Klicken Sie sich durch unsere Bilder von der Radsternfahrt. Foto: Pressefoto Baumann

Rund 4000 Menschen sind am Sonntag bei der Rad-Sternfahrt von Städten der Region aus unfallfrei zum Stuttgarter Schlossplatz gefahren. Mit dabei war auch ein Team aus StN-Redakteuren und 20 Lesern.

Stuttgart - Die Sternfahrt nach Stuttgart beginnt am Sonntagmorgen, 10 Uhr. In Ludwigsburg, Waiblingen, Plochingen und Filderstadt steigen die Radler in den Sattel, vor sich unterschiedliche Streckenlängen, eine Gesamtstrecke von rund 77 Kilometern und autoverkehrsfreie Straßen. Vater des Gedanken ist das Landesverkehrsministerium, das Fahrräder als Verkehrsmittel mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken will und Berufstätigen für den Weg zur Arbeit schmackhaft machen möchte.

Die Gruppe aus Filderstadt startet am S-Bahnhof in Bernhausen. Mit dabei: Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Filderstadts Technischer Bürgermeister Reinhard Molt, Jürgen Lenz von der Initiative Radkultur und natürlich das StN-Team mit 20 Lesern, welche die Fahrt nebst schicken, blauen Trikots bei einer Aktion ihrer Zeitung gewonnen haben, und den Redakteuren Thomas Hörner und Werner Weiss .

„Die Landesregierung will mit der Initiative gemeinsam mit den Kommunen das Rad im Alltag verankern und den Anteil der Radfahrer im Verkehr bis zum Jahr 2020 verdoppeln “, sagt Winfried Hermann. Die Landeshauptstadt liege derzeit bei mageren sieben Prozent, manche Kommunen wie Filderstadt schnitten mit rund 14 Prozent deutlich besser ab. Um mehr Menschen vom Autositz in den Sattel zu hieven, fördere die Landesregierung den Radwegebau und die Abstellanlagen mit einem eigenen Infrastruktur-Etat. Allerdings kämen nur Kommunen in den Genuss der Förderung, die für das Radwegenetz schlüssige Konzepte vorlegten, damit, so der Minister, „die Wege nicht irgendwo im Nirwana enden.“

Geld für Streberrolle der Filderkommune

Außerdem fördere das Land fahrradfreundliche Kommunen und fahrradfreundliche Unternehmen. Kommunen müssten dafür nicht nur Zukunftskonzepte vorlegen, sondern in der Vergangenheit schon Vorleistungen erbracht haben. Herausragend in dieser Hinsicht sei Filderstadt. Dort würden die Schüler seit Jahren vorbildlich ans Radfahren herangeführt. Für die Streberrolle der Filderkommune gibt es nicht nur ministerielles Lob, sondern Geld. „Wir haben vom Land in diesem Jahr 75 000 Euro bekommen, als Gegenleistung müssen wir im kommenden Jahr 35 000 Euro „wegen der Nachhaltigkeit“ aus eigener Kasse für die Fahrradförderung aufbringen“, sagt Technikbürgermeister Reinhard Molt. Derzeit nehme das vom Verkehr geplagte Filderstadt an einem Modellversuch des Arbeitskreises fahrradfreundliche Kommunen teil und versehe auch Fahrbahnen mit weniger als sieben Meter Breite mit Radschutzstreifen.

Claus Lachenmaier, seit gut zehn Jahren StN-Leser, ist einer der strahlenden Sternfahrtgewinner im StN-Team. Der 45-Jährige aus Feuerbach ist Polizeibeamter und begeisterter Radfahrer: „Ich fahre damit auch im Winter ins Geschäft nach Bad Cannstatt.“ Im Vergleich zu anderen Bundesländern, moniert er, könnte das Radwegenetz im Land besser ausgebaut werden, dann ließen sich weit mehr Menschen zum Radfahren bewegen. Der Ausbau von Radschutzstreifen in der Stuttgarter Innenstadt stieße an Grenzen: „Vielleicht gibt es noch an Kreuzungen und Ampeln Möglichkeiten, Radfahrer zu privilegieren. Angesichts zahlreicher Radler, die widerrechtlich auf Gehwegen fahren und Fußgänger in Bedrängnis bringen, sagt er: „Für Fehlverhalten gibt es keinen Freibrief. Fußgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer müssen geschützt werden.“

Gegen 10 Uhr macht sich die rund 400 Menschen zählende Bernhäuser Sternfahrer-Gruppe auf den Weg und erreicht in gemütlicher Fahrt in praller Sonne gegen Mittag den Schlossplatz. Dort sind zahlreiche Informationsstände aufgebaut, allerlei Räder sind zu bestaunen. Auf dem Podium fordert Winfried Hermann die Kommunen auf: „Gebt eure Parkstreifen frei für Radstreifen.“ Und Landespolizeipräsident Wolf Hammann appelliert an alle Radfahrer: „Im vergangenen Jahr gab es landesweit 9000 Radunfälle mit 42 Toten. Tragen Sie auch auf kurzen Strecken einen Radhelm.“ Bei Kindern betrage die Tragequote mittlerweile 60 Prozent, bei Erwachsenen nur fünf Prozent. Hammann: „Erwachsene sollten in dieser Hinsicht eigentlich die Vorbilder sein.“