Eine hohe Strafe für den Verein, heftige Diskussionen um Pyrotechnik in Fußballstadien: Die Vorfälle beim Spiel des VfB Stuttgart gegen Atalanta Bergamo haben Folgen. Einer der Verletzten schildert jetzt seine Eindrücke.
Erst stand ein Balljunge im Mittelpunkt der Diskussionen. Der sei verletzt worden beim Champions-League-Spiel zwischen dem VfB Stuttgart und Atalanta Bergamo. Da hatten Fans im Stehbereich Hunderte Fackeln und Rauchtöpfe gezündet. Dabei ist Pyrotechnik in Fußballstadien verboten. Polizei und aktive Fanszene streiten seither darüber, was tatsächlich passiert ist. Von einem Fackelwurf berichten die einen, davon, dass höchstens eine Abdeckkappe versehentlich weggespritzt sei, die anderen. Wirklich verletzt worden, soviel steht inzwischen wohl fest, ist der 25-Jährige nicht.
Überlagert hat diese Diskussion aber die Tatsache, dass die Polizei auch von drei verletzten Stadionbesuchern in der Kurve selbst spricht. Und dort hat es offenbar tatsächlich nicht nur Gesundheitsbeschwerden durch den Rauch, sondern auch Verbrennungen gegeben. Die Verletzungen von einem der Betroffenen sind nicht ausgeheilt.
„Wir standen normal im Block. Da hat man dann schon gesehen, dass bald gezündelt wird“, sagt der Mann gegenüber unserer Zeitung. Erst sei einer derjenigen, die Pyrotechnik vorbereitet haben, direkt vor ihm gestanden, dann aber verschwunden. Es sei dann aber plötzlich einer direkt hinter ihm aufgetaucht. Von dessen brennender Fackel müsse etwas in seinen Kragen gefallen sein. Die Schmerzen seien groß gewesen. Er habe sich dann so lange geschüttelt, bis alles rausgefallen sei. In der Halbzeitpause habe er sich behandeln lassen.
Das Resultat: Eine rund fünf Zentimeter große Brandwunde, die bis heute nicht komplett verheilt ist, und zerstörte Klamotten. „Das alles hat sich in Sekunden abgespielt“, sagt der VfB-Fan. Es habe keine Möglichkeit gegeben, auszuweichen – zumal an jenem Abend die Pyrotechnik nicht nur im vorderen Bereich, wo normalerweise die Ultras stehen, gezündet worden ist, sondern im gesamten Stehbereich.
Pyro nur kontrolliert?
Bei der Polizei gemeldet hat sich der Betroffene nicht. Das bringe nichts, weil man die Leute ohnehin nicht erkenne: „Da geht es um vermummte Leute“, sagt er. Pyrotechnik will er trotz des Vorfalls nicht grundsätzlich verdammen. „Das sieht nach außen gut aus. Aber wenn schon Pyro, dann wäre ich dafür, dass sie kontrolliert abgebrannt werden darf. So wie jetzt geht das nicht. Da sind auch Kinder im Block.“ Eine solche Lösung allerdings zeichnet sich derzeit nicht ab – der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Fanszenen liegen mit ihren Ansichten weit auseinander.
Der Verletzte will das Stadion künftig nicht meiden. „Als stolzer VfB-Fan gehe ich natürlich weiter zu den Spielen“, sagt er.