Neu angekommener Asylbewerber: Fast drei Mal so viele Erstanträge wie im Vorjahreszeitraum Foto: dpa

Die bisherigen Versuche der Politik, Armutsflüchtlinge abzuschrecken, haben wenig gefruchtet. Die mit Abstand größte Gruppe bilden nach wie vor Armutsflüchtlinge vom Balkan. Doch in Baden-Württemberg sind beispielsweise bei Kosovaren nur verschwindend wenige Asylanträge erfolgreich.

Stuttgart - Baden-Württemberg und seine Kommunen werden in diesem Jahr voraussichtlich noch mehr neue Asylbewerber unterbringen müssen als zuletzt vorhergesagt. Nach Informationen  der Stuttgarter Nachrichten stellten bis Ende März 10 406 Flüchtlinge im Südwesten erstmals einen Asylantrag. Das sind fast drei Mal so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres (3812).

Sollte sich die Entwicklung im ersten Quartal fortsetzen, ist 2015 mit 42 000 neuen Asylbewerbern im Land zu rechnen. Das wären 9000 (27 Prozent) mehr als vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zuletzt prognostiziert und 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Klage mehrerer Bundesländer, dass auch die jüngste, bereits nach oben korrigierte Asyl-Prognose des Bundes zu niedrig sei, scheinen sich somit zu bestätigen. Während das BAMF bundesweit mit 300 000 neuen Asylbewerbern rechnet, erwarten sie über 500 000. Das wären mehr als beim bisherigen Höhepunkt Anfang der neunziger Jahre, als Deutschland mit dem Asylkompromiss den Asyl-Zugang einschränkte.

Die mit Abstand größte Gruppe bilden nach wie vor Armutsflüchtlinge vom Balkan. Zwar ging im März die Zahl der Kosovo-Flüchtlinge zurück. Mit 21 Prozent landete das Kosovo in der Liste der Herkunftsländer aber weiterhin klar auf Rang eins. Auf Platz zwei liegt Gambia (13 Prozent), gefolgt von Albanien (11 Prozent) sowie Mazedonien und Serbien (jeweils acht Prozent). Das Land kostet die Unterbringung und Verpflegung der Flüchtlinge mittlerweile rund 600 Millionen Euro im Jahr

Am Mittwoch gab es vom Flughafen Baden-Baden/Karlsruhe aus erstmals eine Sammelabschiebung von Kosovaren. Unter den 66 Flüchtlingen, die trotz Ablehnung ihres Antrags nicht freiwillig gingen, waren laut Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) 34 aus Baden-Württemberg. Laut Gall werden nur 0,3 Prozent der Kosovaren als Asylbewerber anerkannt.