Am Rhein kann man radeln und paddeln Foto: Bettina Bernhard

Hinauf auf den Dinkelberg, dann hinein ins Boot: eine kombinierte Rad- und Kanutour lohnt sich am Hochrhein.

Lörrach - Ankunft Lörrach, Bahnhof. Erst mal einen Überblick verschaffen. Dazu steigt man am besten dem langen Egon aufs Dach. Seinen Spitznamen hat das Lörracher Rathaus vom Oberbürgermeister, unter dessen Ägide der Glas-Beton-Bau Mitte der 1970er entstand. Mit seinen 17 Stockwerken verteidigt der Verwaltungsbau bis heute den Titel höchstes Rathaus im Ländle. Genial ist der Stadtrundblick von der Dachterrasse: Hier der Schwarzwald, dort die Schweiz und Frankreich, mittendrin der Dinkelberg, Ausgangspunkt unserer Tour. 200 Kilometer umfasst das Radwegenetz am Dinkelberg.

Nach dem Boxenstopp beim Fahrradverleih hilft keine Ausrede mehr. Der (Dinkel-)Berg ruft, wenn auch erst mal schön eben durch den Grüttpark. Einst grünte hier eine Auenlandschaft mit lichtem Wald, die dann namensgebend „gerüttet“, sprich gerodet und landwirtschaftlich genutzt wurde. Zur Landesgartenschau 1982 verwandelten Grünplaner das Gelände in einen Park. Wegenetz, Wasserläufe und rund 60 000 Pflanzen blieben erhalten.

Der nächste Hingucker naht mit der Bridge Gallery. Bunt und schräg präsentieren sich die Graffiti an den 57 Pfeilern des Wiesentalviadukts. Die Brücke der A 98 gehört mit 1211 Metern zu den längsten im Land. Lörrach gab die Pfeiler 2010 für Graffitikünstler frei. Diese bereichern den Beton bis heute immer wieder um neue Kunstwerke, so dass das Wiederkommen lohnt.

Im Rhein kann man sich gemütlich treiben lassen

Dann steigt der Weg an und führt durch den Wald bis zur 400 Jahre alten Kreuzeiche, einem uralten Kreuzungspunkt im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz. In sanftem Auf und Ab geht es weiter, bis am Wegesrand das Biergärtle in einer ehemaligen Gärtnerei bei Adelshausen lockt. Nach dem Anstieg zur Hohen Flum rollt es wie von selbst bergab ins beschauliche Dorf Niederdossenbach und von dort weiter nach Schwörstadt. Hier kann man entweder im Rheinschwimmbad einen erfrischenden Stopp einlegen oder man macht es wie die Einheimischen. Sie steigen am Rheinufer ins Wasser, klemmen sich auf eine Schaumstoff-Nudel und lassen sich treiben. Dann steigt man aus, marschiert am Uferweg zurück und hüpft wieder rein. Für die strapazierten Po-Muskeln sind beide Varianten wohltuend.

Herrliche Abkühlung garantiert auch der Besuch in der Tschamberhöhle. Bei konstant 14 Grad und bester Luft atmen nicht nur Asthmatiker auf. „Hier ist alles bestens untersucht“, erzählt Höhlenführer Kurt Albiez. „Der Tüv und das Bergbauamt geben sich die Klinke in die Hand, um Luft, Wasser und Stabilität zu kontrollieren.“ Dafür bleibt das größte Rätsel der Höhle ungelöst. Bis heute weiß niemand, welche Quelle den unterirdischen Bach samt Wasserfall speist, der die Höhle aus dem Gestein regelrecht herausgespült hat. Löchrig wie Schweizer Käse und gleichzeitig trocken und bockelhart schichten sich die Wände aus Muschelkalk. Tropfsteine findet man in der Karsthöhle nicht, dafür bizarre Gesteinsformationen. Gut eineinhalb Kilometer der Höhle haben Forscher erkundet. Die für Besucher erschlossenen 600 Meter bis zum Wasserfall betreut der Schwarzwaldverein.

Wer will, kann das Rad nun auch gegen ein Kanu tauschen. Von Salmegg bis Grenzach ist der Rhein ein Traum. Keine Monsterschiffe, denn für die ist der Rhein dank Kraftwerk hier eine Sackgasse. Stattdessen begleiten Enten, Schwäne und Reiher das Boot. Es plätschert, zwitschert und summt und ist trotz Stadtnähe herrlich still auf dem Wasser. Nur ab und zu plärrt ein PS-starkes Motorboot vorbei und macht ordentlich Wellen, die das kleine Kanu verschaukeln.

In Grenzach steht eine alte Römervilla

Viel zu schnell kommt der Ausstieg in Grenzach. Hier warten das Rad und die in dieser Region allgegenwärtigen Römer. Einer von ihnen, Carantius, gab Grenzach den Namen und hinterließ eine ziemlich schicke Villa. Dank eines einsichtigen Bauherrn und eines engagierten Heimatvereins wurden Teile davon ausgebuddelt und zu einem sehenswerten Museum eingehaust.

Die letzte Etappe führt durch einen Zipfel Schweiz, was man aber nur an den rot-weißen Flaggen in den Schrebergärten merkt, und durchs Naturschutzgebiet Buchswald. Leider erholt er sich erst langsam vom Kahlfraß durch den Buchsbaumzünsler. Nach fast 40 Kilometern taucht am Horizont der lange Egon von Lörrach auf und weist den Weg ins Ziel.