Klaus-Dieter Reichert steht mit seinem Fahrrad auf dem Roten Platz. Foto: privat

Klaus-Dieter Reichert ist mit seinem Fahrrad 2772 Kilometer von Steinenbronn nach Moskau gefahren und berichtet am 1. März in einem Bildvortag darüber. Uns hat er schon im Vorfeld einige Anekdoten verraten.

Steinenbronn - Klaus-Dieter Reichert ist Langstreckenradler. Im vergangenen Jahr ist der Steinenbronner mit dem Fahrrad von zu Hause bis in die russische Hauptstadt Moskau gefahren. Was er unterwegs vom 4. Mai bis zum 4. Juli in Deutschland, Polen, Litauen, Lettland und Russland erlebt hat, erzählt der 73-Jährige bei einem Vortrag am Donnerstag, 1. März, in der Klingenbachschule. Es ist nicht das erste Mal, dass er über Radreisen spricht. „Ich bin früher schon mit meiner Ehefrau die Panamericana von Alaska bis nach Panama gefahren. Darüber haben wir immer wieder bei Dia-Abenden erzählt.“ Auf seiner jüngsten Tour – ohne seine inzwischen verstorbene Ehefrau – hatte er eine Digitalkamera dabei. Die Fotos zeigt er nun in einer Präsentation.

Dass er nach Russland aufbrach, hatte mit einem Zufall zu tun. „Ich hatte als Schüler ein Referat über den Vergleich der USA mit der damaligen UdSSR gehalten.“ Daran erinnerte er sich nun wieder. „Erst hatte ich die Idee, bis nach Wladiwostok zu radeln. Moskau erschien mir aber machbarer“, sagt Reichert. Und schon diese kürzere Strecke waren 2772 Kilometer. Die Etappen hatte er bereits vorher mit Landkarten ausgearbeitet. Eine Liste diente für seine Fahrt als Wegweiser. In einer Spalte der Tabelle stehen die Kilometer. Von seinem Zuhause an der Rohrer Straße in Steinenbronn fuhr Reichert mit einem Freund zunächst nach Echterdingen und dann über Leinfelden, Stuttgart-Plieningen nach Esslingen und weiter nach Schorndorf. Seine erste Etappe endete dann allein in Welzheim. Reichert schaut in seine Liste: „Das waren 70 Kilometer. Im Schnitt bin ich pro Tag 73 gefahren.“

„Entscheidend ist, dass der Hintern an den Sattel gewöhnt ist“

Um dieses Pensum zu bewältigen, machte er zuvor Radtouren als Training. „Entscheidend ist, dass der Hintern an den Sattel gewöhnt ist.“ Das Reisen mit dem Fahrrad hat ihm gefallen: „Ich mag, dass ich dabei meinen Gedanken nachhängen kann. Und auf der Fahrt sieht, riecht und hört man viel.“ Und es gebe noch einen großen Vorteil: „Ich kann jederzeit zum Fotografieren anhalten.“ Negative Erlebnisse oder Pannen hatte er nicht. „Mir ist auch nichts gestohlen worden, obwohl ich das Rad immer wieder beladen abstellen musste.“

Bevor er sich aufs Rad schwang, bereiteten ihm seine Freunde in Steinenbronn einen besonderen Abschied: „Sie hatten blaues, rotes und weißes Krepppapier gespannt, durch das ich durchfahren sollte.“ Die Farben Russlands. Doch so ganz behagte ihm das nicht. „Es war mir etwas peinlich. Denn ich habe gedacht, dass sie alle davon ausgehen, dass ich die Strecke schaffe.“ Er dachte, dass natürlich auch etwas dazwischen kommen könnte. „Im Verkehr kann immer etwas passieren.“ Insgesamt 38 Tage ist er mit dem Fahrrad gefahren. An anderen hat er sich Orte angesehen. Wo er nachts schlief, wusste er beim Losfahren morgens gegen 9 Uhr meistens noch nicht. Er hatte nur vier Übernachtungen gebucht. Manchmal zeltete er, wie etwa auf einer Wiese in Russland. „Ich habe mit Zeichensprache nachgefragt, ob ich da zelten kann. Der Mann hat mir bedeutet, dass ich mitkommen soll.“ Der Weg der beiden endete an einem Grill. Beim Essen erfuhr er, dass sein Gastgeber ein Pilot im Ruhestand ist. „Man kann sich immer irgendwie verständigen“, sagte er. Ein anderes Mal zeltete er neben einer Tankstelle. Doch erholsam war das nicht. „Der Tankwart mähte spätabends noch den Rasen und war erst um 2 Uhr nachts fertig. Aber ich konnte ja nichts dagegen sagen, weil er mich ja dort netterweise übernachten ließ.“

Junge Russen wollen gerne ein Foto mit ihm machen

Das Schönste für Reichert waren die Begegnungen mit fremden Menschen, aber auch mit Bekannten. „Als ich in Nürnberg auf dem Marktplatz war, dachte ich: Hier triffst u niemanden von Steinenbronn.“ Das stimmte zwar, doch wenig später rief ihm jemand zu: „Herr Reichert, was machen Sie denn hier?“ Es war eine Arzthelferin aus Waldenbuch.

Nach 38 Radel-Tagen kam er in Moskau an. „Kurz vor dem Roten Platz sprachen mich junge Russen an und fragten mich, woher ich komme. Sie wollten sich unbedingt mit mir fotografieren lassen.“ Kurz darauf rollte er über den berühmten Roten Platz zwischen dem Regierungssitz Kreml und der Basilius-Kathedrale. Er drehte eine Ehrenrunde. „Es war ein überwältigendes Gefühl, dass es wirklich wahr ist, und ich war dankbar, dass alles so gut gelaufen ist.“ Zurück ist er übrigens geflogen.

Klaus-Dieter Reichert hält seinen Vortrag am Donnerstag, 1. März, im Musiksaal der Klingenbachschule an der Stuttgarter Straße in Steinenbronn. Er beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt kostet acht Euro.