War bei der heftigen Schlägerei in Fellbach eine Flasche als Waffe im Spiel? (Symbolbild) Foto: dpa/Tobias Kleinschmidt

Was geschah am 1. März in der Fellbacher Bahnhofsstraße? Der Prozess vor dem Landgericht geht weiter – doch Zeugenaussagen widersprechen sich deutlich. Auch die Aussage des Opfers lässt vieles offen.

Fellbach - Hat der Angeklagte das Opfer nicht nur mit Faustschlägen, sondern auch mit einer Flasche und Fußtritten so übel zugerichtet – oder benutzte der Geschädigte gar selbst eine Bierflasche als Waffe? Das konnte auch der zweite Verhandlungstag gegen einen 23-jährigen Stuttgarter nicht ans Licht bringen. Im Gegenteil: Die Zeugenaussagen dazu, was in der Nacht auf den 1. März in Fellbach passiert ist, gingen weit auseinander.

Fest steht bislang: Damals kehrten vier Freunde von einer Faschingsfeier in Bad Cannstatt zurück und wollten in einer Kneipe in der Fellbacher Bahnhofstraße noch etwas trinken gehen. Sie stiegen aus dem Taxi – als sie die Straße überquerten, musste der Stuttgarter seinen Mercedes abbremsen. Es kam zum Streit – und zu Schlägen, die der Angeklagte eingeräumt hat. „Mein Kiefer stand in zwei Reihen, noch heute bin ich beeinträchtigt beim Essen“, erzählte das Opfer.

Auch das Opfer hat Erinnerungslücken

Sein Gegner bat ihn um Verzeihung: „Ich möchte mich entschuldigen, dass das passiert ist. Es tut mir Leid, dass du solche Schmerzen hattest.“ Der Geschädigte nahm es zur Kenntnis – er bereitet gerade eine zivilrechtliche Klage gegen seinen Gegner vor.

Das Opfer konnte die Geschehnisse nicht mehr komplett zusammenfügen. Ob es am Alkohol lag oder an einer eventuellen Ohnmacht durch die Schläge, ist unklar. Dass seine Erinnerungslücken aber auch seine eigenen Vorstrafen wegen Körperverletzung und Diebstahls umfassten, ließ seine Aussage fragwürdig erscheinen.

Eine Freundin des Opfers erzählte, sie und ihr Bekannter hätten bei dem Streit klar gemacht, keinen Stress zu wollen – „wir hatten uns gerade abgewandt, da gab es eine Faust in sein Gesicht.“ Der Fellbacher sei gestürzt, danach habe er versucht, sich im Liegen mit einer Flasche zu wehren, während sein Gegner auf ihn eingetreten und -geschlagen habe.

Der Schwerverletzte wird in Fellbach zurückgelassen

Ganz anders schilderte die Freundin des Angeklagten, die damals mit im Auto saß, den Vorfall: Der Fellbacher sei sichtlich betrunken gewesen, habe sie „so komisch angestarrt“, in das Auto geschrien – und nach einem Wortwechsel und einer „Rangelei“ und „Herumgeschubse“ mit einer Bierflasche auf den Kopf ihres Partners eingeschlagen. Auch dieser sei dabei verletzt worden.

Da das Paar nach der Schlägerei aber davonfuhr, den Schwerverletzten zurückließ und der 23-Jährige erst gut drei Wochen später festgenommen wurde, lässt sich Letzteres nicht mehr beweisen. Der Stuttgarter Lehrling, der den rund 30 000 Euro teuren Mercedes inzwischen weiterverkauft hat, war damals ohne Führerschein unterwegs – wohl ein weiterer Grund für die Flucht.

Zeugen schreiten ein und trennen die Streithähne

Ein unbeteiligter Gast der Kneipe dagegen sagte aus, der Angeklagte habe dem Opfer mit einer Flasche ins Gesicht geschlagen – er und ein Freund rannten damals nach draußen, um die am Boden liegenden Streithähne zu trennen. Wie das Landgericht all diese Widersprüche nun deutet, bleibt abzuwarten: Der Prozess geht am 4. Oktober weiter.