Die Polizei Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Ein 31-Jähriger hat zugegeben, im Juli eine Freundin an der Rems in Weinstadt getötet zu haben. Die beiden hatten eine sogenannte On-Off-Beziehung, die eskalierte.

Weinstadt - Die Tat hat Mitte Juli für Aufsehen über den Rems-Murr-Kreis hinaus gesorgt. Erst machte eine groß angelegte Suchaktion nach einer 40-jährigen Frau aus Weinstadt Schlagzeilen, an der neben Suchhunden auch Helikopter eingesetzt wurden. Am 10. Juli wurde dann Gewissheit, was bereits viele befürchtet hatten: Die Frau war tot, ihr Leichnam wurde an der Birkelspitze bei Weinstadt in einer Wiese am Remsufer entdeckt. Schnell war klar: die Frau war einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.

Täter stellt sich selbst der Polizei

Der Täter hatte sich kurz zuvor der Polizei in Esslingen gestellt. Seit Mittwoch wird dem 31-jährigen Mann nun der Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht gemacht. Die Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen Totschlags an. Er habe die Frau, mit der er eine Beziehung hatte, im Streit am frühen Morgen des 4. Juli getötet. Das gibt der schlanke, 1,90 Meter große Mann zu. Sein Anwalt Jens Rabe verliest eine dahin gehende Erklärung. Weitere Fragen zur Tat will der Mann nicht beantworten.

Nach seiner Schilderung hatten beide unterschiedliche Vorstellungen von ihrer Beziehung. Während er eine lockere, mehr sexuelle Angelegenheit darin sah, wollte die 40-Jährige mehr. Sie habe sich sogar ein Kind von dem Angeklagten gewünscht, berichtete ein Kriminalbeamter von Aussagen einer Freundin der Frau. Der Angeklagte habe sich ihr gegenüber aber keineswegs schroff oder kalt gezeigt, sagte der Kriminalpolizist. „Das zeigt die Auswertung der Chats und Mitteilungen auf den Telefonen und Computer der beiden.“

In Untersuchungshaft Vater geworden

Der Angeklagte hatte allerdings eine ernsthafte Partnerschaft mit einer anderen Frau. „Vor 19 Tagen habe ich einen Jungen mit ihr bekommen“, sagte der 31-Jährige während der Angaben zu seinem Lebenslauf. Die 40-Jährige habe darauf bestanden, dass er mit der Mutter seines Kindes Schluss machte, als sie von der Schwangerschaft erfuhr. Ob sie ihm gedroht hatte, der Nebenbuhlerin ein Video zu zeigen, das sie kurz vor der Tat beim Sex mit dem Angeklagten heimlich gedreht hatte, ist nicht bekannt.

Der Angeklagte hatte sich am 4. Juli um 4 Uhr mit ihr auf dem Parkplatz eines Supermarktes am Kalkofen in Weinstadt verabredet. Er hatte der Frau gesagt, seine Mutter in Schwäbisch Hall sei gestorben und er wolle mit ihr zu der Beerdigung fahren. Seine Mutter ist jedoch nicht gestorben, weshalb er zu der Frau sagte, er wolle nun doch nicht zur Verwandtschaft fahren. Für eine Beerdigung sei die Frau nicht passend gekleidet gewesen, sagte der Kriminalpolizist. „Sie trug leichte, bunte Sommersachen.“ Er habe durchaus Zweifel an der Tatschilderung des Angeklagten.

Streit eskaliert und endet tödlich

Dieser behauptet weiter, es sei zu einem lautstarken Streit mit der Frau gekommen, die ihm gegenüber bereits mehrfach handgreiflich geworden sei. So habe sie ihn auch nun, als er sich von ihr abwandte, von hinten mit einem Stoß zu Fall gebracht und versucht, ihn mit einem Stock zu schlagen. Dem Hieb habe er ausweichen können und nun seinerseits der Frau mit dem Handballen auf das linke Auge geschlagen. Laut Obduktion wurden dabei mehrere Knochen der Augenhöhle gebrochen.

Beide seien sie in eine Wiese am Remsufer gefallen. Die Frau habe laut geschrien, weshalb er sie schließlich mit beiden Händen gewürgt habe, bis sie still gewesen sei. „Ich war völlig von der Situation überfordert“, zitiert ihn sein Verteidiger. Er habe die Frau weiter auf die Wiese gezerrt und ihren Körper mit Gras bedeckt. Er habe danach keine Ruhe mehr gefunden. „Für mich gab es zwei Möglichkeiten: Selbstmord oder mich zu stellen.“ Nachdem er sich der Polizei offenbart hatte, verriet er ihr das Versteck der Leiche.

Ihr Bruder, der als Nebenkläger am Prozess teilnimmt, folgte diesen Ausführungen zwar gefasst, aber mit Tränen in den Augen. Der nächste Verhandlungstag ist der 8. Januar.