Der Kreisverband Ludwigsburg des Roten Kreuzes will raus aus den negativen Schlagzeilen. Foto: factum/

Seit zehn Jahren kommt der DRK-Kreisverband Ludwigsburg nicht zur Ruhe. Nach dem Abgang des umstrittenen Geschäftsführers Manfred Hormann soll erneut ein Neuanfang her – doch es gibt Altlasten.

Ludwigsburg - Kehrt endlich Ruhe ein beim krisengeschüttelten DRK-Kreisverband Ludwigsburg? Der als Sanierer geholte Geschäftsführer Manfred Hormann hat am 30. Juni seinen Posten aufgegeben, nachdem das Tischtuch mit der Belegschaft zerschnitten war. Sechs Anwärter auf seine Nachfolge gibt es. Ehrenamtlicher Vorsitzender will der 78-jährige Walter Adler aus Ingersheim bleiben – am Freitag tritt er bei der Hauptversammlung in der Gerlinger Stadthalle erneut an.

Als Kreischef hat Adler eine Aufgabe, um die ihn wohl keiner beneidet. Seit 54 Jahren ist er im Roten Kreuz, früher war er in Großunternehmen tätig. Das Amt übernahm er 2017, als der damalige Vize-Landrat Utz Remlinger nach Tübingen ging und den Posten abgab. Der 2015 verpflichtete Krisenmanager Manfred Hormann kam zunächst gut an und hielt sich zugute, das DRK erstmals wieder in „schwarze Zahlen“ gebracht zu haben.

Manfred Hormann hinterlässt ein zwiespältiges Erbe

Dafür lobt ihn Walter Adler auch im Rückblick. Doch er sagt auch: „Bei der Personalführung hatte er kein glückliches Händchen.“ Tatsächlich verstrickte sich Hormann in eine Vielzahl von Konflikten. Mit dem Betriebsrat stritt er mindestens zwölf Mal vor dem Arbeitsgericht, teilweise um Lappalien wie die Kosten von Fortbildungen. Mitarbeiter wurden fristlos und ohne echte Anhörung entlassen, wie etwa der seit 41 Jahren für das DRK tätige Pressesprecher Arnim Bauer.

Vor Gericht wurden die meisten Kündigungen für unwirksam erklärt, doch Hormann zog unbeirrt und entgegen dem Ratschlag des DRK-Justiziars in die nächste Instanz. Im April gab es schließlich eine Mitarbeiterversammlung und Einzelgespräche des Vorstandes mit den hauptamtlichen Angestellten. „Wir sind auch in die Rettungswachen im Kreis gegangen“, sagt Walter Adler. Danach war klar: Mit Hormann an der Spitze geht es nicht weiter, zahlreiche Rettungsdienstler hatten bereits die Kündigung eingereicht.

Kündigungen und Aufgabe von Rettungsfahrten

Das Rote Kreuz musste mehr und mehr Rettungsfahrten an die Konkurrenz wie die Malteser abgegeben, und sogar das prestigeträchtige Fahrzeug am Ludwigsburger Klinikum. Zuletzt hat es auch zwischen Hormann und dem Vorstand geknirscht. „Wir haben uns ein wenig überfahren gefühlt“, sagt Walter Adler, der bis Jahresanfang Hormann stets den Rücken gestärkt hatte. Doch die ständige Unruhe beschädigte das öffentliche Bild des DRK, der Vorstand machte Hormann klar, dass er seinen Stil ändern müsse. Das wollte dieser nicht – und kündigte.

Nun wird ein neuer Geschäftsführer gesucht, die Zahl der Bewerber soll vom engeren Vorstandsteam auf zwei oder drei reduziert und dann eine geeignete Kraft gefunden werden. Klar ist: Es wird niemand aus der Belegschaft, gesucht wird ein externer Kandidat. „Wir haben gute Interessenten mit Führungserfahrung und Praxis im Rettungsdienst“, sagt Adler dazu.

Zwei Millionen Euro Schulden

An diesem Freitag wird ein neuer Vorstand gewählt. Adler tritt erneut an, will aber langfristig einen Nachfolger suchen, wenn das DRK wieder in ruhigerem Fahrwasser ist. Ein Problem sind auch die drückenden Schulden von gut zwei Millionen Euro. Ungewöhnlich viel für eine DRK-Gliederung. Es handelt sich zwar nicht um Bankkredite, sondern um interne Darlehen bei den Ortsverbänden und dem Landesverband. Doch diese wollen ihr Geld auch irgendwann zurück.

Teilweise sind die Schulden Altlasten: 2012 wurde ein Geschäftsführer wegen angeblichfalscher Abrechnungen und Betrugs entlassen,die Ermittlungen gegen ihn wurden jedoch wieder eingestellt. Ein hoher Schaden entstand, allein der Landkreis forderte 112 000 Euro zurück. Auch unter der Ägide von Utz Remlinger kam der Verband nicht zur Ruhe.

Adler will das Image wieder aufpolieren

Nun soll ein Neuanfang versucht werden, wieder einmal. Eine externe Beratungsfirma ist eingeschaltet, der Landesverband schaut nach dem Rechten, die Kreisverbände Böblingen und Freudenstadt helfen mit ihrer Infrastruktur aus. „Das Klima ist deutlich besser geworden, die Stimmung hat sich beruhigt“, sagt Walter Adler. Nun hofft er, mit der Wahl eines neuen Geschäftsführers ein glückliches Händchen zu zeigen.

Nach fast zehn Jahren Querelen will er dem Image seiner Organisation wieder zu altem Glanz verhelfen. Adler: „Vor 15 Jahren war der Kreisverband Ludwigsburg der beliebteste im ganzen Land.“