Die Kneipe im Stuttgarter Westen wurde bei der Schlägerei erheblich beschädigt Foto: Peter Petsch

Die Polizei fahndet nach mehreren gewalttätigen Fußball-Fans im Umfeld der Stuttgarter Kickers und des VfB Stuttgart, die sich am Samstagabend im Stuttgarter Westen zwei Mal wüste Schlägereien geliefert haben.

Stuttgart - Die Polizei fahndet nach mehreren gewalttätigen Fußball-Fans im Umfeld der Stuttgarter Kickers und des VfB Stuttgart, die sich am Samstagabend im Stuttgarter Westen zwei Mal wüste Schlägereien geliefert haben.

Um 20.40 Uhr gingen bei der Polizei mehrere Notrufe ein, die von einer Schlägerei vor einem Lokal in Hasenbergstraße 32 berichteten. Darauf rückten mehrere Streifenwagenbesatzungen aus. Die Beamten konnten elf Personen festhalten, die in die Gaststätte flüchten wollten. Nach ihren Schals und Kapuzenpullover zu urteilen waren es Fans der Stuttgarter Kickers. Obwohl alles darauf hindeutete, behaupteten die Männer jedoch, von einer Schlägerei nichts zu wissen. Auch die Fahndung nach mutmaßlichen Kontrahenten brachte zunächst kein Ergebnis.

Sollte es sich bei den Männern im Lokal um sogenannte Ultras handeln – wofür manches spricht – wäre das Schweigen nichts besonderes: Jedwede Kontakte mit der Polizei sind nach dem Kodex der besonders hartgesottenen Fans ein absolutes Tabu.

Animositäten zwischen Kickers- und VfB-Anhängern sind üblich

Die Polizei belegte die elf Festgehaltenen mit einem Platzverweis. Ein 21-jähriger, der den Verweis nicht befolgen wollte, wurde in Gewahrsam genommen. Danach rückte die Polizei ab und die Lage beruhigte sich. Doch das war ein Trugschluss.

Gegen 22.50 Uhr griffen 20 bis 30 schwarz vermummte Personen erneut das Lokal und die noch anwesenden Gäste an, traten an der Gaststätte die Eingangstür und alle Fenster zur Straße hin ein und richteten einen Sachschaden von mehreren Tausend Euro an. Die Polizei, die von Zeugen alarmiert worden war, konnte noch sechs Angreifer, von denen einer leicht verletzt war, festnehmen. Die Polizei schließt nach ihren ersten Ermittlungen am Wochenende nicht aus, dass die Angreifer dem Commando Cannstatt – also Ultras des VfB Stuttgart – oder deren Umfeld angehören. Die 18 bis 33 Jahre alten Männer wurden im Laufe der Nacht wieder entlassen. Die weiteren Ermittlungen werden jetzt die Spezialisten für Fußballgewalt bei der Stuttgarter Polizei übernehmen.

In der Ultra-Szene weiß man über die beiden Schlägereien Bescheid, nicht nur in Stuttgart. Doch weiterführende Informationen oder Hintergründe zu der höchstwahrscheinlich verabredeten Prügelei gibt es bisher keine. „Ich sage nichts“, sagen mehrere Ultras am Montag unserer Zeitung. Der Wirt des Lokals in der Hasenbergstraße reagierte auf die Anfragen unserer Zeitung nicht.

Animositäten zwischen Kickers- und VfB-Anhängern sind üblich; doch nur selten geht es über verbale, meist übers Internet verbreitete Schmähungen hinaus. Das letzte handfeste Aufeinandertreffen gab es 2008: Eine Stunde nach Abpfiff einer Regionalligapartie zwischen der zweiten Mannschaft des VfB und den Kickers prügelten auf der Waldau 50 Fans beider Vereine aufeinander ein. Die Polizei nahm 32 Männer fest.