Im Mai 2019 schlug die Polizei in Stuttgart mit einer Großrazzia gegen Drogenhändler zu. Foto: dpa/Boris Roessler

Sieben Männer müssen sich wegen gewerblichen Drogenhandels vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, professionell Kokain und Marihuana aus Hessen in den Großraum Stuttgart geschmuggelt und verkauft zu haben. Bisher schweigen die Sieben.

Stuttgart/Backnang - Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft haben die sieben Angeklagten „einen schwunghaften Handel“ mit Kokain und Marihuana in der Region Stuttgart betrieben. Allerdings haben sie am Mittwoch vor der 8. Strafkammer der Landgerichts Stuttgart geschwiegen, sowohl was ihre Lebensläufe als auch was die ihnen vorgeworfenen Taten angeht. Dafür haben die 14 Anwälte – jedem sind zwei zur Seite gestellt – umso lebhafter mit dem Gericht wegen Formalien wie dessen Besetzung argumentiert.

Festnahme bei Großrazzia in Stuttgart

Im Mai 2019 hatte die Polizei mehrere der Angeklagten in Stuttgart bei einer Großrazzia festgenommen. Rund 700 Polizisten waren an dem Einsatz beteiligt, bei dem neben einer Diskothek an der Heilbronner Straße in Feuerbach 38 Wohnungen, Büros und Lokale in der Region Stuttgart durchsucht wurden. Dabei wurden größere Mengen Kokain und Marihuana, Schusswaffen und Bargeld gefunden. Anschließende Ermittlungen brachten die Polizei auf die Spur weiterer Verdächtiger, die auch vor Gericht stehen.

Der Kopf des Unternehmens soll ein 45-jähriger Afghane sein, der in Bad Cannstatt eine Shisha-Bar betrieb und laut der Anklageschrift mit Drogen handelte, um seinen „luxuriösen Lebensstil“ zu finanzieren. Mit zwei weiteren, ebenfalls aus Afghanistan stammenden Angeklagten im Alter von 38 und 29 Jahren soll er eine Bande gebildet haben, die sich in professionellem Stil Kokain und Marihuana in großen Mengen aus dem Raum Frankfurt liefern ließ.

Komplizen mit Firmenkleidung ausgestattet

Als „Bunker“ der Drogen diente unter anderem der Betriebsraum eines Aufzugs in einem Mehrfamilienhaus im Stuttgarter Osten, nur wenige Gehminuten von der Staatsanwaltschaft Stuttgart entfernt. Einer der Angeklagten war Mitarbeiter der Liftfirma und konnte so unbemerkt ein und aus gehen. Damit seine Komplizen ebenfalls nicht auffielen, besorgte er ihnen Arbeitskleidung der Firma. In dem Raum wurden, so die Staatsanwältin, Drogen portioniert und verpackt.

Die Umsätze, die in Stuttgart, dem Rems-Murr-Kreis sowie den Landkreisen Esslingen, Böblingen und Göppingen erzielt wurden, gingen in die Hunderttausende. Einer der Lieferanten aus Frankfurt leistete sich mit der Zeit einen Bentley V 8 zum Preis von 75 000 Euro.

Für den Prozess hat die Strafkammer 20 Folgetermine bis in den April hinein angesetzt. Zum Auftakt am Mittwoch kam eine große Zahl von Freunden und Verwandten der Angeklagten als Zuhörer.