Nach der Tat hat die Polizei akribisch nach Spuren gesucht. Foto: SDMG/Archiv

Ein 34-Jähriger soll im vergangenen Februar seine Frau in Reichenbach getötet haben. In dem Mordprozess hat jetzt deren Liebhaber ausgesagt. Er berichtet von einer unglücklichen Liebesbeziehung.

Reichenbach - Das wird eine schwierige Aussage“, sagt die Vorsitzende Richterin Ute Baisch, die sich offenbar in die Gefühlslage des Zeugen hineinversetzen kann. Der 33-Jährige war der Liebhaber jener 32-Jährigen, die am 26. Februar in Reichenbach mutmaßlich von ihrem Ehemann aus Eifersucht erwürgt wurde. Am zweiten Verhandlungstag in diesem Mordprozess vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts gibt der sichtlich ergriffene Mann tiefe Einblicke in die unglückliche Liebesbeziehung zu der verheirateten Frau, deren Leben an jenem frühen Sonntagmorgen ausgelöscht worden ist.

Liebe am Arbeitsplatz

Die 32-Jährige, die wie ihr Ehemann aus Russland stammt, lernte den ebenfalls verheirateten Mann am Arbeitsplatz kennen. Er war Koch in einer Einrichtung im Kreis Esslingen, sie Küchenhelferin. Aus der anfänglich platonischen Beziehung habe sich bis zum Endes des Sommers im vergangenen Jahr eine intime entwickelt, erzählt der 33-Jährige. Die hätten sie freilich nur im Verborgenen ausleben können, weil sie die Familie des jeweils anderen nicht hätten gefährden wollen, sagt der Mann.

„Aber genau das ist passiert. Ich habe ihre Familie zerstört“, sagt er leise. Denn das Verhältnis, das für sie beide weit mehr als eine Affäre gewesen sei – „ich hätte sogar meine Frau für sie verlassen“ –, flog auf. Zunächst habe seine Partnerin Anfang Herbst des vergangenen Jahres „rausgekriegt“, dass er fremdging. Ein paar Wochen später schöpfte auch der 34-jährige Mann seiner Geliebten Verdacht. Spät am Abend habe er der Geliebten über Whatsapp eine gute Nacht gewünscht und dann das Smartphone ausgeschaltet. Am nächsten Morgen habe er „jede Menge verpasste Anrufe“ auf dem Handy registriert. Sie waren offenbar vom gehörnten Ehemann, der die Nachricht gelesen hatte und herausfinden wollte, von wem sie stammte.

Danach habe er sich eine Weile nicht mehr mit der Frau getroffen, berichtet der 33-Jährige. Erst nachdem sie mit ihrem Ehemann und den beiden zur Tatzeit zehn und zwölf Jahre alten Kindern von einem Verwandtschaftsbesuch in der sibirischen Heimat zurückgekehrt sei, hätten sie sich wieder verabredet. Ihre Beziehung mit dem Angeklagten sei da schon zerrüttet gewesen. Dieser müsse häufig „ausgeflippt“ sein, vermutet der Zeuge und berichtet von blauen Flecken an ihren Armen und einem Veilchen an einem Auge. Viel habe sie nicht über ihre Ehe erzählt.

Schlimmes Ende eines Schäferstündchens

Doch es sollte noch viel schlimmer kommen. Am Vorabend der Tat habe er sich mit ihr in einem Zimmer der Einrichtung, in der sie arbeiteten, zu einem Schäferstündchen getroffen. Gegen 2.30 Uhr habe ihr Mann auf ihrem Smartphone angerufen. Daraufhin sei sie mit den Worten „ich muss nach Hause“ aufgesprungen. Ihr Mann sei betrunken und wolle das Auto. Er habe zunächst mitkommen wollen, um sie zu beschützen, sagt der Zeuge. Doch sie hätten befürchtet, das könne die Situation unnötig eskalieren lassen. Nur etwa eine Stunde später war die Frau tot. Die Verhandlung wird fortgesetzt.