Christian Freitag, Meiko Boley und Daniel Förster (von links) bearbeiten mit dem Laser normalerweise Blech. Foto: Eileen Breuer

Raclette mit Strahlen beschießen? Das geht! Drei ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Strahlwerkzeug haben es ausprobiert. Ob es die Zubereitung des Partyklassikers revolutioniert, ist aber fraglich.

Vaihingen - Bei den meisten Familien liegt der Raclettegrill im obersten Fach des höchsten Kellerregals, eingepackt in den originalen Pappkarton. Man holt ihn nur zu Weihnachten und Silvester hoch in die Wohnung, denn das Schrubben nach dem Käsedebakel ist aufwendig. Ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Strahlwerkzeug bieten die Lösung: Laser statt Racletteofen. Mit einem Festkörperlaser haben sie auf dem Campus in Vaihingen bewiesen: Den Käse kann man auch mit Strahlen schmackhaft zubereiten. „Im Gegensatz zu sonst war der Käse extrem fluffig“, sagt der Feinschmecker Daniel Förster. Gemeinsam mit Christian Freitag und Meiko Boley hat er den Käse mit Strahlen beschossen und ihn zum Schmelzen gebracht.

Der günstigste Emmentaler als Versuchskaninchen

Die Funktionsweise des Laserraclettes ähnelt der originalen Zubereitung: Normalerweise erhitzt ein Heizwedel den Käse großflächig und wärmt ihn damit langsam auf. Wenn er schmilzt, schabt man ihn vom Leib direkt aufs Brot. Auch der Laser fungiert als Heizquelle. Der Laserstrahl ist jedoch ein kleiner Punkt, der sich schnell über den Käse bewegt. Der Laser kann mehr leisten als ein Heizwedel: „Er ist ungefähr so stark wie acht Raclettegeräte auf einem Fleck mit einem Durchmesser von einem Millimeter“, sagt Boley, der die Technik entwickelt hat.

Dadurch, dass der Laser nicht die Oberfläche aufheizt, sondern in tiefere Schichten des Milchprodukts eindringt, blubbert der Käse vor sich hin. Und das führt laut den drei Technologen zu einem besseren Geschmackserlebnis als bei gewöhnlichen Raclettegrills. Damit diese Technik funktioniert, musste Boley lange herumbasteln: „Die Technik ist nicht für Raclette ausgelegt. Deswegen bin ich zum Supermarkt gefahren und habe den günstigsten Emmentaler geholt, den ich finden konnte. Damit habe ich eine Versuchsreihe durchgeführt.“ Und es funktionierte: Bei ihrem Ausstand am Institut, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt waren, konnten die drei Laserexperten die Funktion nicht nur demonstrieren: Sie servierten ihren Kollegen den schmackhaften Raclette-Käse auch direkt auf den Teller.

Eine Frage des Preises

Die Laserexperten sind sich sicher, dass man daraus auch eine Geschäftsidee entwickeln könnte: „Wenn die Chefetagen den fluffigen Käse erst mal probiert haben, gibt es kein Halten mehr“, sagt Förster. Kunden gibt es, da sind sie sich einig: „Wenn ein Restaurant das haben will, kann es das bekommen. Das ist eine reine Preisfrage.“

Denn während man einen Raclettegrill bei Onlinehändlern schon für ein paar Euro ergattern kann, kostet eine Laseranlage schnell mal Hunderttausende von Euros. Und ganz ungefährlich ist so ein Laser auch nicht: „Mit einem normalen Raclette kann man sich die Augen nicht ausschießen“, sagt Freitag. Denn in dem Laser steckt so viel Energie, dass man damit sein Augenlicht verlieren könnte. Strenge Sicherheitsvorkehrungen sind deshalb das A und O beim Umgang mit einem Laser: Immer, wenn der Laser den Käse befeuert, sind die Sicherheitstüren der Anlage geschlossen. Nur durch ein Fenster können die Hobbyköche verfolgen, wann der Käse auf den Teller tropft.

Eine Idee mit Zukunft?

Spruchreif ist diese Idee deshalb noch lange nicht – sie war ja eigentlich auch nur als ein Scherz zum Ausstand von Freitag, Boley und Förster gedacht. Weil sie das Institut für Strahlenforschung hinter sich ließen, hatten sie für ihre Kollegen noch mal eine kleine Feier organisieren wollen. Und das Raclette-Essen hat am Institut Tradition: Denn zwei der Chefs kommen aus der Schweiz: „Es hat sich als Teambuilding etabliert“, sagt Förster. Mit einer Tradition mussten die drei Erfinder brechen: Sie servierten keinen Käse aus der Schweiz, sondern einen französischen. Trotzdem sagt Förster: „Es war ein einzigartiges Käseerlebnis.“

In Zukunft werden sich die drei jedoch wieder Blechen zuwenden: Die schneiden, bohren und schweißen sie nämlich normalerweise mit dem Laser – und können so Schränke, Autotüren oder auch Minimobiles für den Weihnachtsmarkt herstellen.