Fahren zunächst weiter durch die Region – wie hier am Bahnhof in Ludwigsburg: Pedelecs des unterlegenen Anbieters Nextbike. Foto: factum/Granville

Im Frühjahr sollten die Radausleihsysteme in der Stadt und der Region nur noch aus einer Hand kommen – der von DB Connect. Doch das gilt nur für normale Räder, weil die Bahn-Tochter keine neuen E-Bikes liefern kann.

Stuttgart - Der Start des neuen Radverleihsystems Regiorad in Stuttgart und der Region wird von einer Panne überschattet. Nach Informationen unserer Zeitung kann die Bahntochter DB Connect nicht wie im Vertrag vereinbart mit neuen Pedelecs an den Start gehen, weil sich die Produktion der Räder und der Ladestationen verzögert. In der Stadt sollen deshalb neben den neuen, mit Muskelkraft betriebenen Rädern die alten Elektroräder von Call a Bike weiter eingesetzt werden, in der Region werden in einigen Kommunen die dort bereits eingeführten Nextbike-Pedelecs mindestens bis Ende September 2018 angeboten. Nextbike ist der im Bieterverfahren unterlegene Kontrahent von DB Connect. Die Stadt Stuttgart plant offenbar, die Stadträte über die Entwicklung am Dienstag in nicht öffentlicher Sitzung des Umweltausschusses des Gemeinderats zu informieren.

Pannenreiche Vorgeschichte

Damit wird die ohnehin schon pannenreiche Vorgeschichte von Regiorad um ein weiteres Kapitel verlängert. Die Stadt Stuttgart, die auch für zahlreiche Kommunen in der Region das Projekt betreibt, setzte in der ersten europaweiten Ausschreibung unrealistische Rahmenbedingungen, so dass sich kein Bewerber fand. Die zweite Ausschreibung gewann die Bahn-Tochter DB Connect, die in Stuttgart schon Call a Bike betreibt, gegen Nextbike, das in der Region die vom Land geförderten Stationen verantwortet.

Der unterlegene Bewerber mit Sitz in Leipzig zog vor die Beschwerdekammer, die seine Einwände aber zurückwies. Damit war Mitte September klar, dass DB Connect den Auftrag bekommt, was Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) frohlocken ließ: „Das Rad ist auf kurzen und mittleren Strecken oft dem Auto überlegen. Das regionale Verleihsystem macht es für Pendler, Touristen und Tagesausflügler interessant, umzusatteln.“

Lieferprobleme bei DB Connect

Doch Regiorad kommt nach wie vor nicht so recht in den Tritt. Der im OB-Büro für nachhaltige Mobilität zuständige Ralf Maier-Geißer hatte schon im Herbst angekündigt, dass der Starttermin wohl vom 1. März auf den 1. April verschoben werden müsse. Weitaus gravierender sind nun die Probleme mit den Pedelecs. DB Connect kann offenbar die technische Ausstattung nicht rechtzeitig zur Verfügung stellen. Die Bahn-Tochter begründet dies intern damit, dass wegen der späten rechtssicheren Vergabe Produktionskapazitäten bei den Herstellerfirmen bereits belegt gewesen seien. Bis die neuen Pedelecs in Stuttgart sind, sollen die Call-a-Bike-E-Räder 2018 weiter angeboten werden.

Auch für die Kommunen, die bisher mit Nextbike-Stationen ausgestattet sind, gibt es eine Übergangslösung. „Wir sind von der Stadt Stuttgart über die Lieferschwierigkeiten der DB Connect informiert und in dem Zuge gebeten worden, den Betrieb in 2018 fortzusetzen“, sagte Ralf Kalupner, Geschäftsführer von Nextbike, „das werden wir natürlich tun.“ Kalupner erinnerte aber auch daran, dass Nextbike im Sommer bei der Vergabekammer Beschwerde eingelegt habe, „da wir berechtigte Zweifel hatten, dass DB Connect fristgemäß den technischen Anforderungen der Ausschreibung entsprechen kann. Nun kommt die Bahn also mal wieder zu spät“, meinte Kalupner, „bleibt für die Stadt Stuttgart zu hoffen, dass der Zug nicht ersatzlos gestrichen wird.“ Der Geschäftsführer kündigte an, dass „wir rechtliche Schritte prüfen“.