Drei Geschwisterkinder soll der Mann missbraucht haben. Foto: picture alliance/dpa

Ein 32-jähriger Hilfstrainer steht in Stuttgart vor Gericht wegen sexuellen Missbrauchs an Kinder. Der angeklagte Pädophile war bereits wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Am Dienstag fällt das Urteil.

Stuttgart - „Sie haben sich sehr gezielt und aktiv in das Vertrauen der Familie eingeschlichen, es dann schamlos ausgenutzt und nun drei direkte und zwei indirekte Opfer hinterlassen“, sagte die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer vor dem Landgericht Stuttgart am Montag und forderte sieben Jahre Gefängnis und Sicherungsverwahrung. Der Angeklagte hatte eingeräumt, in mehr als 40 Fällen zunächst an einem 13-jährigen Jungen, später an dessen fünf Jahre jüngerem Bruder und am Ende an deren neunjähriger Schwester sexuelle Handlungen bei gemeinsamen Urlauben sowie in der Wohnung der Familie und der des Angeklagten vorgenommen zu haben.

Dabei war der studierte Ernährungswissenschaftler bereits vor zehn Jahren in Mainz zu fast vier Jahren Gefängnis wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe wurde er entlassen und musste bis Ende 2014 eine Therapie machen. Das Gericht hatte ihm zudem auferlegt, keine Tätigkeit mehr aufzunehmen, die mit Kindern unter 14 Jahren zu tun hat. Dennoch hatte der Angeklagte sich als Hilfstrainer in einem Kunstradverein angeboten und dort den 13-Jährigen kennen gelernt.

Insgesamt sieben Kinder sind Opfer des Mannes

Zu hoch sieht die Anklagebehörde die Gefahr eines erneuten Rückfalls und den Hang zu Straftaten: „Der Angeklagte ist sehr intelligent und weiß genau, welche Folgen sein Tun hat.“ Dennoch habe sich sein Vorgehen im Vergleich zu den Taten aus dem ersten Urteil gesteigert.

Insgesamt seien nun sieben Kinder Opfer des 32-Jährigen geworden: „Da stellt sich schon die Frage, wer eigentlich das Risiko tragen muss, wenn eine Therapie wieder nicht erfolgreich ist.“ Der medizinische Gutachter hatte davon gesprochen, auch Menschen mit pädophilem Hang hätten – ähnlich wie Drogenabhängige – noch Chancen verdient. Dies wies die Staatsanwältin zurück: „Drogenabhängige gefährden in der Regel sich selbst.“

Neutral und ohne Reue berichtet der Angeklagte von der Tat

Auch die Nebenklage zitierte in ihrem Plädoyer den Gutachter, wonach es für Pädophile im Zusammenhang mit Kindern nie um eine neutrale Freundschaft gehe, sondern vielmehr darum, die Neigung durchzusetzen, um sexuelle Befriedigung zu erzielen. Weil kein weiteres Kind mehr Opfer werden darf, gehört der 32-Jährige ihrer Ansicht nach in die Sicherungsverwahrung. Sie verwies noch einmal darauf, dass die Mutter dem Gericht sehr klar geschildert habe, wie schlecht es den Kindern heute gehe und der Angeklagte die ganze Familie kaputt gemacht habe.

Sehr neutral und ohne große Reue hat der Angeklagte im Verfahren die Taten geschildert und auf Fragen der Prozessbeteiligten reagiert. Nachdem die Verteidigung eine Strafe nicht über fünf Jahre und keine Sicherungsverwahrung beantragte, nahm der Angeklagte sein Recht auf das letzte Wort wahr und sprach in Richtung der Mutter der Opfer: „Meine Taten sind nicht entschuldbar, aber ich hoffe auf eine gewisse Vergebung“.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.