Unkompliziert transportieren können - das ist ein riesiger Vorteil von "kleinen" Lasträdern in der Stadt. Foto: www.pd-f.de /Luka Gorjup | Lux Fotowerk

Was sind die Fahrradtrends für das Jahr 2022? Die Fachleute vom pressedienst-fahrrad haben bei ihren Recherchen rund ums Thema Fahrrad die Top Ten der Trends ausgemacht, die im neuen Jahr eine große Rolle spielen.         

Trend 1: Radfahren, Radfahren, Radfahren

Das Fahrrad wird in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle bei der angestrebten Verkehrswende spielen. Der Ausbau einer radfreundlichen Infrastruktur ist hierfür ein wichtiger Bestandteil und eine bedeutende Aufgabe für die neue Bundesregierung. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte zwar bei seiner Regierungserklärung: „Viele fahren gerne mit dem Auto, und das soll auch so bleiben.“ Man kann aber direkt antworten: Aber das muss nicht sein – findet sogar der Automobilverband VDA. Speziell auf Kurzstrecken sind Fahrräder und E‑Bikes praktische, schnelle und umweltfreundliche Fortbewegungsmittel für Alltagswege.

Die Hersteller bieten ein breites Spektrum, damit so gut wie jede und jeder das passende Rad findet. Räder mit Handantrieb, Kinder-Laufräder fürs Gelände oder E‑Bikes mit kleinen Akkus klingen noch ungewöhnlich, bedienen jedoch wichtige Nischen. Ein Punkt wird zudem bedeutender und wird 2022 prägen: das Fahrradparken. Auch hier ist bereits eine modulare Lösung auf dem Markt, die zeigt, wie enger Parkraum in den Städten zukünftig praktisch genutzt werden kann.

Trend 2: Lastentransport

Wie kaum ein anderes Segment stehen Cargobikes symbolisch für die Verkehrswende. Lieferdienste, Familien oder Kleinunternehmen genießen die Vorzüge des Lastentransports per Rad. Dabei ist Lastenrad nicht gleich Lastenrad. Je nach Einsatzzweck gibt es diverse unterschiedliche Modelle: vom dreirädrigen über dynamische zweirädrige mit Federung bis hin zu Modellen mit diversen Gepäckträgerlösungen. Auch platzsparende Alternativen wie der Gepäckanhänger erleben eine Renaissance.

Trend 3: Digitalisierung

Die Digitalisierung macht auch vor dem Fahrradmarkt nicht Halt. Schlösser, die sich per App öffnen lassen, werden immer beliebter. Spezialisierte Unternehmen arbeiten daran, die Nutzungsfreundlichkeit bei E‑Bikes durch abgestimmte smarte Systeme und Apps zu verbessern. Das Smartphone wird dabei zur Steuerungszentrale. Antriebshersteller setzen ebenfalls auf digitale Lösungen und bieten eigene Apps an, die praktische Zusatzfunktionen versprechen und den Fachhandel bei Service-Arbeiten unterstützen. 

Trend 4: Gravelbikes

Vor ein paar Jahren noch belächelt, sind Gravel-Bikes mittlerweile ein Topsegment im sportlichen Fahrradmarkt. Der Trend, mit Rennlenker abseits von asphaltierten Straßen unterwegs zu sein, spricht immer mehr Menschen an. Selbst der Internationale Radsportverband (UCI) bringt eine eigene Gravel-Rennserie an den Start. Doch zwischen den Rädern gibt es große Unterschiede: der Markt bietet welche für Rennradelnde, mit Vollausstattung für sportliche Pendlerinnen und speziell für reiselustige Bikepackende.

Trend 5: SUV-E-Bikes

Sport Utility Vehicles, kurz SUV, sind im Automobilbereich bereits seit Jahren beliebt. Der Trend des geländefähigen Stadtgefährts hat mittlerweile auch das E‑Bike-Segment erobert. Touren-E-Bikes kommen mit einer alltagstauglichen Komplettausstattung wie Lichtanlage, Gepäckträger und Schutzblechen daher. Markenzeichen sind - wie beim Auto-Pendant - die breiteren Reifen, die vom Mountainbike inspiriert sind. Ihr Vorteil: Touren abseits von asphaltierten Straßen werden dadurch deutlich komfortabler. Und anders als bei ihren Geschwistern aus dem Autobereich sind die Geländetouren meist legal.

