstradfahren und Radball statt. Weit über die Hälfte der 15.000 Karten sind verkauft, und Jörg Klopfer meint: "Wir werden zeigen, dass erfolgreicher Indoor-Radsport möglich ist." Ganz ohne Sechstagerennen.
Was die Radsport-Experten Hartmut Scherzer und Hans Holczer zur Zukunft der Sixdays sagen und wie es um die Sechstagerennen im Ausland bestellt ist, lesen Sie in der Printausgabe der Stuttgarter Anchrichten vom 3. Februar.