Die Jugendkammer hofft, kommende Woche ein Urteil zu verkünden. Foto: dpa

Ein 23-jähriger Mann aus Nürtingen räumt am Stuttgarter Langericht ein, ein Kind sexuell genötigt zu haben. Täter und Opfer lernten sich in einem Dönerimbiss kennen.

Nürtingen - Das Geständnis folgte spät, aber es erfolgte. Nachdem ihm die Richterin der vierten Jugendkammer des Landgerichts Stuttgart beim Prozessauftakt am Donnerstag ins Gewissen geredet und ihm eine maßgebliche Strafmilderung in Aussicht gestellt hatte, gab ein 23-jähriger Angeklagter aus Nürtingen zu, sich an einer Zwölfjährigen vergangen zu haben.

Täter und Opfler lernten sich am Dönerstand kennen

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft umfassten sowohl die sexuelle Nötigung als auch den Missbrauch eines Kindes. Der syrische Staatsbürger, der dem Prozess mit der Hilfe eines Arabischdolmetschers verfolgte, hatte das Mädchen laut der Staatsanwaltschaft auf seiner Arbeitsstelle in einem Dönerrestaurant in Nürtingen kennengelernt. Er habe die Schülerin am Tattag Mitte August des vergangenen Jahres zu sich nach Hause eingeladen und ihr vorgeschlagen, dass sie dort für ihn putzen könne. Dafür versprach der junge Mann dem Kind fünfzig Euro. Als das Mädchen später erneut in das Dönerrestaurant kam, um von dort weiter in die Wohnung des Angeklagten zu gehen, hatte sie ihre elfjährige Cousine dabei. Der Elfjährigen hat der Angeklagte das Mitkommen in die Wohnung jedoch verweigert, sodass das spätere Opfer alleine mit dem Mann in die Wohnung ging.

Dort habe der 23-Jährige der Viertklässlerin angeboten, ihr 500 Euro für eine Massage zu geben. Das Mädchen habe dieses Angebot aber ausgeschlagen. Daraufhin habe der Mann das Kind festgehalten und sich mit „beischlafähnlichen Bewegungen“, wie es die Staatsanwältin formulierte, an ihr vergangen. Das Kind habe sich gewehrt und geschrien, so die Staatsanwaltschaft weiter. Der Mann habe aber erst von ihr abgelassen, nachdem er seinen Trieb befriedigt hatte. Aufgrund des Aussehens des Mädchens sei dem Angeklagten ferner bewusst gewesen, dass es sich bei seinem Opfer um ein Kind gehandelt habe. Die Cousine des Mädchens habe in der Zwischenzeit den Vater des Opfers verständigt, der daraufhin zur Wohnung des Angeklagten ging und nach einer Auseinandersetzung mit dem Angeklagten seine Tochter mit nach Hause nahm. Die Polizei konnte den Mann wenige Stunden nach der Tat festnehmen. Seitdem sitzt der 23-Jährige in Untersuchungshaft.

Seit der Tat schläft das Kind schlecht

Die Zwölfjährige trat während des ersten Prozesstages als Zeugin auf. Das Geständnis des Mannes, der die meiste Zeit mit gesenktem Blick nach unten schaute, machte es jedoch unnötig, dass die Schülerin erneut Angaben zur Tat machen musste. Die Richterin fragte das schmächtige Kind jedoch danach, welche Folgen die Tat für sie habe. Die Zwölfjährige berichtete von Schlafstörungen und Angstzuständen. „Ich muss immer daran denken und dann stehe ich auf.“ Außerdem könne sie sich nicht gut konzentrieren. Vielleicht werde sie eine Therapie beginnen, um wieder besser schlafen zu können, sagte sie.

Weil er geständig sei, bewege sich der Strafrahmen zwischen einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten und zwei Jahren und acht Monaten, erklärte die Richterin. Der Angeklagte bat die Familie, und auf Nachhaken der Richterin auch das Mädchen, um Verzeihung. Ferner bot er an, 2000 Euro an die Familie des Opfers zu bezahlen. Außerdem ließ der Mann über seinen Anwalt erklären, dass er nicht mehr nach Nürtingen zurückkehren werde und die Familie und das Mädchen von ihm nichts mehr zu befürchten hätten. Der Prozess wird fortgesetzt.