Der Angeklagte soll mit einem Messer auf die Frau losgegangen sein. Foto: IMAGO/Sven Simon

Ein 23-Jähriger muss sich vor dem Landgericht in Stuttgart wegen eines Messerangriffs in Backnang verantworten.

Der junge Mann mit den schwarzen Haaren und dem schwarzen T-Shirt wirkt auf der Anklagebank des Stuttgarter Landgerichts äußerlich ruhig. Doch im November vergangenen Jahres hat er nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ein völlig anderes Gesicht gezeigt, weswegen er sich nunmehr vor der 19. Großen Strafkammer wegen versuchten Mordes verantworten muss.

 

Laut Anklage war der 23-Jährige am Vormittag des 1. November vergangenen Jahres nach dem Konsum von Drogen und Alkohol in aggressiver Stimmung, als er in der Unterführung des Bahnhofs Backnang lautstark telefonierte. Unter anderem soll er geschrien haben „Warum sagt ihr so was über mich“ und „Ich steche euch alle ab“. Als eine Frau an ihm vorbeilief und kurz Blickkontakt mit ihm hatte, habe er diese gefragt, ob sie Stress haben wolle. Er habe sie zunächst geschubst und gegen die Schulter geschlagen. Als die Frau ihn weggedrückt habe, soll er ein Klappmesser gezückt und mehrere schwingende Bewegungen in Richtung ihres Hals- und Oberkörperbereichs gemacht haben.

Die Frau weicht geschickt aus

Nur aufgrund ihrer Kampfsporterfahrung sei es der kleineren Frau gelungen, den Stichbewegungen auszuweichen. Als die Frau floh und um Hilfe rief, sei er ihr zunächst gefolgt, gab dann aber auf, als er einsah, dass er sie nicht mehr einholen würde. Kurze Zeit später wurde er in einem Parkhaus in der Nähe festgenommen.

Zu den Tatvorwürfen und seinem Drogenkonsum wollte sich der Angeklagte auf Anraten seines Verteidigers am ersten Verhandlungstag nicht äußern. Er zeigte sich jedoch einverstanden, dass Angaben zu seinem Lebenslauf aus dem Gutachten verlesen wurden, das ein Sachverständiger über ihn erstellt hatte. Demnach trennten sich seine Eltern, als er vier Jahre alt war, er wuchs bei seiner Mutter und seinem Stiefvater auf. Insgesamt besuchte er drei verschiedene weiterführende Schulen und schaffte am Ende den Hauptschulabschluss.

Gelegenheitsjobs und Praktika

Anschließend schlug er sich mit Gelegenheitsjobs und Praktika durch, die alle nur wenige Monate dauerten. Zeitweise wohnte er bei einer Tante und seiner Oma, da die Familie den kleinen Bruder vor dem Angeklagten schützen wollte, der regelmäßig zu Drogen griff. Ein bis zwei Jahre lebte der 23-Jährige von Bürgergeld, ehe er im August vergangenen Jahres als Lagerhelfer bei einer Firma in Backnang begann, bis er im November festgenommen wurde.

Nach einer halben Stunde wurde der Prozess unterbrochen, fortgesetzt werden soll er am 26. Mai. Dann soll auch der Gutachter anwesend sein. Das Urteil ist nach drei weiteren Verhandlungstagen am 8. Juli geplant.