Dekra beschäftigte zuletzt 43 000 Mitarbeiter, 4000 mehr als vor einem Jahr. Foto: dpa

Die Stuttgarter Prüforganisation Dekra möchte Informationen ohne eigene wirtschaftliche Interessen für Halter auswerten.

Stuttgart - Der Stuttgarter Prüfkonzern Dekra baut seine Aktivitäten im Bereich der digitalen Sicherheit immer weiter aus. „Unsere Vision 2025 ist, der globale Partner für eine sicherere Welt zu werden“, sagte Dekra-Chef Stefan Kölbl vor Journalisten in Stuttgart. „Wir wollen auch in der vernetzten Welt eine führende Rolle bei der technischen Sicherheit spielen.“ 2017 hat der Konzern dafür so viel ausgegeben wie noch nie: Die Investitionen belaufen sich auf 150 Millionen Euro. Derzeit seien insgesamt 128 Digitalprojekte bereits angelaufen oder in Planung, so Kölbl.

Beim Erlös wird Dekra erstmals die Drei-Milliarden-Marke knacken – nach vorläufigen Zahlen setzt der Konzern in diesem Geschäftsjahr 3,1 Milliarden Euro um und verbucht damit sein 14. Wachstumsjahr in Folge. Vergangenes Jahr betrug der Umsatz 2,9 Milliarden Euro. Für 2018 rechnet Kölbl mit einem weiteren Rekordjahr.

Die gut laufenden Geschäfte schlagen sich auch in den Beschäftigtenzahlen nieder: Die Zahl der Mitarbeiter ist in diesem Jahr um 4000 Menschen auf mehr als 43 000 Männer und Frauen gestiegen. Wachstumschancen sieht Kölbl etwa im Bereich des autonomen Fahrens. Zum 1. November hat die Prüforganisation den Lausitzring in Brandenburg übernommen. Dort soll laut Kölbl Europas größte herstellerunabhängige Prüf- und Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren entstehen.

Automatisierung und Vernetzung werden immer wichtiger

„Automatisierung und Konnektivität werden für die Sicherheit der Mobilität immer wichtiger“, sagte der Dekra-Chef. „Deshalb bieten wir unseren Kunden aus der Automobilbranche umfassende Prüf- und Entwicklungskompetenz für die autonome und vernetzte Mobilität der Zukunft.“ Als weitere Standorte des internationalen Testverbunds nannte Kölbl das Testareal in Malaga (Spanien) sowie das Anfang 2017 eröffnete Labor für Dienstleistungen rund um autonome und elektrische Mobilität in Hsinchu (Taiwan).

Mit der Autobranche macht die Prüforganisation den Löwenanteil ihres Umsatzes. Dieses Jahr liegt dieser nach vorläufigen Zahlen bei 1,6 Milliarden Euro – das ist ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Fahrzeuge werden in Zukunft zu rollenden Supercomputern“, sagte Kölbl. „Und wir müssen den Zugriff haben auf die Daten in Bezug auf die Sicherheit und den Umweltschutz.“ Er appellierte an die Politik, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Sachverständigenorganisation Zugriff auf die Daten bekommt, die autonome Fahrzeuge aussenden.

Viele Interessengruppen wollen Zugriff auf Fahrzeugdaten

Es gebe viele Interessengruppen, die Zugriff auf die Daten haben wollten, sagte der Dekra-Chef und nannte als Beispiel Versicherungsanbieter. Solange Autos noch nicht vollautonom fahren, haben Versicherungsanbieter ein hohes Interesse daran, Tarife an bestimmten Fahrweisen auszurichten und Menschen mit geringem Unfallrisiko mit günstigen Tarifen zu belohnen. Die Prüforganisation will den Zugriff auf die Daten, um diese ohne eigene wirtschaftliche Interessen für den Halter auswerten zu können.

Am stärksten gewachsen ist Dekra mit dem Geschäftsbereich Personaldienstleistungen. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf mehr als 600 Millionen Euro. Grund dafür sei die gute Auftragslage der Unternehmen in Kombination mit der immer schwerer werdenden Suche nach Fachkräften. Dadurch müssten viele Unternehmer auf Zeitarbeiter zurückgreifen. Dazu käme, dass durch die strengere Regulierung in der Zeitarbeitsbranche viele schwarze Schafe vom Markt verschwunden seien. Dekra ist der siebentgrößte Zeitarbeitgeber in Deutschland.

Beim dritten Geschäftsfeld, den Industriedienstleistungen, wird Dekra in diesem Jahr voraussichtlich 900 Millionen Euro umsetzen – das ist ein Plus von fünf Prozent. Hier will der Prüfkonzern etwa mit dem Zukauf des spanischen Unternehmens Epoche & Espri seine Position im Bereich der Cybersicherheit stärken.