Die Radschulwegepläne sollen den Schülern die sicherste Route von der Wohnung zur Schule aufzeigen. Foto: Archiv dpa

Pilotprojekt: Drei weiterführende Schulen erarbeiten einen Radschulwegeplan.

Weilimdorf - Mehr Schüler sollen per Fahrrad zur Schule gelangen, und das auf so sicherem Weg wie möglich. Diese beiden Motive liegen dem Radschulwegeplan zugrunde, den nach dem Willen der grün-roten Landesregierung alle weiterführenden Schulen im Land zusammen mit den Kommunen und den jeweiligen Polizeidienststellen entwickeln sollen. Ähnlich dem Schulwegeplan, der bereits seit 1977 allen Grundschülern die sichersten Fußwege aufzeigt, soll die Fahrrad-Variante die optimalen Radrouten vom Wohngebiet zum Unterrichtsort aufzeigen.

Eigentlich sollen die Pläne schon bis zum nächsten Schuljahr fertig sein, doch dies für alle 76 weiterführenden Schulen in Stuttgart zu schaffen, bezeichnet Susanne Putzien vom Amt für öffentliche Ordnung als „Ding der Unmöglichkeit“. Daher hat die Stadt zunächst fünf Schulen für ein Pilotprojekt ausgewählt. Neben dem Hegel-Gymnasium in Vaihingen und dem Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt beteiligen sich drei Weilimdorfer Schulen: das Solitude-Gymnasium, die Wolfbusch- sowie die Realschule.

Schüler nehmen an einer Befragung teil

Um die Radschulwegepläne zu entwickeln, sollen diejenigen herangezogen werden, die das Konzept konkret betrifft: die Schüler selbst. Sie werden befragt, auf welchen Routen sie bislang zur Schule radeln und wo sie Gefahrenstellen sehen. Das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung hat hierfür zusammen mit Gymnasien in Bietigheim-Bissingen ein spezielles EDV-Programm entwickelt. Die Ergebnisse der Befragung fließen anschließend in die Radschulwegepläne ein, die sowohl in digitaler Form einsehbar sein als auch gedruckt verteilt werden sollen. „Die Routen sind aber nur eine Empfehlung und nicht verbindlich“, sagt Susanne Putzien.

Die Straßenverkehrsbehörde legt Wert darauf, dass die Routen bestimmte Kriterien erfüllen: Die Strecken sollen beleuchtet sein, wenig Schlaglöcher und geeignete Querungsmöglichkeiten aufweisen sowie nicht zu große Umwege enthalten. „Wir müssen aber auch schauen, wie die Bedürfnisse der Schüler sind“, sagt Putzien. Das Projekt in Bietigheim-Bissingen habe gezeigt, dass Schüler zum Teil andere Routen bevorzugen als vermutet, „ganz einfach weil der Weg weniger Steigung hat oder an einem Bäcker vorbeiführt“, berichtet die Schulwegbeauftragte. All dies solle im Radschulwegeplan berücksichtigt werden.

Gesamtkonzept für Weilimdorf

Bruno Stegmüller begrüßt das Vorhaben. „Es erhöht die Sicherheit und ist eine gute Sache“, sagt der Schulleiter des Solitude-Gymnasiums. Besonders froh ist er, dass auch die Wolfbusch- und die Realschule an dem Plan mitarbeiten. „Dann kriegen wir für Weilimdorf ein Gesamtkonzept aus einem Guss.“ Der Stadtbezirk eigne sich im Gegensatz zu Innenstadtschulen besonders für den Radschulwegeplan, da das Einzugsgebiet eng, die Schulwege folglich kurz und zudem wenig hügelig seien. Bei gutem Wetter würden derzeit etwa ein Viertel der Schüler das Fahrrad benutzen. „Das ist eine ordentliche Zahl, es darf aber auch noch mehr werden“, meint er.

Der Schulleiter der Wolfbuschschule, Siegfried Siewert, heißt das Projekt ebenfalls gut. Er hofft, dass es mehr Schüler zum Radfahren animiert. Die Schule sei mit vielen Fahrradständern bereits gut gerüstet. Froh wäre er, wenn als Nebeneffekt künftig weniger Eltern ihre Kinder per Auto zur Schule fahren würden. Der allmorgendliche Verkehr sei „ein großes Problem“.

Besser gelaunt zum Unterricht

„Das Projekt ist sinnvoll und wichtig“, sagt auch der Fahrradbeauftragte der Stadt, Claus Köhnlein. Er hofft ebenfalls, dass der Radschulwegeplan mehr Eltern davon überzeugt, ihre Kinder per Fahrrad zur Schule zu schicken. „Dann kommen die Schüler besser gelaunt und ausgeglichener zum Unterricht“, ist sich Köhnlein sicher. Ferner mache das Strampeln auf zwei Rädern Spaß und sei gesund. Ihm ist wichtig, Jugendliche möglichst früh fürs Radfahren zu gewinnen, „denn bei Erwachsenen wird es immer schwieriger“.

Köhnlein betont aber auch, dass sich die Stadt bereits seit vier Jahren mit dem Sonderprojekt „Rad und Schule“ für das Thema einsetzt. Pro Jahr stelle der Gemeinderat 200 000 Euro zur Verfügung, um an ausgewählten Schulen – acht davon im Stuttgarter Norden – Radwege auszubauen oder Abstellplätze anzubringen. Rund 30 000 Schüler sowie Eltern und Lehrer wurden dafür vorab befragt, an welchen Stellen etwas verändert werden müsse. „Der Radverkehr hat seither deutlich zugenommen“, so der Fahrradbeauftragte.