Das alte rote Zugangsgebäude zum Tiefbunker soll weichen. Foto: Torsten Ströbele

Der Verein Schutzbauten ist von der Stadtverwaltung enttäuscht und lässt seinem Ärger freien Lauf.

Stuttgart-Feuerbach - Rund um den Feuerbacher Bahnhof soll bis 2023/2024 das Quartier am Wiener Platz mit 165 neuen Wohnungen entstehen. Noch ist auf der circa 14 000 Quadratmeter großen Fläche nicht viel zu sehen. Wo früher der Galvanisierungsbetrieb Schoch angesiedelt war, mussten zunächst die kontaminierten Gebäude abgerissen und dann der verseuchte Boden ausgetauscht werden. In den Chrombäder-Hallen hantierte die Firma Schoch täglich mit gesundheitsschädlichen Stoffen, die jahrzehntelang in den Boden und damit ins Grundwasser gesickert sind.

Der Bebauungsplan für das neue Quartier ist in Arbeit und soll Ende des Jahres ausgelegt werden. „Mitte 2021 könnten dann Bauanträge eingereicht werden. Spätestens 2024 müssten die Wohnungen bezugsfertig sein“, erklärt Matthias Bertram, der Leiter der Abteilung Stadterneuerung und Wohnbauentwicklung beim Amt für Stadtplanung und Wohnen.

Aktuell bereitet die Behörde parallel die Ausschreibung für ein Teilprojekt vor, das dem Feuerbacher Rolf Zielfleisch sehr am Herzen liegt. Es geht um den Tiefbunker, den der Verein Schutzbauten betreut. Regelmäßig werden dort Führungen angeboten, an denen laut Zielfleisch, dem Ersten Vorsitzenden des Vereins, jährlich rund 3500 Besucher teilnehmen. Seit Jahren kämpft der Feuerbacher dafür, dass im Rahmen der Neubebauung rund um den Bahnhof der Tiefbunker ein neues Zugangsgebäude mit Ausstellungsfläche bekommt. Doch die aktuellen Pläne der Stadt verärgern Zielfleisch, der in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats seinem Groll Luft verschaffte. Nach einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Amtes für Stadtplanung und Wohnen ging Zielfleisch davon aus, dass es mit einem neuen, großzügigen Zugangsgebäude mit Ausstellungsfläche nichts wird. „Das ist ein Unding!“ Im Rahmen der Bürgerbeteiligung im Jahr 2012 sei das anders besprochen worden. „Wenn die neuen Pläne umgesetzt werden, ist das Amt für Stadtplanung und Wohnen der Totengräber dieser Einrichtung.“

Kein Geld für ein repräsentatives Eingangsgebäude

Bezirksvorsteherin Andrea Klöber versuchte den aufgebrachten Zielfleisch etwas zu beruhigen: „Das Amt möchte definitiv Ihren Verein und Ihr Engagement nicht erwürgen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“ Allerdings gab Klöber auch zu bedenken, dass im Rahmen der Bürgerbeteiligung viele Ideen eingeflossen seien. Alle könnten aber nicht umgesetzt werden. Und derzeit sehe es wohl so aus, als stehe für ein neues repräsentatives Eingangsgebäude für den Tiefbunker kein Geld zur Verfügung.

Matthias Bertram vom Amt für Stadtplanung und Wohnen wird auf Nachfrage konkreter: Im Juli 2012 hatte die Stadt einen städtebaulichen Wettbewerb für das neu zu ordnende Quartier am Wiener Platz ausgelobt. Die Pläne vom Planungsbüro Faktorgrün und dem Büro Thomas Schüler Architekten überzeugten das damalige Preisgericht. 2017 sei man dann mit verschiedenen gestalterischen Vorschlägen im Gestaltungsbeirat der Stadt gewesen, der aus verschiedenen Städtebau- und Architekturexperten besteht. Die Mitglieder regten an, den Platz einheitlich und „materialhomogen“ zu gestalten. „Alles Dekorative herunterfahren, alles möglichst still machen“, schlug das Gestaltungsbeiratsmitglied Barbara Hutter (Berlin) in ihrem zusammenfassenden Resümee vor. Diskutiert wurden auch die Pläne und Überlegungen für eine „Bunker-Denkstätte“ auf dem Platz. Der Architekt Thomas Schüler hatte bereits vor Jahren auf Anregung der Stadt und des Vereins Schutzbauten mehrere planerische Varianten entwickelt, wie das Trafo-Häuschen und der Bunker-Eingang gestalterisch in das Gesamtkonzept integriert werden können. Er machte Entwürfe für drei verschiedene Glas-Stahl-Konstruktionen, um den Zugang zu dem denkmalgeschützten Bunker attraktiver zu gestalten und optisch aufzuwerten.

Es könnte einen Ausstellungsraum in der Nähe geben

Doch dem Gestaltungsbeirat erschien dieser „Zugang“ zum Thema Bunker der falsche Ansatz zu sein: Das müsse etwas ganz Archaisches werden, wo dem Besucher der Eindruck vermittelt werde, was das zu Kriegszeiten für eine lebensbedrohliche und bedrückende Situation gewesen sei, sagte die Architektin Dörte Gatermann. Der Besucher müsse spüren: „Oh Gott, ich gehe in einen Bunker hinein. Da kann man nicht einen gläserner Pavillon machen und einfach Gedenkort darauf schreiben.“ Nach dieser Sitzung sei das Thema erst einmal zum Ruhen gekommen, erklärt Bertram. „Wir mussten uns zunächst im Quartier um das alte Postgebäude, die Erweiterung der Firma Klumpp und die Baugemeinschaften kümmern. Aktuell haben wir das Thema Bunker-Zugang nun wieder aufgegriffen.“

Erster Ansprechpartner sei Rolf Zielfleisch und der Verein Schutzbauten gewesen. Man habe dann einen Vor-Ort-Termin ausgemacht. Da habe der Vorsitzende des Vereins wohl etwas in den falschen Hals bekommen, was zu seinem Auftritt im Bezirksbeirat geführt habe. „Das ist irgendwo auch nachvollziehbar. Er ist mit viel Engagement dabei. Wir sind nicht verschnupft, weil wir bei seinem Vortrag nicht gut weggekommen sind.“ Man wolle den Verein unterstützen. Auch wenn es kein neues Zugangsgebäude mit Ausstellungsfläche geben werde, so habe man höchstwahrscheinlich im Erdgeschoss der in unmittelbarer Nähe befindlichen Neubebauung die Möglichkeit, einen Raum für Ausstellungen zu bekommen. „Wir haben diesbezüglich positive Signale empfangen“, sagt Bertram. „Wir erarbeiten nun gerade eine Ausschreibung für ein schlankeres Eingangsgebäude. Wie das letztlich aussehen wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Das wird der Wettbewerb zeigen.“ Im nächsten Quartal solle das aber in trockenen Tüchern sein.