Sven Lau steht seit Dienstag vor Gericht. Foto: dpa

Er gilt als eine der schillerndsten Figuren der deutschen Salafistenszene: Sven Lau. In Düsseldorf begann nun der Prozess gegen ihn. Die Anklage wiegt schwer.

Düsseldorf - Der bundesweit bekannte Salafistenprediger Sven Lau will in dem mit Spannung erwarteten Prozess gegen ihn vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf zunächst schweigen. Er wird sich vorerst nicht zu dem Vorwurf der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung äußern, wie sein Anwalt am Dienstag zum Prozessauftakt ankündigte. Das Verfahren wurde deshalb bereits nach Verlesung der Anklage auf die kommende Woche vertagt.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wird gegen den 35-jährigen im Hochsicherheitstrakt des OLG am Stadtrand Düsseldorfs verhandelt. Zum Auftakt des Verfahrens saß auch ein gutes Dutzend Unterstützer des Angeklagten im Gerichtssaal. Lau ist seit Jahren eine schillernde Figur der radikalislamischen Salafisten. Für Schlagzeilen sorgte er etwa 2014, als er in Wuppertal für eine selbst ernannte sogenannte Schariapolizei warb.

Dschihadisten an Jamwa vermittelt

Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft gegen Lau wiegen schwer. Die Anklagebehörde legt ihm zur Last, in vier Fällen eine terroristische Vereinigung im Ausland unterstützt zu haben. Er soll im Jahr 2013 von Deutschland aus als „verlängerter Arm“ der in Syrien aktiven islamistischen Gruppierung Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar (Jamwa) agiert haben. Der von Lau unterstützte Flügel der Gruppe soll sich laut Bundesanwaltschaft Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen haben. Dem Angeklagten sei in Deutschland „die Funktion einer Anlaufstelle insbesondere aus der salafistischen Szene“ zugekommen, sagte Staatsanwalt Malte Merz. Er habe „als Bindeglied“ zur Jamwa fungiert. Der Staatsanwalt bezeichnete Lau zudem als eine „der bestimmenden und richtungsweisenden Figuren der salafistischen Szene“.

Der deutsche Konvertit soll laut Anklage unter anderem im Spätsommer 2013 zwei Dschihadisten an eine in Syrien stationierte Kampfeinheit der Jamwa vermittelt haben. Ende September 2013 soll Lau selbst nach Syrien gereist sein. Zurück in Deutschland kaufte er daraufhin nach Erkenntnissen der Ermittler über eine Kontaktperson drei Nachtsichtgeräte im Gesamtwert von 1440 Euro. Diese Geräte soll er Ende Oktober 2013 entweder selbst oder über eine islamistische Hilfsorganisation in das Basislager der Jamwa nach Syrien gebracht haben.

Verfahren wurde vertagt

Laus Verteidiger Mutlu Günal wies die Vorwürde am Rande des Verfahrens zurück. „Die Anklage ist ein juristischer Blindflug“, sagte der Anwalt am Ende des ersten Verfahrenstags. Dieser Flug werde sehr bald enden, wenn die beiden Kronzeugen der Bundesanwaltschaft aufträten. Lau solle seiner Einschätzung nach „mundtot“ gemacht werden.

Das Verfahren wurde zum Auftakt am Dienstag bereits nach einer halben Stunde vertagt. Der ursprünglich für Mittwoch geplante Verhandlungstag wurde aufgehoben, weil sich Lau vorerst nicht äußern will. Der Prozess wird nun am Dienstag kommender Woche fortgesetzt. Das OLG legte bereits Termine bis Mitte Januar fest. Lau sitzt seit Mitte Dezember in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren.