Fundamentalist mit Hang zum Luxus: Sultan Bolkiah. Foto: dpa

Das Sultanat von Brunei erlässt radikale Scharia-Gesetze. Homosexuelle sollen künftig zu Tode gesteinigt werden, wenn sie beim Sex erwischt werden. Die gleiche Strafe gilt im Fall von Ehebruch. Was steckt dahinter?

Brunei - Das Sultanat von Brunei mit seinen gerade mal 400 000 Einwohner verschärft seinen Strafenkatalog in einer Weise, die bisher den radikalislamischen Talibanmilizen in Afghanistan und der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) vorbehalten waren. Homosexuelle, die seit einer Gesetzesreform im Jahr 2014 für ihre sexuellen Neigungen zehn Jahre Zuchthaus erhielten, sollen künftig zu Tode gesteinigt werden, wenn sie beim Sex erwischt werden. Die gleiche Strafe gilt im Fall von Ehebruch. Dieben soll zukünftig die rechte Hand, im Wiederholungsfall ein Fuß abgehackt werden.

Nach internationalen Protesten gegen die drakonischen Gesetze rechtfertigte das Büro von Premierminister Sultan Hassanal Bolkiah die Pläne: „Wir haben als Nation das Recht auf unsere eigenen Gesetze.“ Bolkiah ist der uneingeschränkte Herrscher in Brunei und gleichzeitig Finanz- und Verteidigungsminister. Er stecke hinter zu den am 27. März veröffentlichten „Horrorplänen“, so ein Vertreter der Menschenrechtsorganisation Amnesty International”. Der 1946 geborene Sultan, einer der reichsten Männer auf dem Globus, ist nach Queen Elisabeth in Großbritannien der Monarch mit der zweitlängsten Amtseid der Welt. Forbes schätzt den Autokraten, der drei Ehefrauen ehelichte, und neun Kinder hat auf 20 Milliarden US-Dollar.

George Clooney ruft zum Protest auf

Der Schauspieler George Clooney, der gegen die Einführung der Scharia-Gesetzgebung in dem kleinen Staat auf der Insel Borneo bereits vor fünf Jahren protestierte, rief erneut zum Protest auf. Besucher sollten die neun Hotels der Dorchester-Kette in den USA und Europa boykottieren, die dem Sultan gehören. Dazu zählen unter anderem die Luxusherbergen Beverly Hills und Bel Air in Los Angeles sowie das Dorchester in London.

Ob der Sultan angesichts dieser Drohung von seinen Plänen Abstand nimmt, scheint fraglich. Denn er hält bereits seit dem Jahr 2014 an seinem Plan fest, die Scharia in einer ihrer fundamentalistischen Formen in Brunei zu etablieren. Bolkiah verbot bereits 2015 Weihnachtsschmuck in Einkaufszentren und verbot öffentliche Weihnachtsfeiern.

Wie viele arabische Potentaten bemüht sich Bolkiah, Bruneis einziger Machthaber seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1984, mit den Öleinnahmen den Lebensstandard seiner Untertanen zu verbessern. Die Vorräte scheinen fürs erste nicht zur Neige zu gehen. Banken warnen freilich vor Investitionen, weil das autokratische Brunei sich nicht in die Karten blicken lässt. Stattdessen gibt es Transparenz bei den privaten Hobbys des Sultans: Seine Autoflotte umfasst rund 100 Fahrzeuge, die in einer unterirdischen Garage seines Amtssitzes Astana Nurul Iman geparkt werden. Sie umfasst neben den üblichen Ferraris, Bentleys, Porsches und Mercedes-Limousinen einen vergoldeten Rolls Royce Phantom. Das Gefährt mit offenem Verdeck diente als Hochzeitskutsche bei der ersten Heirat von Bolkiah mit seiner Kusine Prinzessin Saleh.

Australien gibt eine Reisewarnung für Brunei aus

Viele Beobachter rätseln über die Gründe für die neu eingeführten rigiden Moralvorschriften. Möglich sei, dass Bolkiah damit auf die Ausschweifungen seines jüngeren Bruders Jefri, Prinz von Brunei, reagiert, der zwischen 1984 und 2000 als Finanzminister rund 15 Milliarden US-Dollar verspekulierte. Damit nicht genug: 1997 verklagte die frühere kalifornische Schönheitskönigin Shannon Marketic den Prinz von Brunei, weil er sie gemeinsam mit anderen Frauen wie eine Gefangene festgehalten habe. Ein Verfahren wurde aber niedergeschlagen. Anschließend ordnete Jefris großer Bruder Hassanal das angerichtete Chaos. Unter anderem verkaufte er schleunigst eine Luxusjacht mit dem ziemlich vulgären Namen „Tits“ („Titten“).

Australien veröffentlichte angesichts der neuen Scharia-Gesetze bereits eine Reisewarnung für Brunei. Denn die Gesetze, die offiziell vorerst nur für Muslime gelten sollen, könnten auch auf Reisende angewendet werden, die im Transit durch Brunei reisen.