Trend 6: Kinderräder

Kinder von heute sind die Radfahrenden von morgen. Wenn sie bereits in jungen Jahren Spaß daran finden, werden sie auch später häufiger auf das Rad steigen und so aktiv zur Verkehrswende beitragen. Dabei sind Kinderräder heute keine Räder für Erwachsene in klein, sondern ergonomisch durchdachte und angepasste Fahrzeuge. Immer mehr renommierte Hersteller von Erwachsenenrädern widmen sich dem Thema und überarbeiten ihr Kindersegment.

Auch im Bereich Jugendrad tut sich was. 26-Zoll-Cityräder kommen auf den Markt. Ein Grund: Kinder und Jugendliche werden immer größer und haben andere Anforderungen und Wünsche an die Produkte als noch vor ein paar Jahren.

Trend 7: Mountainbiken

Mountainbiken gehört in Deutschland zu den beliebtesten Freizeitsportarten. Gerade in der Zeit von Corona genießen viele die Ruhe im Wald bei einer Radtour. Moderne Räder ermöglichen durch ausgeklügelte Technik, auch ausgefallene Wege zu erkunden. Dazu kommen verstärkt E‑Mountainbikes, die auch weniger Trainierten das Mountainbiken ermöglichen.

Mehr Waldnutzende heißt aber auch mehr Konflikte mit Wandernden, Waldbesitzenden oder Jagdausübungsberechtigten, über die im vergangenen Sommer bundesweit berichtet wurde. Deshalb hat sich unter Führung des Mountainbike Tourismus Forums die Initiative „Bike Spirit 4.0“ gegründet. Ihr Ziel ist, mit nachhaltigen Lösungen Aufklärungsarbeit zu leisten, Konflikte zu vermeiden und für mehr Miteinander im Wald zu sorgen.

Trend 8: Radreise/Bikepacking

Fahrradtourismus hat sich zu einem starken und wachsenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. 2018 betrug sein Umsatz laut einer Studie der Westfälischen Hochschule 11,6 Milliarden Euro. Das Angebot an passenden Rädern und richtigem Zubehör ist dabei groß: Von der gemütlichen Flussradtour über den Familienurlaub bis hin zur Abenteuerfahrt im Bikepacking-Modus finden Interessierte ihre passende Ausstattung. Spezialisten passen ihre Räder den Herausforderungen der Zeit immer wieder an, etwa indem sie Abenteuerräder alltagstauglich machen.

Auch der Zubehörmarkt in Form von passenden Radtaschen wird stetig um die Ansprüche neuer Radreisegattungen erweitert. Taschen zur Direktmontage am Rad auch ohne Gepäckträger, wie beim Bikepacking üblich, stehen dafür stellvertretend und sind im Trend.

Trend 9: Made in Europe

Die wachsende Nachfrage bei gleichzeitigen Einschränkungen und steigenden Preisen im Transportsektor, Rohstoffknappheit und Fachkräftemangel haben in den letzten Monaten (nicht nur) in der Fahrradbranche teilweise zu großen Lieferschwierigkeiten geführt. Da bislang viele Rahmen und Komponenten in Asien gefertigt werden, arbeiten einige Hersteller aktuell daran, die Fertigung in Europa zu stärken, um sich krisenfester zu machen. In Portugal, Ungarn oder Polen wurden in den letzten Monaten die Produktionskapazitäten erhöht und somit die Fertigung „Made in Europe“ weiter vorangetrieben.

Es gibt allerdings auch Hersteller, die seit Jahren für einen Großteil bzw. für die komplette Produktion auf die Fertigung in Europa und Deutschland setzen. Speziell im Zubehörsegment hat der Produktionsstandort Deutschland einen hohen Stellenwert.

Trend 10: Nachhaltigkeit

Radfahren hat ein grünes Image, doch bei der ökologischen Fertigung der Produkte und deren Entsorgung gibt es vielerorts noch Nachholbedarf. Outdoor-Ausrüster Vaude gilt hier inzwischen als einer der Vorreiter und kann ab 2022 seine Produktion klimaneutral bezeichnen. Aber auch bei anderen Herstellern rückt das Thema immer weiter in den Mittelpunkt.

22 Unternehmen haben deshalb Ende 2021 eine Bike-Charta für nachhaltiges Handeln ins Leben gerufen. Unterzeichner waren u. a. der E‑Bike-Hersteller Riese & Müller, der bis 2025 zum „nachhaltigsten Unternehmen der E‑Bike-Branche“ werden möchte, Anhängerspezialist Croozer, der einen eigenen Unternehmenswald pflanzte, oder Reifenhersteller Schwalbe, der an einem Recyclingprozess für Fahrradreifen arbeitet.