Teils gibt es kräftige Preisnachlässe – ein neuer VW Tiguan wurde in einem Autohaus in Leipzig jüngst mit diesem Rabatt angeboten Foto: dpa-Zentralbild

Wer heute ein Auto kauft, zahlt in der Regel nicht den Listenpreis. Der VW-Dieselskandal dürfte die Rabattaktionen anheizen.

Stuttgart - Wer heute ein Auto kauft, zahlt in der Regel nicht den Listenpreis. Weil der deutsche Automarkt schon seit Jahren als gesättigt gilt, geht ohne Rabatte nichts. Sonderaktionen der Hersteller, Eigenzulassungen und Händlerrabatte führten hierzulande dazu, dass sich immer weniger Privatkunden einen Neuwagen zum regulären Preis kaufen. Zwar sind die Neuwagenrabatte im November saisonüblich leicht gesunken, wie Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut an der Uni Duisburg-Essen sagt, dennoch war es der zweithöchste November-Wert der letzten sechs Jahre. Die überschaubaren Rabattreaktionen von VW auf den Abgas-Skandal – bislang locken nur große Händler und Internetvermittler mit hohen Rabatten – und der Rückgang der Eigenzulassungen haben die Preisnachlässe im vergangenen Monat leicht gebremst. Der deutsche Markt bleibe aber angespannt, so Dudenhöffer.

Einer Analyse des CAR-Instituts zufolge sieht es so aus, „als würde VW durch den Abgas-Skandal in den nächsten Monaten zu einer Vertriebsstrategie mit höheren Rabatten gezwungen“. Ein Blick auf die Zulassungen zeigt, dass die Kunden mittlerweile auf den Abgas-Skandal reagieren: Bei den Zulassungszahlen von Audi, Seat, Skoda und VW gibt es laut CAR-Institut bei Privatkunden und Firmen deutliche Rückgänge. Die Marke VW habe diese Rückgänge durch hohe Eigenzulassungen – also Zulassungen auf Hersteller und Händler – kompensiert. Letztlich eine Zahlentrickserei – im September und Oktober hat allein die Marke VW im deutschen Markt 42 427 Eigenzulassungen getätigt. Damit kamen in den beiden Monaten 35,8 Prozent aller Neuwagen der Marke VW als Eigenzulassungen in den Markt.

Das CAR-Institut berechnet die „Zulassungsverluste“ allein bei Privat- und Firmenkunden der Marke VW im September und Oktober in Deutschland auf gut 5500 Neuwagen bzw. acht Prozent an Verkäufen in dieser Gruppe gegenüber den anderen Autobauern in Deutschland. Noch höhere Verluste mussten Seat (- 12,3 Prozent) und Audi (- 8,1 Prozent) hinnehmen. Lediglich Skoda halte sich relativ stabil. Es sehe ganz danach aus, als würde die VW-Kannibalisierung durch Skoda durch den Dieselskandal weiter gestärkt, so das Fazit der Studie.

Taktische Zulassungen – klingt besser als versteckte Rabatte

Es zeichne sich ab, dass 2016 kein einfaches Jahr für die Autobauer im deutschen Markt werde. „Die Branche geht mit hohen Beständen an taktischen Zulassungen ins Jahr 2016“, heißt es. Taktische Zulassungen – ein Fachbegriff, der besser klingt als versteckte Rabatte oder Tageszulassungen, doch genau das verbirgt sich dahinter, ebenso die Zulassungen von Vorführwagen oder Werkwagen. Der Anteil der taktischen Zulassungen liegt nach einer Studie von Ernst & Young im bisherigen Jahresverlauf bei 23,7 Prozent – im Vorjahr bei 22,2 Prozent. Zwischen Januar und Oktober 2015 (November-Zahlen gibt es noch nicht) ist das ein Anstieg um zwölf Prozent und damit mehr als doppelt so stark wie der Gesamtmarkt.

Ernst & Young geht davon aus, dass die Branche angesichts des Abgas-Skandals mehr denn je auf Rabatte setzt, „wenn einige Marktteilnehmer versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen, und versuchen, den eigenen Marktanteil zu steigern“.

Schon jetzt können Neuwagenkäufer je nach Modell kräftig sparen. Nachlässe von 25 Prozent und mehr auf den Listenpreis waren im November etwa bei den Modellen Hyundai I30, Ford Focus, Ford Fiesta und Seat Leon drin. Die geringsten Preisnachlässe gab es beim Smart (5,5 Prozent), dem BMW Active Tourer und Fiat 500 (je 11,9 Prozent) auf die Listenpreise, die einen Permium- bzw. Lifestyle-Aufschlag beinhalten. Internetvermittler haben laut CAR-Institut im November für die Top-30-Modelle Preisnachlässe von durchschnittlich 18,6 Prozent gewährt. Auch bei Händlern vor Ort gab es bundesweite Sonderaktionen. Unter den Top-10-Aktionen lag der Ford Kuga (27,9 Prozent Preisvorteil), gefolgt vom Citroën Berlingo und Hyundai I30 auf Platz drei, der mit dem Diesel-Deal wirbt – Benzinerpreise auf ausgewählte Hyundai-Dieselmodelle.