In Hechingen wurde im Prozess gegen ein Mitglied eines Kinderporno-Rings nun ein Urteil gesprochen. Foto: dpa

Er hatte Tausende kinderpornografische Bilder auf seinem Computer und war im Darknet als Verwalter einer einschlägigen Plattform aktiv. Nun wurde ein 50-Jähriger zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt.

Hechingen - Ein 50-jähriger Verwalter eines Kinderporno-Forums im Darknet ist vom Landgericht Hechingen zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sich unter anderem wegen der bandenmäßigen Verbreitung und des Besitzes von Kinderpornografie schuldig gemacht hat (Aktenzeichen: 1 KLs 14 Js 2125/18). Demnach war der Mann einer von rund einem Dutzend Verwaltern der Pädophilen-Plattform. Unter dem Decknamen „Commander“ verschickte er Bilder und Videos - laut Staatsanwalt „teilweise härteste Kinderpornografie“. Dort soll auch der Missbrauch von Kindern verabredet worden sein.

Der Verteidiger des Mannes verlas zum Prozessauftakt eine Erklärung, wonach der Angeklagte alle Taten einräumt und bereut. Sein Mandant habe in der Haft erkannt, „welche abscheulichen Taten an den Kindern verübt wurden“, sagte der Anwalt.

Plattform ist geschlossen worden

Über 8000 kinder- und jugendpornografische Dateien fanden Ermittler auf den Festplatten des Angeklagten, die er erhalten und weiterverschickt hatte. Auf der Plattform für Pädophile - nach Angaben der Ermittler eine der wenigen nicht nur englisch-, sondern auch deutschsprachigen - war er schnell zum Administrator aufgestiegen. Der Grund: Er konnte perfekt auf Englisch moderieren, sagte ein Polizist im Zeugenstand. Zeitweise seien bis zu 900 Nutzer aus aller Welt gleichzeitig online gewesen. Der Betrieb war nach Angaben eines weiteren Ermittlers nur durch die Administratoren möglich. Inzwischen ist auch der technische Administrator in Frankfurt festgenommen und damit auch die Plattform geschlossen worden.

Der 50-Jährige hat nach seiner Festnahme mit den Ermittlern kooperiert. Geschnappt wurde er, weil er sich auf der Plattform vermutlich in eine von der Polizei in Niedersachsen eingesetzte verdeckte Ermittlerin verliebt hat. Nach monatelangem Kontakt in Chats und persönlichen Nachrichten, schickte sie ihm eine Handynummer, die er von einem Telefon aus anrief, das auf ihn angemeldet war. Einige Wochen später nahm ihn ein Sondereinsatzkommando bei ihm Zuhause im Zollernalbkreis fest.

Angeklagter soll keinen eigenen Missbrauch begangen haben

Der Angeklagte, Vater einer elfjährigen Tochter und eines zehnjährigen Sohnes, ist nach Kenntnis der Hechinger Staatsanwaltschaft nicht vorbestraft und hat selbst keinen Missbrauch begangen. Er habe aber Bilder seiner halbnackten Tochter an Nutzer der Plattform verschickt und geschrieben, er habe das Mädchen schon einmal missbraucht, wie ein Ermittler sagte. Hinweise darauf hätten sich nach einer Befragung des Mädchens aber nicht ergeben. Auch der 50-Jährige hatte es bestritten.

Der Richter legten ihm nahe, sich in der Haft therapieren zu lassen. Ein psychiatrischer Gutachter hatte den Mann als behandlungsbedürftig eingestuft und gesagt: „Eine Therapie kann gelingen.“ Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre, die Verteidigung zwei Jahre und neun Monate Haft gefordert.