Wildes Campen auf Muhu macht Estland mit zu einem Top-Ziel für naturverliebte Radreisende. Foto: Shutterstock/Ingrid Pakats

Italien, Frankreich und die Niederlande gehören sicher zu den beliebtesten Ländern für eine Radreise in Europa. Wenn das Ziel für den nächsten Urlaub etwas ausgefallener sein darf, dann hätten wir ein paar Tipps. Aufgesessen und mitgestrampelt!     

Stuttgart - Mit Zelt, Schlafsack, Gaskocher und dem nötigsten an Funktionskleidung und Wechselklamotten bepackt, rollen wir los in Richtung Abenteuer Radurlaub in Europa.

Kriterien für eine gelungene Reise und einen Daumen hoch für das jeweilige Ziel waren die dortigen Möglichkeiten zum Campen, das Preis-/Leistungsverhältnis vor Ort, die Radfreundlichkeit von Land und Leuten sowie das Naturerlebnis, das während des Trips genossen werden konnte. Daraus hat sich ein ganz persönliches Radreiseländer-Ranking ergeben.

Top 1: Estland

Camping: Ist in Estland schlicht perfekt. Nicht nur, dass "wildes Zelten" erlaubt ist, es gibt sogar viele staatliche Campingplätze (RMK Camping - über Google Maps zu finden), die gratis sind. Auf diesen gibt es Feuerstellen mit Brennholz, Plumpsklos und Picknickplätze mit Bänken in Wäldern und am Meer.

Preis-Leistung: Es ist relativ einfach, in Estland günstig zu reisen und einzukaufen.

Radfreundlich: Unsere Route durch Estland führte uns oft auf langen, kleinen und ruhigen Landstraßen durch dichte Wälder quer durchs Land. An der touristischen Küstenregion sowie in größeren Städten gibt es neue und gut ausgebaute Radwege.

Naturerlebnis: Mehr als fünfzig Prozent des Landes besteht aus Wald und dementsprechend schön ist es, durch die herrliche Natur Estlands zu radeln.

Top 2: Tschechien

Camping: Teilweise taten wir uns schwer, nette Spots zum Wild-Campen zu finden, da in Tschechien viel Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Es ist jedoch möglich und erschwinglich auf gut ausgebaute Campingplätze auszuweichen.

Preis-Leistung: Das günstigste Bier auf unserer ganzen Reise, Prost!

Radfreundlich: Wir wussten vorher nicht, dass es in Tschechien so viele radbegeisterte Menschen gibt. Rund um größere Städte haben wir viele Radelnde auf Rennrädern oder dem Mountainbike getroffen. Die Straßen eignen sich super zum Radfahren und es gibt auch viele Radwege, wobei deren Beschilderung noch ausbaufähig ist.

Naturerlebnis: Tschechien hat uns extrem gut gefallen. Wir waren meist auf kleineren Straßen irgendwo zwischen hügeligen Feldern und Wäldern unterwegs. Ein sehr schönes Radreiseland!

Top 3: Schweden

Camping: Schweden ist ein absolutes Traumland zum wilden Campen. Es ist legal, in der Natur zu zelten und jeden Abend findet sich ein wunderschönes Plätzchen zum Übernachten an einem See oder Fluss.

Preis-Leistung: Von den Kosten her ist Schweden nicht unser Lieblingsland. 30 Euro am Tag gingen oft für uns beide allein für Lebensmittel drauf.

Radfreundlich: Unsere Route in Schweden führt uns quer durch das Seengebiet im Landesinneren. Schlicht atemberaubend. Endlos lange, autofreie und schöne Landstraßen durch Wälder und an Seen vorbei. Besser hätten wir es uns nicht wünschen können.

Naturerlebnis: Dichte, duftende Wälder und unzählige Seen und Flüsse - in Schweden vergeht kein Tag ohne beeindruckende Naturerlebnisse. Die Wasservorräte sollten daher sehr gut im Auge behalten werden. Denn ob der üppigen Natur sind es zuweilen an die 50 Kilometer Radel-Distanz von der einen Ortschaft in die nächste.

Top 4: Dänemark

Camping: Doppeldaumen hoch fürs Campen in Dänemark! Wild zu zelten ist zwar verboten, aber es gibt unzählig viele gratis Übernachtungsplätze. Oft werden diese von der Dorfgemeinschaft offeriert und liebevoll gepflegt. Manchmal mit kleinen, offenen Holzunterständen zum Übernachten, meist mit Zeltplatz und Feuerstelle. Wir sind beeindruckt von diesem gut funktionierenden System.

Preis-Leistung: Siehe Schweden. Leider ein sehr teures Land.

Radfreundlich: Dänemark ist eines der radfreundlichsten Länder, durch die wir geradelt sind. Die Radwegbeschilderungen sind super, es gibt in den Städten unzählig viele Radwege und die Autofahrenden sind auf die vielen Radelnden eingestellt und dementsprechend rücksichtsvoll. Gefühlt nirgendwo trift man so viele Radtourende wie in Dänemark.

Naturerlebnis: Als wir durch Dänemark radelten, wehte uns beständig Gülleduft um die Nase. Die Felder waren alle gemäht und offenbar auch gedüngt worden. Daher: Im Frühjahr oder Sommer, wenn die Feldfrüchte noch stehen, ist das Naturerlebnis bestimmt schöner, als zu unserer Reisezeit Mitte August.

Top 5: Teneriffa

Camping: Wild-Campen wird auf Teneriffa nicht geduldet. Aber dafür kann auf der Insel legal und kostenlos auf den offiziellen Campingplätzen gezeltet werden. Es gibt 13 kostenlose Wald-Campingplätze auf Teneriffa, die mit Toiletten, Duschen, Grillstellen und Quellwasser ausgestattet sind (die Ausstattung variiert je nach Platz). Wer völlige Ruhe in den Wäldern Teneriffas genießen möchte, ist hier genau richtig. Wichtig zu wissen: Über das „Cabildo de Tenerife“ können Plätze kostenlos reserviert werden. Nicht vergessen: vorher eine Online-Reservierung machen. Bei Kontrollen einfach die Reservierungsbestätigung auf dem Handy oder als Ausdruck vorzeigen.

Preis-Leistung: Abseits von touristischen Gebieten ist es möglich, sehr günstig einzukaufen oder essen zu gehen.

Radfreundlich: Auf allen kanarischen Inseln sind in den letzten Jahren viele Straßen renoviert und erneuert worden, was Radfahren zum Genuss macht. Es gibt allgemein sehr viel Radtourismus auf den Kanaren. Auch die Autofahrenden sind meist sehr rücksichtsvoll.

Naturerlebnis: Gerade die nördliche Hälfte von Teneriffa bietet perfekte Bedingungen für Aktivurlauber. Ungemein abwechslungsreich präsentiert sich die Landschaft und perfekt das Wetter: Schließlich, so sagt man, herrscht auf der Kanareninsel ewiger Frühling. Auf Teneriffa geht es zum Biken ins Vulkangebiet oder zum Rennradeln auf idyllische Passstraßen.