Deutschlands Kai Häfner (l.) und Ajdin Zahirovic von Bosnien Herzegowina kämpfen um den Ball. Foto: dpa/Bernd Thissen

Das erste Spiel nach der monatelangen Corona-Pause hatten sich die deutschen Handballer ganz anders vorgestellt. Gegen Bosnien-Herzegowina müht sich die DHB-Auswahl zu einem Pflichtsieg. Den neuen Bundestrainer überrascht das nicht gänzlich.

Düsseldorf - Am Ende eines glanzlosen Debüts atmete Bundestrainer Alfred Gislason erleichtert auf. „Das war nicht so ein Auftritt, den ich mir gewünscht habe. Es ist zwar nicht ganz in die Hose gegangen, aber wir haben viel zu tun“, sagte der 61 Jahre alte Isländer nach dem mühevollen 25:21 (9:13)-Sieg der DHB-Auswahl gegen das Rumpfteam aus Bosnien-Herzegowina zum Auftakt der Qualifikation zur EM 2022 und räumte ein: „Natürlich bin ich nicht zufrieden mit dem Spiel. Aber ich hatte das befürchtet.“

Nach einem desaströsen Auftritt in der ersten Halbzeit wendete der WM-Vierte die drohende Blamage dank einer Steigerung im zweiten Durchgang noch ab und reist mit zwei Punkten auf dem Konto zum nächsten Gruppenspiel am Sonntag gegen Estland in Tallinn. „Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht, aber jetzt fühlen wir uns gut“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer. Bester Werfer war Kreisläufer Hendrik Pekeler vom Rekordmeister THW Kiel mit fünf Toren.

Erst zwei Stunden vor dem Anpfiff gab es endgültig grünes Licht für das erste Länderspiel in der Gislason-Ära, nachdem alle Corona-Tests sowohl bei den Gästen als auch bei der deutschen Mannschaft negativ ausgefallen waren. Bereits am Dienstag waren die Bosnier, die lediglich elf gesunde Spieler zur Verfügung hatten, mit einem Antrag auf Verlegung der Partie bei der EHF gescheitert. „Wir haben so viele positive Corona-Fälle. Ich kann diese Entscheidung nicht verstehen“, kritisierte Bosniens Trainer Bilal Suman die Europäische Handball-Föderation.

Vier Ausfälle bei DHB-Auswahl

Auch die DHB-Auswahl musste vier Ausfälle verkraften, brachte aber ein komplettes Team an den Start. Dennoch tat sich die Truppe von Gislason, der den Job Anfang Februar vom glücklosen Christian Prokop übernommen und seither wegen der Corona-Krise auf sein Debüt gewartet hatte, äußerst schwer. Vor allem im Angriff leistete sich der EM-Fünfte zahlreiche Fehler. Die Quittung: Nach 13 Minuten lag der Favorit mit 2:5 hinten, was Gislason zur ersten Auszeit bewog. „Locker bleiben“, forderte er von seinen Schützlingen.

Doch es wurde kaum besser, weil auch in der Defensive vieles nicht stimmte und Torwart Johannes Bitter so gut wie keinen Ball zu fassen bekam. Schon nach 18 Minuten rückte Silvio Heinevetter zwischen die Pfosten. Dennoch lief die DHB-Auswahl, in der Juri Knorr sein Debüt feierte, dem Rückstand weiter erfolglos hinterher. „Es war eine erschreckende erste Halbzeit“, kritisierte Teammanager Oliver Roggisch in der Pause. Und DHB-Sportvorstand Axel Kromer forderte: „Unser Auftrag wird sein, das Ding zu drehen.“

Deutsches Team nach Pause besser in der Offensive

Gislason schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben, denn das deutsche Team agierte nun aggressiver in der Defensive und konzentrierter in der Offensive. „Richtig laut geworden bin ich nicht. Alle wussten, wo die Fehler lagen“, sagte Gislason. Und Gensheimer berichtete: „Alfred war natürlich nicht angetan. Aber wir waren alle selbst bedröppelt und unzufrieden mit der Leistung.“

Nicht einmal sieben Minuten nach Wiederanpfiff war der Vier-Tore-Rückstand beim 14:14 egalisiert. Wenig später brachte Julius Kühn die Gastgeber erstmals in Führung. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bosnier allerdings einen weiteren Ausfall zu beklagen. Ivan Karacic musste mit einer schmerzhaften Fußverletzung raus.

Dennoch machten die Gäste dem DHB-Team das Leben bis zum Abpfiff weiter schwer. „Wir sind richtig zufrieden mit dieser Niederlage“, sagte Bosniens starker Torwart Benjamin Buric vom deutschen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt. „Ich bin stolz auf die Mannschaft.“