Sehr gut angenommen wird das Begleitmobil: Ehrenamtliche fahren Senioren zum Arzt, zum Einkaufen oder zur Wassergymnastik im Schwimmbad. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Telefonkette, Senioren-Fahrservice, Straßenfest: Eine Projektgruppe arbeitet in Schorndorf daran, dass Nachbarschaft gelebt wird. Ziel ist letztlich, dass ältere Menschen so lange wie möglich daheim leben können. Für die Idee der Ehrenamtlichen gab es eine Landesförderung.

Schorndorf - Manchmal sind es die vermeintlich kleinen Dinge, die ein gutes Miteinander fördern können. Jeden Montag klingelt bei 16 Familien im Schorndorfer Mühlenviertel das Telefon. „Wir erkundigen uns beieinander, ob alle fit und für die Woche gerüstet sind“, erzählt Gunter Kaiser, der Vorsitzende des Vereins „Gute Nachbarschaft im Mühlenviertel Schorndorf“: „Mal redet man kurz, mal verabredet man sich bei dieser Gelegenheit.“

 

Der Verein hat nicht nur die Telefonkette ins Leben gerufen, sondern organisiert seit zwei Jahren einen Fahrdienst. Ehrenamtliche begleiten Senioren zum Arzt oder zum Einkaufen. „Mittlerweile haben wir jeden Monat rund 40 Fahrten, inzwischen werden wir über das Quartier hinaus angefordert“, berichtet Kaiser.

Gefördert durch Landesstrategie „Quartier 2020“

Mit diesen und weiteren Angeboten wie einem Nachbarschaftsvesper, einem Straßenfest oder einem Kurs für pflegende Angehörige und Nachbarschaftshelfer arbeiten die Ehrenamtlichen daran, dass sich die Menschen im Schorndorfer Mühlenviertel – dem Wohngebiet zwischen Rems- und Vorstadtstraße – näher kommen. Das Ziel ist, dass ältere Menschen so lange wie möglich daheim leben können.

Diese Idee wurde vor einem Jahr im Rahmen der Landesstrategie „Quartier 2020“ ausgezeichnet und mit 30 000 Euro bedacht. Damals hat sich eine Projektgruppe gebildet, zu der neben dem Verein die Stadt, das Familienzentrum sowie die AWO-Sozialstation gehören. Die Partner arbeiten nun gemeinsam daran, das Mühlenviertel weiter zu entwickeln.

Seit einem halben Jahr gibt es eine Quartiersmanagerin

Ein Baustein ist, dass es seit einem halben Jahr eine Quartiersmanagerin auf Minijob-Basis gibt. „Ich möchte vor allem die Familien ansprechen“, sagt Melanie Krahl, die zurzeit versucht, das Mühlenviertel kennenzulernen und Kontakte aufzubauen. Ein erster Erfolg ist, dass es im Dezember einen lebendigen Adventskalender geben wird. „Es haben sich so rasch Bewohner bereit erklärt mitzumachen, das stimmt mich sehr positiv“, sagt Melanie Krahl, die früher als Pflegedienst- und Heimleiterin gearbeitet hat.

Zudem hat sie Fragebögen ausgeteilt, über die sie herausfinden möchte, wo die Bewohner im übertragenen Sinn der Schuh drückt. „Der Rücklauf ist noch nicht so groß, aber einige Themen kristallisieren sich bereits heraus“, erzählt die 35-Jährige. Etwa der hohe Parkdruck durch das Berufsschulzentrum, der dadurch bedingte viele Verkehr im Viertel oder auch die Unterführung zum Bahnhof, die von den Bewohnern als dreckig und unsicher empfunden wird.

Ziel: eine Begegnungsstätte für das Mühlenviertel

Langfristig möchte die Projektgruppe erreichen, dass es für Familien und ältere Bewohner einen zentralen Treffpunkt im Viertel gibt. „Bisher finden Veranstaltungen mal in der Cafeteria des Mehrgenerationenhauses, mal im Zentrum für internationale Begegnungen statt. Aber es fehlt eine Begegnungsstätte“, sagt Melanie Krahl. Ein weiteres Ziel ist die Errichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft zusammen mit der AWO. „Die Suche nach einem Grundstück läuft“, sagt Kaiser.

Dem Verein „Gute Nachbarschaft im Mühlenviertel Schorndorf“ geht die Arbeit nicht aus – zumal das Quartier durch große Bauprojekte wie auf dem Pfleiderer-Areal aufgesiedelt wird. Für die Stadt hat das Projekt eine Art Vorreiterfunktion: „Ziel ist es, die Quartiersarbeit auch auf andere Teile von Schorndorf auszuweiten“, sagt Beate Härer vom Fachbereich Familie und Soziales.

Mitstreiter: Für das Begleitmobil werden weitere ehrenamtliche Fahrer gesucht. Interessierte können sich beim Familienzentrum unter der Rufnummer 0 71 81/88 77 00 melden. Weitere Infos gibt es im Internet