Der alte Bäckermeister, Frau Müller und Veit Utz Bross. Foto: Gottfried Stoppel

Das Theater unterm Regenbogen ist 20 Jahre alt geworden. Seit 1998 hat Veit Utz Bross 39 Produktionen eigenhändig inszeniert.

Waiblingen - Ein Theater wie dieses, das sich der Puppenspieler Veit Utz Bross damals zu seinem 49. Geburtstag selbst schenkte, gibt es heute nicht mehr so oft. „Digital 4.0 sucht man hier vergebens“, sagt Andreas Hesky und der Waiblinger Oberbürgermeister ist ausnahmsweise nicht traurig darüber, dass Breitband & Co den kürzeren ziehen. Denn die Atmosphäre hier im Kellergewölbe liegt vor allem darin begründet, dass alles Handarbeit ist, sowohl die Darsteller als auch die Kulissen. Und dass die treibende Kraft hinter allem, der Puppenspieler, sich überhaupt nicht scheut zu zeigen, dass er auch der Kulissenschieber, Beleuchter und Spezialeffektemacher in einer Person ist.

Zum Jubiläum wird natürlich Theater gespielt

Mitten auf der Bühne steht er, hängt eine Marionette an einen Haken und holt die nächste hervor. Und schon bewegen sich zwei der Puppen, ein Dialog entspinnt sich. Um Brezeln gehts, nicht um irgendwelche, sondern die besten der Stadt. Welcher Stadt? Ganz klar, damit kann nur Waiblingen gemeint sein. Jedenfalls ist die gemalte Kulisse eindeutig eine Ansicht des Marktplatze, der gleich vor der Tür liegt.

„Brezel, Brezel“ heißt das neueste Stück, geschrieben und inszeniert für Kinder. Doch auch das erwachsene Publikum, das am Freitagabend in das Theater unterm Regenbogen gekommen ist, folgt gespannt der Geschichte um den Bäcker Peter, der so phänomenal gute Brezeln backt, dass sein alter Meister auf seinem trockenen Brot sitzen bleibt. Und wie dieser versucht, mit Hinterlist an das Brezelrezept zu kommen, wie dabei die Prinzessin in Gefahr gerät, die Königin wegen des ausgefallenen Prinzessinnen-Geburtstagsfrühstücks ganz nervös wird und der kleine Fuchs am Ende alles ins Lot bringt. „So, jetzt bin ich komplett verschwitzt“, sagt Veit Utz Bross nach dem Schlussapplaus. „Jetzt stoßen wir mit einem Sekt an“, sagt der Puppenspieler und die Gäste lassen sich nicht lange bitten, mit ihm auf 20 Jahre Theater unterm Regenbogen einen Schluck zu trinken.

Im Jubiläumspublikum, das sich aus Freunden des Theaters und seines Machers zusammensetzt, sind auch einige prominente Gesichter. Neben dem Oberbürgermeister ist der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel erschienen, der früherer Polizeipräsident Konrad Jelden und der Waiblinger Autor Peter Kundmüller, dessen Kinderkrimis weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt sind. Aus seiner Feder stammt auch das Stück „Brezel, Brezel“ und dessen Vorgänger, in dem ebenfalls der Fuchs, die Prinzessin und der Bäcker Peter die Protagonisten sind. Zur Remstal-Gartenschau im nächsten Jahr werden er und Veit Utz Bross wieder zusammenarbeiten. Der Fluss wird dabei auch eine Rolle spielen.

„Ein wundervolles Lebenswerk“

39 Produktionen haben in den vergangenen 20 Jahren ihre Premiere im Kellergewölbe zwei Etagen unter dem Marktplatz gehabt. „Mittlerweile sortiere ich schon aus, denn für manche Stücke reicht die Kraft nicht mehr“, verrät Bross. Die Puppenspielerei ist kräftezehrend, wer schon einmal eine Marionette in der Hand hatte, weiß das. Doch Veit Utz Bross, der das Puppenmachen von seinem Vater Fritz Herbert gelernt hat, spielt auch mit anderen Sorten von „Holzkepf“, wie er seine Schöpfungen liebevoll nennt. Und verblüffend ist jedes Mal, wie er dabei für die Zuschauer unsichtbar wird, weil die sich voll und ganz auf die Puppen konzentrieren

Ein „Unikum“ sei das Theater, sagt der Landrat Richard Sigel im besten Sinn des Wortes. „Sie haben ein wundervolles Lebenswerk geschaffen, abseits vom Mainstream. Davor ziehe ich den Hut“, so Sigel.