Die frühere Oberbürgermeisterin von Pforzheim, Christel Augenstein steht wegen der Zinswetten vor Gericht. Foto: dpa

Die Angeklagten im Prozess um Millionenverluste der Stadt Pforzheim durch Zinswetten äußerten sich vor Gericht betroffen. Die frühere Stadtkämmerin wies die Vorwürfe der Anklage zurück.

Mannheim/Pforzheim - Im Prozess um Millionenverluste durch hochriskante Zinswetten der Stadt Pforzheim haben die Angeklagten die Vorwürfe der Untreue zurückgewiesen. „Ich hatte keinerlei Hinweis, dass es sich in irgendeiner Weise zum Nachteil der Stadt entwickeln könnte und keinerlei Anlass für Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Handlungen“, sagte die frühere FDP-Oberbürgermeisterin Christel Augenstein am Donnerstag vor dem Landgericht in Mannheim.

Es sei allein um die Verbesserung der damals katastrophalen Haushaltslage gegangen, sagte die 68-Jährige, die von dem Anwalt und stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Wolfgang Kubicki verteidigt wird. Im Etat hätten damals 30 Millionen Euro gefehlt, sagte Augenstein.

2010 zog der Gemeinderat die Bremse

Auch die damalige Stadtkämmerin von Pforzheim wies die Vorwürfe zurück. „Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohl der Stadt gehandelt“, sagte sie vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer. Die Anschuldigungen hätten sie sehr getroffen. „Ich bin keine Spielerin. Wir wollten kein Geld verzocken.“ Zahlen seien nicht geschönt worden. „Alles war plausibel“, sagte die Diplom-Wirtschaftsmathematikerin. Gleichwohl wolle sie erneut ihr Bedauern ausdrücken. „Ich wünschte, ich hätte dieses Betätigungsfeld umgangen“, meinte sie vor Gericht.

Richter Andreas Lindenthal unterbrach die Anhörung nach gut zwei Stunden für eine Pause. Am Nachmittag sollte der zweite Verhandlungstag fortgesetzt werden. Der Untreue-Prozess hatte am Dienstag begonnen. Vor dem Landgericht in Mannheim müssen sich neben Augenstein und der früheren Stadtkämmerin auch deren damaliger Stellvertreter und zwei Bankmitarbeiter verantworten.

Die Vorwürfe beziehen sich auf Kosten, die durch riskante Finanzgeschäfte zu Lasten der Stadtkasse entstanden sind. 2010 zog der Gemeinderat die Bremse - am Ende stand ein Verlust von rund 58 Millionen Euro. Ein Großteil des Geldes ist nach Vergleichen mit beteiligten Banken wieder in der Kasse.