Macht Mode, „die in unser Leben passt“: Kristina Feil-Kehm Foto: Maximilian Kamps

Als kleines Mädchen hat sie Kleider für Papierpüppchen gebastelt. Jetzt, 25 Jahre später, stehen im Atelier von Kristina Feil-Kehm professionelle Schneiderpuppen für ihre Kreationen, die unter dem Label K. Makarova Furore machen.

Stuttgart - Hier ist der Minimalismus perfektioniert, der Puristen jubeln lässt. Gemäß ihrem Mantra: Man braucht nicht viel, um gut angezogen zu sein. Nur ein paar Teile, aber von hoher Qualität und bitte ohne Firlefanz. Kristina Feil-Kehm erfüllt genau diese Philosophie. Denn was sie entwirft, ist von beinahe mönchischer Strenge: Kleider, Blusen, Jacken und Mäntel, die allem Überflüssigen konsequent eine Absage erteilen. Mit klaren Schnitten, die nur auf den ersten Blick simpel wirken und doch auf den zweiten Blick raffinierte Details offenbaren. Die hohe Schule des Modedesigns.

„Zurückhaltend, aber mit Raffinesse“, bringt die Modedesignerin ihren Stil auf einen Nenner. Den die 30-Jährige, dunkel-haarig, zierlich und sehr mädchenhaft, auch verkörpert und vorlebt: In einem schwarzen Kleid im Kokon-Schnitt, der die Figur eher umspielt als abzeichnet. Stehkragen und geknöpfter Ausschnitt erinnern fast an Militärblusen. Dazu Ärmel in Dreiviertel-Länge und schräge Einschubtaschen. Der perfekte Dress von morgens bis in die Nacht und optimal ergänzt von einem kragenlosen Jäckchen, bei dem Schurwolle, ihr bevorzugter Stoff, mit Alcantara kombiniert ist: die elegante Version einer Biker-Jacke. Eine Longbluse, asymmetrisch zipfelnd auslaufend, weist eingelegte Falten am Ärmel auf, ihre Mäntel haben keine Revers, sondern immer Kelchkragen. Auf Verschlüsse verzichtet sie gern, „weil ich Mäntel selbst am liebsten offen trage“, verrät sie. Die A-Linie, manchmal durch Quernähte akzentuiert, erlaubt aber dekorative Gürtel oder plakative Broschen als Verschluss.

Neben Grau dominiert ein sattes Schwarz

Zwei Stoffballen, der eine in einem schlammigen Grün, der andere in Bordeaux, das schon ins Violette spielt, sind die einzigen Farbflecken, die man schon beinahe als Ausrutscher bezeichnen möchte. Denn in der Makarova-Kollektion dominiert neben Grau ein sattes Schwarz. Nach dem Motto: Mir ist jede Farbe recht, Hauptsache schwarz. Kein Grund, schwarz zu sehen. Überraschende Glanzlichter liefern Blusen und Oberteile mit metallischem Brillanteffekt aus einem Wollstoff, dessen Oberfläche hitzebehandelt wurde. Das bringe neben der glamourösen Textur auch noch besondere Trageeigenschaften: unkompliziert, knitterfrei, daher ideal auf Reisen. Stoffe wie diese kommen überwiegend aus Italien, entworfen wird im Stuttgarter Westen und genäht in Burladingen auf der Schwäbischen Alb. „Weil wir bewusst in Deutschland arbeiten lassen wollen“, sagt der Ehemann, der Unterstützung in Marketing und Management liefert.

Kristina Feil-Kehm ist in Kirgisistan geboren, kam mit sieben Jahren nach Deutschland und bald in die schwäbische Heimat der mütterlichen Vorfahren. Haben die gespeicherten optischen Impressionen von der Landschaft ihrer Kindheit dennoch inspirierenden und stilbildenden Einfluss auf ihre modische Handschrift? „Vielleicht“, lächelt sie und schildert das Geburtsland als „rau, grau, steinig, mit Steppen und Bergen“. Es hat sie nichts mehr hingezogen.

Den Traum vom Modemachen musste sich Kristina Feil-Kehm selbst finanzieren

Als die junge Designerin, eine Absolventin der Modeschule Brigitte Kehrer, 2010 die ersten Schritte der Selbstständigkeit auf dem Markt der Eitelkeiten wagte, wählte sie als Label ihren russischen Geburtsnamen K.Makarova. „Auch als Reverenz an den russischen Papa“, erzählt sie. Obwohl die Eltern ihren Traum vom Modemachen nicht unterstützt haben. Im Gegenteil: „Viel zu unsicher“, argumentierten sie besorgt und lehnten die Finanzierung einer entsprechenden Ausbildung ab. Aber Talent und Leidenschaft setzten sich durch: „Ich habe einen Kredit aufgenommen, um die Gebühr für die Modeschule bezahlen zu können“, erzählt sie. Wäre es schief gegangen, hätte sie immer noch in den davor erlernten Beruf einer Restaurantfachfrau zurückkehren können.

Das kann Kristina Feil-Kehm heute abhaken. Seit sie sich mit ganzen sechs Teilen erstmals auf der Design-Messe Dekumo präsentierte und prompt alle verkaufte, blieb der Erfolg ihr treu. Auf der internationalen Designmesse Blickfang wurde sie in diesem Jahr mit dem Mini Design Award ausgezeichnet, als nächster Termin steht die Ausstellung Winterräume auf Schloss Untergröningen (14. bis 16. November) an.

Denn das Label K. Makarova ist in keiner Boutique zu finden. Die Stammkundschaft wächst trotzdem: „Viele selbstständige Frauen wie Rechtsanwältinnen oder Ärztinnen, sogar bis aus der Schweiz und meistens 40 plus“, beschreibt die Designerin ihre Klientel. Also jene, die das Postulat der Puristen gekonnt erfüllen. Und wissen, dass farbige Accessoires vor keinem Hintergrund so gut zur Geltung kommen wie auf Schwarz und Grau. Kristina Feil-Kehm führt es vor: In Schuhen mit Glitzersteinen, zum schwarzen Outfit ein absoluter Hingucker. „Ich will“, sagt die Designerin, „Mode machen, die in unser Leben passt.“ Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

www.kmakarova.de