Der Querdenken-Gründer beim Verlassen der JVA Foto: dpa/Marijan Murat (Archiv)

Michael Ballweg, der Gründer der Querdenken-Bewegung, hat neue Ziele für seine Arbeit gefunden. Passt das noch zur Meinung seiner Fans?

Am Sonntag ziehen von 13 bis 19 Uhr wieder Anhängerinnen und Anhänger der sogenannten Querdenken-Bewegung in Stammheim zur Justizvollzugsanstalt Stuttgart, umrunden diese einmal, und demonstrieren für die Freiheit bestimmter Gefangener. Solcher, die ihrer Meinung nach zu Unrecht „aus politischen Gründen“ einsitzen. Für die Freiheit eines Mannes, der sonst hinter den Gefängnismauern den skandierten Sprechchören lauschte, müssen sie zunächst nicht mehr kämpfen, denn er wird mit ihnen durch Stammheim ziehen: Michael Ballweg soll bei der Demo laut entsprechender Ankündigungen dabei sein. Er saß neun Monate lang in Stammheim in Untersuchungshaft. Vor zwei Wochen wurde er entlassen.

Eine Privatperson hat die Kundgebung optimistisch mit 3000 bis 5000 Teilnehmenden bei der Stadt als Versammlungsbehörde angemeldet. Es wird interessant sein zu beobachten, wie viele tatsächlich kommen. Denn in den neun Monaten, in denen Michael Ballweg wegen der Vorwürfe des versuchten Betrugs und der Geldwäsche in Stammheim war, haben sich zwischen seinen Ansichten und denen der Bewegung durchaus Unterschiede entwickelt. So will sich der ehemalige IT-Unternehmer offenbar mit der Letzen Generation zusammentun. Kurz bevor er Stammheim verlassen konnte, weil sein Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wurde, habe er noch einen Brief an die Klimaaktivistinnen und -aktivisten geschrieben, sagte Ballweg in einem Interview mit dem SWR. In einschlägigen Telegram-Kanälen, in denen sich die Fans Ballwegs auch tummeln, hat man in den zurückliegenden Monaten jedoch nichts Gutes über die Gruppe gelesen. Am 8. April wurde dort ein Beitrag im Kanal „Stuttgart-Widerstand-Demos“ geteilt, in dem von „gnadenlosen Klimaklebern“ die Rede ist. Auch Zitate des Schauspielers Til Schweiger, der über die Letzte Generation sagte: „Das sind Vollidioten“, finden dort Beifall. Im Kanal „Freiheit für Michael Ballweg“ findet sich ein Beitrag mit der Überschrift „Klimahysterie“. Es gibt Beobachter, die aufgrund des von Ballweg neu entdeckten Themas Klimaschutz sogar vermuten, dass die Unterstützung des Querdenken-Erdenkers schwinden könnte. So hat sich zum Beispiel der Würzburger Jurist Chan-Jo Jun geäußert, der sich auf seinem Youtube-Kanal „Anwalt Jun“ schon öfters mit Ballweg und der Querdenken-Bewegung befasst hat.

Er geht bei seinem Gedankenspiel sogar einen Schritt weiter. Sollte sich jemand von Ballweg aufgrund der Aussagen zu der Klimabewegung distanzieren, könnte das nach Ansicht des Juristen auch Auswirkungen auf den Prozess haben. Sollten sich Anhänger von Ballweg abwenden und ihre Aussage zurückziehen, er hätte das von ihnen gegebene Geld für alle Zwecke verwenden können, auch privat und für seine Firma, wäre man wieder beim Tatvorwurf des Betrugs und nicht mehr nur des versuchten Betrugs.