Justizia hat eine ganze Menge Arbeit mit dem Angeklagten. Foto: picture alliance/dpa/David-Wolfgang Ebener

Der 27-Jährige aus dem Kreis Ludwigsburg muss sich unter anderem wegen räuberischen Diebstahls, Körperverletzung und sexuellen Übergriffs vor dem Landgericht Heilbronn verantworten.

Der Mann auf der Anklagebank des Landgerichts Heilbronn hat in seinem bisherigen Leben nicht viel auf die Reihe bekommen. Seit seiner Jugend konsumiert er Drogen. Nach seinen Angaben floh er nach Deutschland, weil er in seinem Heimatland an einer Brandstiftung beteiligt war und eine Verfolgung fürchtete. In Deutschland griff er neben Gras und Crack auch zu Ecstasy und Kokain und konsumierte bisweilen massiv Alkohol – bis zu sechs Bier morgens und abends nach seinen Angaben. Gearbeitet hat er in Deutschland nie. Auf Frage des Vorsitzenden Richters Alexander Lobmüller, ob er denn eine Erlaubnis habe, räumte er ein, sich darum noch nie gekümmert zu haben.

15 Straftaten sind angeklagt

Nun muss er sich vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Heilbronn verantworten, die Staatsanwaltschaft führt nicht weniger als 15 Straftaten auf, die sie ihm vorwirft. Die Anklage lautet unter anderem auf räuberischen Diebstahl, Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung und sexuellen Übergriff, die der heute 27-Jährige in den Jahren 2021 und 2022 begangen haben soll.

Laut Anklage folgte er im Mai 2021 einer jungen Frau in Marbach von der Schillerhöhe bis zu ihrer Wohnung und drängte sie im Treppenhaus an die Wand. Er habe ihr über der Kleidung an den Po und in den Schritt gefasst, sein Glied an ihr gerieben und dabei „Ich mache dich glücklich“ gesagt. Der schreienden Frau gelang es, dem Angeklagten die Mütze vom Kopf zu schlagen und Nachbarn durch Klingeln zu alarmieren.

Im September soll er laut Anklage mit einem älteren Mann in einem Park in Marbach in Streit geraten sein. Als eine Frau ihn zu mehr Respekt aufforderte, habe er diese als „Prostituierte“ bezeichnet. Als daraufhin deren Freund ihn aufforderte, die Frau in Ruhe zu lassen, habe er diesen gepackt und dessen Kopf in den Parkbrunnen getunkt. Das Opfer habe sich nur durch Schläge und einen Biss in die Hand des Angeklagten befreien können, wobei dieser verletzt wurde.

Frau mit dem Tod bedroht

In seiner Flüchtlingsunterkunft in Benningen soll er eine Mitbewohnerin mit dem Tod bedroht, ihre Türe mit Tritten demoliert und ihr ins Gesicht gespuckt haben. Bei einem Besuch im Benninger Rathaus hat er laut Anklage in aggressivem und angetrunkenen Zustand mehrere Mitarbeiter im Treppenhaus beschimpft und derb beleidigt. Zudem soll er im September 2022 aus einer Garage ein Mountainbike im Wert von rund 1000 Euro entwendet haben, das die Besitzer jedoch wieder bekamen, weil die Tat von einer Kamera aufgezeichnet worden war.

Schließlich wirft ihm die Anklage noch mehrere Diebstahlsdelikte vor, bei denen der 27-Jährige in Drogerien und Supermärkten in Marbach und Ludwigsburg versucht habe, Kopfhörer, Parfüms und Champagner zu entwenden, was jedoch zumeist durch Ladendetektive verhindert wurde.

Mit dem Richter Streit angefangen

Die Taten räumte der Mann teilweise ein, schwächte jedoch so manches ab und behauptete, „es werde dabei einiges skandalisiert“. Bisweilen stellte er sich als Opfer dar und geriet einmal mit dem Vorsitzenden Richter in einen lautstarken Streit, als er behauptete, er bekomme hier keinen fairen Prozess.

Die Zweite Große Strafkammer hat sechs weitere Verhandlungstage angesetzt und will insgesamt 40 Zeugen und einen Sachverständigen hören. Das Urteil soll am 31. Juli verkündet werden.