Das Hornbergbecken des Pumpspeicherwerks in Herrischried im Schwarzwald Foto: dpa

Für ihr Pumpspeicherkraftwerk im Schwarzwald weiß die EnBW die Bevölkerung hinter sich.

Forbach - Alle reden von Atdorf. Dabei soll im Schwarzwald noch ein weiteres Pumpspeicherwerk entstehen: Die EnBW hat jetzt den Seekopf bei Forbach als Wunschstandort benannt. Aber warum bleiben hier die Proteste aus?

Frisch ist es hier oben im Schwarzwald, einige Frauen sitzen schon im Wintermantel da. Trotzdem kommt fast Volksfeststimmung auf vor dem Zelt der EnBW, es gibt Bier und rote Wurst. Die Atmosphäre ist gelöst - dabei haben die Forbacher soeben erfahren, wie viel Dreck und Lärm ihnen ab 2014 drohen, sollte der Energiekonzern hier tatsächlich ein Pumpspeicherkraftwerk bauen.

Ob der Konzern die dafür benötigten 250 Millionen Euro investiert, entscheidet der Vorstand zwar erst in drei Jahren, und das hängt auch vom Markt und dem Verlauf des Genehmigungsverfahrens ab. Intern sind die Vorarbeiten aber schon weit gediehen, und auch mit Blick auf den politisch erwünschten Strategiewechsel der EnBW ist es wahrscheinlich, dass die Bagger rollen.

Projekt in ganz frühem Stadium

Dafür spricht nicht zuletzt, dass der Stromkonzern die Bevölkerung mit im Boot hat. Und nicht nur sie: Umweltverbände, Unternehmen, der Schwarzwaldverein und nicht zuletzt die Grünen begleiten das Vorhaben mit freundlichem Interesse. "Andernorts ist so etwas strittig, hier nicht", sagt Bürgermeister Kuno Kußmann auf einem Informationsabend der EnBW für die Bevölkerung - die zweite Veranstaltung dieser Art binnen anderthalb Jahren.

Allein dieser Umstand beantwortet schon teilweise die Frage, warum die Bedenken hier im Gegensatz zum Südschwarzwald kaum Nahrung finden. Denn planungsrechtlich ist das Projekt noch in einem ganz frühen Stadium: Demnächst soll das unverbindliche Raumordnungsgverfahren eingeleitet werden, in dem zum Beispiel auch Standortalternativen benannt werden.

So ist an diesem Abend viel von Transparenz und Bürgerbeteiligung die Rede. "Wir wollen ein öffentliches Verfahren und alle einbeziehen", sagt Gottfried Schreib, bei der EnBW Kraftwerke AG für die Wasserkraftplanung zuständig. Er und seine Kollegen haben mit Ökologen geredet, mit Förstern, mit Touristikern, mit Gemeinderäten ... und tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass die Verantwortlichen aus den Fehlern anderer Bauherren gelernt haben.

Beifall wie bei einer Theaterpremiere

Doch reicht das, um solche gravierenden Eingriffe durchsetzen zu können? Wohl kaum. In der Diskussionsrunde erwecken die Forbacher auch nicht den Eindruck, als seien sie versessen auf das 600 mal 200 Meter große Betonbecken oberhalb der Schwarzenbachtalsperre. Oder auf fünf Jahre Baustellenverkehr. Sie stellen vielmehr kritische Fragen: Braucht man überhaupt Pumpspeicherung? Was wird aus dem Auerhuhn? Sind die Quellen bedroht? Gibt es geologische Risiken? Halten die Mauern?

Auch die Hoffnung auf zusätzliche Arbeitsplätze im strukturschwachen hinteren Murgtal wird gedämpft: "Das Projekt sichert den Erhalt der bestehenden 50 Stellen", sagt Technik-Vorstand Werner Götz.

Ja, selbst die Aussicht, über Standortalternativen mitreden zu können, schwindet zusehends, denn die EnBW offenbart an diesem Abend erstmals ihren Wunschstandort: Auf dem Seekopf soll das Oberbecken entstehen, einer rund tausend Meter hohen Kuppe in unmittelbarer Nähe der Badener Höhe. Alle anderen Standorte hätten sich als weniger geeignet herausgestellt, sagt Oliver Haupt, einer der leitenden Ingenieure.

EnBW auch mit Schwarzwaldverein verständigt

Trotzdem rauscht Beifall auf wie bei einer Theaterpremiere, als ein dreidimensionaler Animationsfilm abläuft. Mit 3-D-Brillen auf der Nase verfolgen die Forbacher den Weg des Wassers vom Oberbecken bis zur Schwarzenbachtalsperre und von dort bis zu einer geplanten Kaverne, der dritten Stufe der Kaskade, die insgesamt 270 Megawatt Strom erzeugen soll. "Sie werden hier nur Zustimmung finden", versichert ein älterer Mann beim Rausgehen.

Was also ist in Forbach anders? Zum einen ist das Projekt in Atdorf deutlich größer: Die Investitionssumme beträgt eine Milliarde Euro. Außerdem sind gleich vier Kommunen betroffen, das erhöht das Konfliktpotenzial. Götz nennt noch ein anderes Argument: "Forbach ist traditionell mit der Stromerzeugung verbunden." Seit Generationen arbeitet man hier in dem Kraftwerk - es ist nach dem Badenwerkvorstand Rudolf Fettweis benannt. Die 85 Jahre alte Talsperre ist außerdem ein Touristenmagnet.

Das Thema Tourismus ist aktuell allerdings durchaus heikel: Der Westweg Pforzheim-Basel führt nämlich mitten durch den geplanten See. Doch auch mit dem Schwarzwaldverein hat sich die EnBW verständigt: Der neue Weg führt an der Mauer lang, und als Zugabe winkt eine Schutzhütte.