Im Jahr 2020 soll die Jugendverkehrsschule umziehen, dann kann der Diakonissenplatz neu gestaltet werden. Foto: Kathrin Wesely

Den Auftrag für die Umgestaltung des Diakonissenplatzes erhält das Büro Mann aus Fulda.

S-West - Zur Recherche hat sich Tobias Mann ins Café Stöckle gesetzt. Dort treffen sich viele aus der Nachbarschaft, „die gute Stube des Westens“ sei das Café. Mann, Inhaber eines Landschaftsarchitekturbüros mit Sitz in Fulda, hat voriges Jahr einen Entwurf für den Diakonissenplatz eingereicht. Im Café Stöckle habe er versucht herauszufinden, was der Diakonissenplatz für die Bürger bedeutet. „Da habe er Fahrrad fahren gelernt“, erzählte ihm jemand am Nachbartisch. „Ich auch“, sagte ein Bürger. „Ha, jeder von uns“, ein anderer Teilnehmer.

Der Landschaftsarchitekt ist in Stuttgart aufgewachsen

Die Geschichte hat Mann bereits letztes Jahr bei einer Bürgerbeteiligungsveranstaltung zum Diakonissenplatz erzählt. Jetzt weiß er, seine Bewerbung hatte Erfolg. Der Bezirksbeirat West und der Gemeinderat segneten den Zuschlag für das Fuldaer Büro ab.

Mann ist aber keineswegs Fremder in Stuttgart. Er ist hier geboren und zur Schule gegangen. Stuttgart ist seine Heimatstadt. „Im Westen war ich aber selten als Kind“, erzählt er am Telefon. In Birkach ist er groß geworden; dort, wo auch die Luft besser ist. Im Westen sei die Luft ja eher schlecht, sagt Mann. „Es fehlen auch Freiräume für die Menschen“, ergänzt er. „Es ist wirklich schade, dass dieser Platz so lange eingezäunt war.“

Das will er ändern. Laut Stadtverwaltung wird die Jugendverkehrsschule voraussichtlich 2020 vom Diakonissenplatz an ihren neuen Standort am Westbahnhof umziehen. Danach steht der Platz, zwischen Rosenberg-, Silberburg- und Forststraße und dem Paulinenpark gelegen, wieder den Menschen aus dem Stadtbezirk frei zur Verfügung.

Der Übungsparcour für Verkehrsschüler muss dann weichen, Tobias Mann will den Platz parkähnlich umgestalten. Eine Art „grüne Oase“ schwebt ihm vor. Bisher gebe es auf der Fläche etwa 3000 Quadratmeter Grün. „Das vergrößern wir auf 4400 Quadratmeter“, sagt Mann. „Den Verkehrsübungsplatz aus den 50ern transformieren wir in die neue Zeit und legen ein großes Wegenetz an.“ Das Verkehrsbeobachterhäuschen will Mann als Erinnerung an die Geschichte des Platzes auch künftig erhalten.

Picknicken, Ball spielen oder die Nachbarn treffen

Im Mittelpunkt hat der Landschaftsarchitekt eine Spiel- und Liegewiese in sechseckiger Form vorgesehen – zum Picknicken, Ball spielen oder einfach nur Rumliegen oder Sitzen – ideal auch für Kinder. Auch Flächen für Urban Gardening, wo die Nachbarschaft vielleicht gemeinschaftlich Tomaten, Gurken oder anderes anpflanzen könnte, hat er eingeplant.

Und zum Schluss plant Mann in der Mitte des Diakonissenplatzes ein „Aktionsfeld“, wie er es nennt. Dort gibt es Tischtennisplatten, Tische und Stühle sowie einen Trinkwasserbrunnen. „Dort können sich die Nachbarn dann einfach entspannt treffen“, so hofft er. Ein paar neue Bäume will er auch pflanzen, ein paar alte, kranke kommen dafür weg.

Was der Diakonissenplatz definitiv nicht wird? „Ein Designerplatz“, betont Mann. „Weil es um Menschen geht und die sollen dort leben und sich erholen.“

Die Bürger forderten vor allem mehr Grün

Zur Gestaltung des Diakonissenplatzes hatte es mehrere Bürgerbeteiligungsrunden gegeben. Viele Bäume, urbane Gärten und großzügige Flächen für Sport im Freien hatten die Beteiligten gefordert. Der gemeinsame Nenner der Bürger: mehr Grün. Im Juni 2017 stellten vier Büros vor dem Bezirksbeirat und interessierten Bürgern ihre Konzepte vor. Der Favorit der Bürger wäre mit elf Stimmen der Entwurf von Ulrich Schuster von Plankontor S1 aus Stuttgart gewesen. Dieser habe sich aber aus verschiedenen Gründen nicht realisieren lassen, sagt Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle, weshalb man sich nun für den damals zweiten Favoriten, der neun Stimmen erhalten hatte, entschieden habe.

Die Verwaltung habe nach ausführlicher Prüfung der vier Vorschläge den Entwurf des Büro Manns für am geeignetsten gehalten. Laut Verwaltung gebe es bisher noch keine „belastbare Kostenschätzung“ für die Umgestaltung des Diakonissenplatzes, vorläufig geht man aber von circa 1,125 Millionen Euro Herstellungskosten aus.