In 23 Fällen sollen vier Angeklagte in der gesamten Region Stuttgart am Werk gewesen sein. Foto: dpa

Viel Beute haben sie nicht gemacht, die vier Angeklagten, denen die Staatsanwaltschaft 23 Einbrüche zur Last legt. Eine Tat muss so geschlaucht haben, dass sie eine Pause einlegen und sich erst einmal stärken mussten.

Stuttgart - Großartig Beute gemacht haben sie nicht, die Sachschäden, die durch ihre Einbrüche angerichtet wurden, sind in vielen Fällen höher ausgefallen. Die vier Angeklagten, drei Männer und eine Frau im Alter zwischen 21 und 41 Jahren, stammen aus Moldawien, einer der ärmsten Gegenden Europas. Zwei hatten hierzulande auf dem Bau gearbeitet, die beiden anderen vergeblich Arbeit gesucht.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Quartett gewerbsmäßigen Bandendiebstahl vor, 23 Fälle insgesamt, die sie in wechselnder Besetzung begangen haben sollen. Darunter sind neben vielen Vergehen auch ein paar Verbrechen, je nachdem, wie viel Aufwand bei den Einbrüchen betrieben werden musste. Dieser stand in einigen Fällen in keinem Verhältnis zum Wert der Beute.

Kiloweise Wurst und Käse gestohlen

Im Großraum Waiblingen haben sich die Taten abgespielt, im Zeitraum zwischen dem Sommer 2017 und April dieses Jahres. Die heimgesuchten Gebäude reichen von Gartenhütten in Schrebergartenanlagen über Gewerbebetriebe bis hin zu Schulen und Geflügelhöfen. Außer im Rems-Murr-Kreis wurden Orte in den Kreisen Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen und Calw angesteuert. Am 4. April endete das Treiben mit der Festnahme der vier Angeklagten. Ein fünfter Tatverdächtiger, so die Staatsanwältin am Freitag, werde zurzeit an die deutschen Behörden überstellt. Ihm soll separat der Prozess gemacht werden.

In vielen Fällen lag die Beute unter 100 Euro, der durch den jeweiligen Einbruch angerichtete Schaden war meist höher. In ein paar Fällen räumten die Einbrecher jedoch kräftiger ab. In einem Straßenbaubetrieb in Renningen (Kreis Böblingen) verschwanden in der Nacht vom 28. auf den 29. August 17 Laptops und Bargeld aus den Büros des Unternehmens. Rund 17 900 Euro war die Beute insgesamt wert. In der Nacht vom 24. auf den 25. März dieses Jahres wurden bei dem Einbruch in einen Mühlenbetrieb in Renningen 13 500 Euro aus dem Café gestohlen. Zum Vergleich: der durch den Einbruch angerichtete Schaden betrug hier rund 5000 Euro.

Im Herbst des vergangenen Jahres hatten sich die Täter laut der Anklage auf Geflügelhöfe verlegt. In Waiblingen und Großbottwar (Kreis Ludwigsburg) stiegen sie in die Büros ein und suchten nach Bargeld. Im Hofladen eines Betriebs in Waiblingen wurden die Täter fündig. Hier wurden rund 2600 Euro gestohlen. In den anderen Fällen waren es lediglich Beträge von 150 bis mehreren hundert Euro. Insgesamt beträgt der Wert der Beute weniger als 50 000 Euro, der angerichtete Sachschaden ist ähnlich hoch.

Mit Brot und Bier gestärkt

Komplett mit Zitronen handelten die Täter beim Einbruch in eine Ditzinger Sportgaststätte (Kreis Ludwigsburg) am 16. November. Dort fanden sie lediglich Lebensmittel, weshalb sie kiloweise Wurst, Fleisch und Käse im Wert von rund 140 Euro wegtrugen. Zwischendurch stärkten sich die Einbrecher in der Küche mit einem halben Laib Brot, zu dem sie Bier und Wasser tranken. Die Flaschen stellten sie anschließend zurück in den Kühlschrank.

Am Freitag unterbrach der Vorsitzende Richter Volker Peterke nach der Anklage die Verhandlung, um mit der Staatsanwältin und den Verteidigern ein Gespräch zu führen. Sollten die Angeklagten „einen erheblichen Teil“ der Taten gestehen, könnte über das Strafmaß verhandelt werden. Der Prozess wird am 12. Oktober fortgesetzt.