Raab war nicht zu schlagen – außer beim Boxen (hier 2001 mit der vielfachen Boxweltmeisterin Regina Halmich, gegen die er verlor). Foto: dpa

Nach und nach verabschiedet sich derzeit Stefan Raab vom Fernsehbildschirm. Das ist einerseits traurig, aber andererseits ist es auch höchste Zeit. Ein Kommentar.

Köln - Diese Woche ist große Abschiedswoche von Stefan Raab (Raabschied) vor der Kamera bei seinem Heimatsender ProSieben. Die letzte Sendung TV Total am Mittwoch war das zu Grabe tragen einer deutschen Fernsehinstitution. Am Samstag folgt dann der ganz große Samstagabend-Abschied mit der 55. Ausgabe von „Schlag den Raab“.

Stefan Raab hat wahrscheinlich schon immer die Geister geschieden: Die einen fanden seinen flapsigen Humor schlicht zu platt, die anderen liebten seine nonchalante Art.

Damals zu Beginn von TV Total war revolutionär, äußerst lustig und unterhaltsam was dort geschah. Etwa die dort gezeigten verunglückten Momente aus dem 24-Stunden Bombardement der deutschen Fernsehlandschaft, der Showpraktikant Elton, oder die unter Knöpfen gespeicherten absurden Kurz-Einspieler.

Abfeiern von längst verbranntem Zündwerk

In letzter Zeit blieb man etwa montags nach Circus Halligalli „dran“, hatte gerade gesehen, wie man heute Fernsehen macht und wurde enttäuscht. Bei Joko und Klaas ist jede Sendung irgendwie anders - bei TV Total ist alles beim Alten geblieben, als habe man das Ganze schon seit Langem aufgegeben. Es war eine Zeitreise in die beginnenden 2000-er Jahre.

Die Rituale bereiten vielleicht dem einen ein heimeliges Wohlfühlen, so waren sie doch ein Abfeiern von längst verbranntem Zündwerk. Es fängt schon mit dem Intro an: Die Band spielt, eine junge, meist hübsche Zuschauerin darf den Großmeister beim Einlauf in den Ring ankündigen: „Stefan Raaaab“. Je stolzer das junge Ding, desto mehr Potential zum Fremdschämen. Dann fährt er aus dem Unterboden des Studios hinauf ins Licht, um gleich wieder die Showtreppe herunterzusteigen.

Was folgte, wirkte meist wie routinemäßiges abfahren von Altbewährtem und der zum Programm gemachten „Dauerwerbesendung“. Die Pleiten und Pannen aus der Medienwelt funktionierten zwar immer noch, die Interviews mit den teils hochkarätigen Studiogästen wirkten aber oft lieblos und unvorbereitet.

Gehörte zum Mobiliar vieler Wohnzimmer

Dennoch darf nicht vergessen werden, was Stefan Raab seit 1993, als er die Moderation von „Vivasion“ übernahm, auf den Fernsehbildschirmen der Republik alles bewegt hat: Er hat Formate wie „Die Wok WM, „Schlag den Raab“ entwickelt, hat beim „Eurovision Song Contest“ mitgemischt, oder viele Hits platziert – um nur einiges zu nennen.

Stefan Raab ist ein Gesicht, das viele Fernsehzuschauer über viele Jahre begleitet hat und das muss gewürdigt werden. Stefan Raab gehörte zum Mobiliar vieler Wohnzimmer und er wird sicherlich eine Lücke hinterlassen. Diejenigen, die diese Lücke vor allem füllen sollen – die eingangs erwähnten Joko und Klaas - vielleicht wird man in zehn Jahren dasselbe über sie sagen: „Es war sehr schön, aber jetzt ist es auch gut!“