Der Einsatz von Pyrotechnik sorgt bei Fußballspielen immer wieder für Aufregung. Foto: dpa

Die Innenministerkonferenz hat beschlossen, den Einsatz von Pyrotechnik insbesondere in den Fußballstadien härter zu ahnden. Der hessische Innenminister fordert gar ein Jahr Haft für die Urheber. So weit geht der Stuttgarter Ressortchef Strobl aber nicht.

Stuttgart - Die schlechte Stimmung der Fußball-Fanclubs erhält neuen Zündstoff – und womöglich zeigen sich erste Auswirkungen schon an diesem Samstag in der Mercedes-Benz-Arena. Denn die Innenministerkonferenz (IMK) hat in Magdeburg entschieden, das Abbrennen von Pyrotechnik in Menschenmengen künftig als Straftat zu behandeln. Eine Arbeitsgruppe der IMK soll prüfen, wie hoch das Strafmaß nach dem Sprengstoffgesetz ausfallen könnte. Der Beschluss gilt für Demonstrationen, aber auch in Stadien. Immer wieder lassen Ultra-Gruppierungen dort ihre „Bengalos“ abfackeln.

Laut IMK wurden allein in der vorigen Saison in den ersten drei Ligen 17 Polizisten und 32 Unbeteiligten durch Pyrotechnik verletzt. Bisher wird ein folgenloser Einsatz von Pyrotechnik als Ordnungswidrigkeit mit einem von Land zu Land unterschiedlichen Bußgeld geahndet. Es wird in der Regel von den Clubs übernommen, auch weil die Urheber nicht ermittelt werden. Allein der VfB Stuttgart hat in dieser Saison schon 60 000 Euro dafür bezahlt.

Strobl will die Stadionallianzen einschalten

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) fordert nun sogar mindestens ein Jahr Haft für die Verursacher. Soweit geht Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) nicht: „Wir wollen die missbräuchliche Verwendung von Pyrotechnik in den Stadien weiter minimieren“, sagte er unserer Zeitung. Fußball im Stadion solle ein „rundweg unbeschwertes Vergnügen“ sein – für den Vater mit seiner kleinen Tochter oder die Oma mit ihrem Enkel. Daher brauche man „die Einführung eines Tatbestandes“, der das Mitführen bei öffentlichen Veranstaltungen „auch von zugelassener Pyrotechnik“ sanktioniere.

Er wolle darüber aber auch in den örtlichen „Stadionallianzen“ reden, um „auf die einzelnen Spielorte zugeschnittene Lösungen zu erarbeiten“. Diese Vorgehensweise habe sich schon bei anderen Themenfeldern bewährt. Ansätze wie eine Beschränkung von großen Bannern, die üblicherweise als Sichtschutz für das Zünden von Pyrotechnik verwendet würden, hätten vereinzelt schon Wirkung erzielt: etwa beim Spiel des VfB gegen Bayern München am 1. September. „Uns geht es um einen nachhaltigen, ganzheitlichen Weg“, sagte Strobl. Dazu gehöre die Anpassung von Gesetzen sowie die gemeinsame Umsetzung durch alle Sicherheitspartner an den Spielorten.

Gewerkschaft der Polizei gegen Einsatz in den Blöcken

SPD-Fraktionsvize Sascha Binder begrüßt es, dass die Innenminister dem Abbrennen von Pyrotechnik Einhalt gebieten wollen. „Die Verhängung härterer Strafen könnte eine Möglichkeit sein“, sagt er und lehnt deren Prüfung nicht von vornherein ab. „Wichtiger ist es aber, dass DFB, DFL und die Fußballvereine zusammen daran arbeiten, dass keine Pyrotechnik in die Stadien gelangt.“ Es wäre ein großer Schritt zu mehr Sicherheit. Er baut auch auf Prävention: Fanprojekte könnten mit sozialpädagogischer Arbeit der Gewalt vorbeugen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wendet ein: Nach einer rechtlichen Neubewertung sei die Polizei gezwungen, mutmaßliche Straftäter zu ermitteln. Und Einsatzkräfte müssten öfter in die Blöcke gehen, um sie festzunehmen. Noch mehr Belastungen dürfe es aber nicht geben. Die GdP lehnt, wie Beuth, ein eventuell geplantes Pilotprojekt von Werder Bremen ab, wonach Fans sogenannte „kalte“ Fackeln anzünden dürfen, die eine Hitze von nur 230 Grad entwickeln. Die üblichen Bengalos brennen bei 1000 Grad. Im Einklang mit den Sicherheitsbehörden will der Club die neuen Fackeln „ergebnisoffen prüfen“.