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Es gebe „keine andere Möglichkeit, moralisch, sowie musikalisch und ethisch“, sagte Raab.

Köln - Die deutsche Grand-Prix-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut soll nach dem Willen ihres Entdeckers Stefan Raab auch im nächsten Jahr beim Eurovision Song Contest antreten. Auf einer Pressekonferenz in Köln verdeutlichte der ProSieben-Entertainer, dass sein Vorschlag vom Sonntag kein Scherz war. Trotz einer bereits vereinbarten Neuauflage für eine Suche nach dem nächsten deutschen Grand-Prix-Teilnehmer zwischen Raab, ProSieben und der ARD befürwortete auch NDR-Intendant Lutz Marmor die Überlegungen.

Es gebe „keine andere Möglichkeit, moralisch, sowie musikalisch und ethisch“, sagte Raab zu einer möglichen Titelverteidigung der Abiturientin am Montag in Köln. Es sei denkbar, dass das TV-Publikum dann vorab statt eines neuen Kandidaten den Wettbewerbssong bestimme.

Lena hatte im März das Casting „Unser Star für Oslo“ gewonnen. Raab, sein Heimatsender ProSieben und die ARD hatten sich kürzlich darauf verständigt, auch für 2011 den deutschen Teilnehmer für den Eurovision Song Contest zu suchen. Der Vorentscheid sollte wieder auf ProSieben und im Ersten ausgetragen werden. Trotz der Vereinbarung befürwortete auch NDR-Intendant Lutz Marmor am Montag, statt eines neuen Castings auch 2011 auf Lena zu setzen. Dies sei angesichts des Erfolgs „in dieser Konstellation“ sinnvoll.

Raab bezeichnete Lena als „außerordentliche Person“. Er sei „immer noch ein bisschen geschockt, aber auch hochgradig erfreut“ über den unerwarteten Sieg. Die 19-Jährige bezeichnete den Song Contest als Erlebnis, „auf das wir alle stolz sein können“. Es sei noch unklar, was nun auf sie zukomme. Es gebe „noch keinen 365-Tage-Plan“. Mit dem Trubel um ihre Person könne sie gut umgehen: „Gott sei Dank nehme ich das nicht so ernst.“

Mit dem Vorschlag von Politikern, Raab und seinem Zögling das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, fremdelt das Erfolgsduo: Davon würden nur die Politiker profitieren, „die einem das anhängen“, sagte Raab. Die Auszeichnung würde er sich nicht persönlich abholen, aber gerne schicken lassen. „Ich würde es mir auch abholen“, scherzte Lena.

Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, hatte zuvor gesagt: „Stefan Raab und Lena haben zusammen den Grand Prix gerettet und Deutschland einzigartig präsentiert. Ich schlage beide dem Herrn Bundespräsidenten für das Bundesverdienstkreuz vor.“

Die 19-Jährige hatte mit ihrem Titel „Satellite“ am Samstag mit dem zweitgrößten Vorsprung in der Geschichte des Wettbewerbs gewonnen. Nur Vorjahresgewinner Alexander Rybak („Fairytale“) erzielte mit 169 Punkten einen größeren Abstand zum Zweitplatzierten, wie eine Sprecherin des NDR am Montag auf ddp-Anfrage sagte.

 Lena hatte mit 76 Punkten Vorsprung vor dem türkischen Beitrag gewonnen. Ein NDR-Sprecher betonte jedoch, dass ein tatsächlicher Vergleich mit früheren Jahren nur schwer möglich sei, da sich die Anzahl der Teilnehmerländer verändert habe. Rybak hatte 2009 mit 387 Punkten aus 43 Ländern die bislang höchste Punktzahl beim Eurovision Song Contest erreicht. Meyer-Landrut gewann mit 246 Punkten aus 39 Ländern.

Noch unklar ist, in welcher deutschen Stadt der 56. Song Contest 2011 stattfinden wird. Neben Hannover haben sich auch Hamburg, Berlin und Köln als Austragungsorte ins Spiel gebracht. NDR-Intendant Marmor verdeutlichte, dass der Austragungsort erst nach sorgfältiger Prüfung ausgewählt werde. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, sagte, die 19-Jährige habe durch ihre Authentizität überzeugt: „Sie hat sich selber einfach nur dargeboten.“ Das Publikum sei an „ungekünstelter Darbietung“ interessiert gewesen, „eben an einer Persönlichkeit, und nicht - wie das ja leider gerade beim Grand Prix oft so üblich ist - an sehr viel theatralisch aufgemotztem Standardpop.“