Vor dem Stuttgarter Landgericht müssen sich vier Angeklagte wegen gewerbs- und bandenmäßiger Geldwäsche verantworten. Foto: dpa

Um ein komplexes Scheinsystem geht es seit Donnerstag in einem Prozess am Stuttgarter Landgericht: Drei Männer und eine Frau sollen bis zu 45 Millionen Euro an illegalen Geldern gewaschen und das Ganze als Goldhandel getarnt haben.

Stuttgart - Wegen gewerbs- und bandenmäßiger Geldwäsche in 39 Fällen müssen sich seit Donnerstag drei Männer und eine Frau vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten zwischen Januar 2017 und Januar 2018 rund 45 Millionen Euro an illegalen Geldern transferiert haben.

Es ist ein komplexes Geflecht, das der Staatsanwalt bei der Verlesung der Anklage beschreibt: Demnach sollen Gelder aus Drogengeschäften in den Niederlanden über Deutschland mithilfe von Kurieren nach Dubai geschafft worden sein. Die Summen seien dabei als Zahlungen im Goldhandel getarnt worden. Dafür wurde der Staatsanwaltschaft zufolge Gold von Dubai nach Deutschland geliefert, dort umdeklariert und über Großbritannien wieder zurück nach Dubai geschickt. Um diesen Goldkreislauf zusätzlich zu verschleiern, habe es außerdem eine Scheinfirma in Rumänien gegeben.

Goldhändler aus Schorndorf angeklagt

Unter den Angeklagten im Alter zwischen 34 und 51 Jahren sind ein 45-jähriger Goldhändler aus Schorndorf und seine Ehefrau sowie ein Goldhändler aus Dubai. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 45-Jährigen vor, seit Jahren Dienstleistungen für kriminelle Aktivitäten angeboten zu haben. In diesem Zusammenhang soll er dann gemeinsam mit dem 51-jährigen Angeklagten mehrfach hohe Bargeldsummen – teils mehr als eine Million Euro – aus den Niederlanden nach Dubai transferiert und als Goldgeschäfte ausgegeben haben. Der dritte Angeklagte im Alter von 34 Jahren beteiligte sich laut der Staatsanwaltschaft unter anderem regelmäßig als Kurier an der Geldwäsche. Dabei war er schließlich der Bundespolizei im Rahmen einer Kontrolle ins Netz gegangen.

Seit dem vergangenen Herbst sitzen die drei Männer in Untersuchungshaft. Die 44 Jahre alte Ehefrau des 45-Jährigen ist auf freiem Fuß. Sie soll für die Buchhaltung zuständig gewesen sein.

Verteidiger werfen Staatsanwaltschaft Fehler vor

Die vier Angeklagten machten am ersten Prozesstag keine Angaben. Allerdings gaben zwei der Verteidiger eine Stellungnahme ab, in der sie der Staatsanwaltschaft Versäumnisse und Fehler vorwarfen. Die Ermittler hätten „im Trüben gefischt“ und nicht verstanden, wie der internationale Goldhandel funktioniere. Es sei zudem zweifelhaft, dass das Geld aus den Niederlanden tatsächlich aus Drogengeschäften stamme. Die Vorsitzende Richterin unterbrach die Verteidigung schließlich und mahnte mit Hinweis auf die Strafprozessordnung an, dass derartige Erklärungen in das Plädoyer gehörten. Bislang sind in dem Prozess 13 Verhandlungstage angesetzt, der letzte für Ende September.

Unabhängig von diesem hat es im Rems-Murr-Kreis in den vergangenen Jahren einen weiteren größeren Fall von Geldwäsche gegeben. Dabei hatten zwei Brüder aus Backnang knapp eine halbe Million Euro mithilfe der virtuellen Währung Bitcoin gewaschen. Das Stuttgarter Landgericht verurteilte den Haupttäter im März 2018 zu einer mehrjährigen Haft, sein Bruder erhielt eine Bewährungsstrafe.