Kürzlich wurde in Oberstenfeld ein neuer Radweg eingeweiht. Foto: Avanti/Ralf Poller

Der Radtourismus ist auch ein starker Wirtschaftsfaktor. Seit Corona sind immer mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs. Der Kreis Ludwigsburg und die Kommunen reagieren – etwa mit neuen Streckenangeboten.

Das Radfahren erlebt seit der Coronapandemie bundesweit einen Boomt. Und in der Tag – es werden ja auch jede Menge Glückshormone ausgeschüttet, wenn man so in der Frühlingssonne durch die Region radelt. Vom sportlichen Aspekt einmal ganz zu schweigen. Was auch immer der Grund ist: Radeln ist in.

Die Gemeinde Oberstenfeld hat deshalb kürzlich einen neuen Rad- und Wanderweg eingeweiht. Er führt in den Teilort Prevorst, das höchste Dorf im Landkreis. Die 250 Höhenmeter hinauf sind durchaus anspruchsvoll, schreckten aber bei der Einweihung vorletzte Woche keinen der rund 30 Mitradler, darunter war auch der Initiator der neuen Strecke, Harald Helber.

Weitere Strecken sind geplant

„Wir möchten unsere schöne Landschaft den Menschen noch näher bringen“, sagte der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann über dieses Projekt. Und der Name des Weges – GO 1 – würde ja schon andeuten, dass in Kürze die Umgebung auf noch mehr neuen Wegen erkundet werden könne, deutete Kleemann an.

Das gilt nicht nur für das obere Bottwartal. Im Juli soll zum Beispiel der neue Metterradweg eröffnet werden. Dieser führt von Sternenfels nach Bietigheim-Bissingen. Der Metterradweg schließt sich an den bestehenden Kraichradweg an, der von Sternenfels nach Ketsch am Rhein führt. „Durch diese Verbindung zwischen Rhein und Neckar können Interessierte im Land der 1000 Hügel viele einzigartige und unvergessliche Momente erleben – und natürlich auch zwischen den Fernradwegen an Neckar und Rhein wechseln oder abkürzen“, heißt es aus dem Kreishaus in Ludwigsburg.

Der Landkreis verfügt über keine Zählstellen für Nutzer an den Radwegen, auch an den Fernradwegen, die durch den Landkreis Ludwigsburg führen, gibt es keine Fahrradzählstationen. Dennoch sei der Trend klar erkennbar, sagt der Pressesprecher Andreas Fritz: „Generell ist das Radfahren seit der Coronapandemie immer noch stark nachgefragt.“ So zog auch auf den Tourismusmessen im Januar das Radprogramm großes Interesse auf sich – sowohl Tagesradtouren als auch Streckenradwege und Radfernwege. „Der Kreis Ludwigsburg bietet hier für fast jeden Anspruch das richtige Radwegeangebot.“ Die Radfernwege seien dabei stärker befahren, auf den Radwegen im Landkreis selbst sei das Radeln immer noch entspannt und angenehm.

Beliebt sind alle Radwege gleichermaßen. Egal ob ein Streckenradweg in Etappen als Mehrtagestour gefahren wird oder die Themen-Radwege als Tagestour anstehen. Es wird aber künftig noch weiter mit steigendem Radtourismus gerechnet. Eine nachhaltige Urlaubsgestaltung und der Klimaschutz sind bei der Urlaubsplanung stark nachgefragt – und hier gehört der Radtourismus definitiv mit dazu.

In einer Broschüre gibt es alles auf einen Blick

Das merkt auch Julia Essig-Grabnar von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal. Zahlen liegen ihr zwar nicht vor, aber auf der Tourismusmesse CMT und generell sei die gezielte Nachfrage nach den Wander- und Radbroschüren stark angestiegen. In „Radfahren in der Wein-Lese-Landschaft Marbach-Bottwartal“ haben die Menschen auf zwei Rädern alles auf einen Blick: Kartenmaterial, E-Bike-Ladestationen, Trails für Mountainbiker, geführte Touren und solche, die man allein erkunden kann. Darunter auch die neue in Oberstenfeld, die hinauf nach Prevorst und dann über die Obere Ölmühle und schließlich mit heißen Bremsen all die vorher mühsam erarbeiteten Höhenmeter wieder hinunter Richtung Gronau und zurück nach Oberstenfeld führt.

Zwischendurch können die Radler bei der neuen Strecke auch einkehren. Entweder in Prevorst oder an der Oberen Ölmühle. Oder zurück im Tal in Gronau oder Oberstenfeld. „Der Radtourismus ist ein starker Wirtschaftsfaktor“, sagt auch Andreas Fritz. „Die Radfahrer nutzen die Gastronomie entlang der Strecke für eine Einkehr. Ebenso profitieren die Lebensmittelanbieter wie Bäckereien, Metzgereien, Lebensmittelmärkte und Supermärkte vom Radtourismus.“ Viele würden sich unterwegs spontan mit dem Benötigten für die Radtour eindecken.

Die Erfahrung zeigt: Inzwischen bieten viele Gastronomen die Möglichkeit, E-Bikes während der Pause aufzuladen. Auch der öffentliche Nahverkehr merke wieder die steigende Nutzung der Züge und S-Bahnen, die den Radtouristen als Verbindungen dienen, heißt es aus dem Kreishaus. Radfreundliche Hotels wie Bett & Bike bieten für Radfahrer die Möglichkeit, die Räder gesichert einzustellen – teilweise auch mit Lademöglichkeiten direkt im Radkeller. „Der Markt hat sich auf den Radtourismus eingestellt, auch mit Rad-Service-Stationen.“

So verläuft die neue GO1 zur Seherin von Prevorst

Länge
 Die Strecke GO1 ist von Oberstenfeld 17, von Gronau 15 Kilometer lang.

Strecke
 Von Oberstenfeld auf dem Radweg entlang bis zur Ortsmitte und über die Bergstraße hinauf, dann rechts zur Bottwar, ein kurzes Stück links über die Landesstraße Richtung Prevorst abbiegen und gleich unterhalb des Schützenhaus den Kaltenbergweg rechts hinauf bis zur Gronauer Platte. Dann geht es durch den Wald hinauf nach Prevorst mit dem Geburtshaus der Seherin. Der Schriftsteller Justinus Kerner hat die offenbar mit hellseherischen Fähigkeiten veranlagte Friederike Hauffe in seinem Bestseller 1829 beschrieben. Von hier geht es durch die Hohlgasse ins Tal auf der berühmten Rennstrecke der Seifenkisten. Kurz vor der Landesstraße 2087 links den Bühlweg hinunter. Über eine Brücke wird die Bottwar kurz nach ihrem Ursprung überquert. Von dort folgt man dem Kohlkammerweg talwärts und entlang der Bottwar zurück.