Der Angeklagte hat gestanden, seine Mutter getötet zu haben. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der 24-jährige Mann, der seine Mutter in Stuttgart mit einer Bratpfanne erschlagen hat, hat vor dem Landgericht ein detailreiches Geständnis abgelegt.

Stuttgart - Der 24-jährige Mann, der wegen Totschlags vor der 19. Strafkammer des Landgerichts steht, scheint kein besonders umgänglicher Typ zu sein. Der berufslose Mann mit Fachhochschulreife sagt selbst, er habe kein gutes Verhältnis zu seinem Vater, zu seiner Tante, zum Bruder, zum Cousin – eigentlich zu niemandem in der Familie. Auch das Verhältnis zu seiner Mutter sei schlecht gewesen. Er hat gestanden, die 55-Jährige am 28. Juli vorigen Jahres in der gemeinsamen Wohnung in Stuttgart-Wangen unter anderem mit einer Bratpfanne getötet zu haben.

Immer wieder habe es Streit gegeben. Seine Mutter habe ihm regelmäßig vorgeworfen, er verunstalte die gemeinsame 60-Quadratmeter-Wohnung. „Scheinschmerzen“, habe sie ihm zugefügt, so der 24-Jährige. Diese Schmerzen hätten begonnen, nachdem er Medikamente aus dem Medikamentenschrank eingenommen hatte. Obwohl er die Präparate ohne Zutun der Mutter genommen hatte, habe er die 55-Jährige für die Folgen verantwortlich gemacht. „Ich habe Schnitte und Stiche gespürt“, sagt der Angeklagte, von dem Staatsanwältin Isabelle Schmid meint, er könne die Tat unter dem Einfluss einer schizophrenen Psychose begangen haben.

„Ich hatte auch Angst, meine Mutter könnte etwas haben, das mir wehtut“, so der Mann. Er berichtete davon, dass ihn seine Mutter immer wieder angeschrien und unter Druck gesetzt habe. Sie habe ihn als Ventil benutzt. „Dann bin ich meistens rausgegangen“, sagt er.

Die Frau hatte Hilfe gesucht

Mutter und Sohn lebten zusammen an der Degenfelder Straße in Wangen. Der Vater hatte die Familie vor etlichen Jahren verlassen. 2018 hatte der 24-Jährige als Praktikant vier Monate bei der Postbank gearbeitet, bei der auch seine Mutter angestellt war. Danach verdiente er sich etwas als Pizzabote. Zuletzt arbeitete er offenbar nicht mehr.

Die 55-Jährige hatte ob des merkwürdigen Verhaltens ihres Sohnes mehrfach Hilfe gesucht. Das scheint sich schwierig gestaltet zu haben, denn es war ja nichts Gravierendes passiert. „Da fällt man, was Hilfsangebote betrifft, durchs Raster“, sagt ein psychiatrischer Gutachter.

Am 28. Juli vergangenen Jahres sollte der psychosoziale Dienst bei der Frau und ihrem Sohn vorstellig werden. Dazu kam es aber nicht mehr.

Nachdem der 24-Jährige sein Croissant gefrühstückt hatte, gerieten Mutter und Sohn wieder einmal in Streit. „Ich habe ihr vorgeworfen, mich über die Jugend hinweg misshandelt zu haben“, sagt der Angeklagte. Er habe wieder „Scheinschmerzen“ am Arm verspürt. „Wie ein Schnitt.“ Seine Mutter habe sich vor ihm auf den Boden geworfen und habe Laute von sich gegeben, als ob sie verletzt würde, so der 24-Jährige. „Sie hat mich am Oberschenkel festgehalten“, fährt er fort. „Da habe ich mit der Faust auf ihren Kopf eingeschlagen – fünf Mal.“ Seine Mutter habe sich auf den Rücken gedreht und sei dann still gewesen.

Schläge und Tritte

Er habe dann das Schlafzimmer der Mutter abgeschlossen, weil er geglaubt habe, die Mutter könne dort etwas haben, was ihm Angst machen könnte. „Dann bin ich eine Runde gelaufen“, sagt er. Er kaufte in zwei Supermärkten Wasser und zwei Energiedrinks, ehe er gegen 14 Uhr zurück in die Wohnung kam. „Da habe ich bei ihr Puls und Atem überprüft. Da war nichts mehr“, sagt er.

Trotzdem sei er in die Küche gegangen, habe eine Bratpfanne geholt und habe damit seiner Mutter auf die linke und rechte Schläfe geschlagen. Damit nicht genug. Stampfend habe er dem Opfer noch in den Bauch getreten. Warum die Pfanne? „Aus Frust und Dummheit“, sagt er. Er habe schon nach den ersten Schlägen am Vormittag gedacht, seine Mutter sei tot. Warum er Stunden später erneut auf sie eingeschlagen habe, könne er sich nicht erklären.

Danach ging der Mann in die Stadt, kaufte Desinfektionstücher und kehrte in die Wohnung zurück. Dort nahm ihn die Polizei fest. Nachbarn hatten am frühen Nachmittag Lärm gehört und die Einsatzkräfte alarmiert. Einer Polizistin soll der 24-Jährige gedroht haben, sie ebenfalls umzubringen. „Das stimmt nicht“, sagt er jetzt. Der Prozess wird fortgesetzt.