Der Angeklagte lässt bei einem Streit die Fäuste sprechen. Foto: Phillip Weingand

In einem Bus in Fellbach artet ein Streit in eine Schlägerei aus. Ein 19-Jähriger wird dabei schwer verletzt.

Waiblingen/Fellbach - Der Angeklagte hat zu Beginn des Prozesses seine Sicht der Dinge in einen Satz gepackt: „Hätte er mich nicht provoziert, wären wir alle friedlich nach Hause gegangen.“ Doch daraus wurde nichts. Der 19-Jährige reagierte auf die Provokation und schlug zu. Sein Opfer erlitt schwere Verletzungen, darunter Rippenprellungen, ein angebrochenes Nasenbein sowie eine Platzwunde unter dem Auge.

Jetzt musste sich der Angeklagte vor dem Jugendschöffengericht Waiblingen wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung verantworten. Denn wie es in der Anklage der Staatsanwaltschaft heißt, soll auch ein Kumpel des 19-Jährigen dem Opfer einen Faustschlag gegen den Hinterkopf verpasst haben. Während der Verhandlung stellte sich aber heraus, dass das wohl nicht der Fall war.

Videoaufzeichnungen aus dem Bus belegen den Streit

Sowohl der Angeklagte als auch das Opfer waren im Mai vergangenen Jahres gegen 0.30 Uhr jeweils in Begleitung eines Kumpels und einer Freundin unterwegs. Im Bus der Linie 60 kam es zu einem zufälligen Zusammentreffen. „Mein Kumpel hat zweimal mit der Faust gegen die Busscheibe gehämmert“, erzählte der Angeklagte. Das habe ihnen nicht nur eine Mahnung desFahrers eingebracht, sondern auch den Unmut des späteren Opfers. Wie Videoaufzeichnungen aus dem Bus belegen, kam es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen den beiden, auch wüste Beleidigungen fielen. Erst als sich ein älterer Fahrgast einmischte und sich zwischen die zwei jungen Männer stellte, nahmen diese wieder Platz.

Die Videoaufnahmen dokumentierten noch, wie zuerst der Angeklagte mit seinen Freunden, dann das Opfer mit seiner Begleitung den Bus verließen. Was dann genau geschah, davon wollte sich das Gericht anhand der Zeugen ein Bild machen. „Es ging alles so schnell, ich habe meinen damaligen Freund plötzlich blutend auf dem Boden sitzen sehen“, erzählte eine 17-Jährige. Der Busfahrer sagte, er habe den Angriff des Angeklagten gesehen: „Wie ein Kickboxer – zack, zack und weg.“ Er habe dem verletzten Opfer dann noch ein Taschentuch gegeben, damit dieser sich sein Blut wegwischen konnte.

Das Opfer wird immer wieder im Gesicht getroffen

Das Opfer gab vor Gericht zu, den Angeklagten beim Aussteigen provoziert zu haben. „Als ich dann nach ihm aus dem Bus stieg, habe ich sofort einen Schlag bekommen und bin zu Boden gegangen.“ Danach habe man sich geprügelt, dabei sei er vier- bis fünfmal im Gesicht getroffen worden.

Weil der Staatsanwalt den Tatbestand einer gefährlichen Körperverletzung nicht erfüllt sah, einigten sich der Verteidiger der Anklage, der Verteidiger, der Richter und die Schöffen darauf, dass das Verfahren gegen 100 Arbeitsstunden vorläufig eingestellt wird.