So stellt die Gerichtszeichnung Joaquin «El Chapo» Guzman (Mitte) während des Auftakts seines Prozesses neben seinem Verteidiger Eduardo Balazero (links) dar. Foto: AP

Zum Prozessauftakt gegen den berüchtigten „El Chapo“ nimmt ihn sein Anwalt in Schutz. Ihm werde der Schwarze Peter für Vergehen eines anderen Kriminellen zugeschoben. Die Staatsanwalt sieht in Joaquín Guzmán dagegen einen kalt berechnenden Bösewicht.

New York - Im Prozess gegen den mexikanischen Drogengangster „El Chapo“ hat ihn dessen Verteidigung zum Auftakt des Verfahrens als Sündenbock dargestellt. Joaquín Guzmán sei in Wahrheit nicht der echte Anführer eines Drogenkartells gewesen, das Tonnen von Kokain in die Vereinigten Staaten schickte, erklärte sein Anwalt Jeffrey Lichtman am Dienstag in New York. Vielmehr sei ein anderer berüchtigter Gangster, Ismael „El Mayo“ Zambada, verantwortlich gewesen.

Milliardenvermögen angehäuft

Die US-Staatsanwaltschaft wirft „El Chapo“ vor, mit illegalem Drogenhandel ein Milliardenvermögen angehäuft zu haben. Nach seiner Festnahme in Mexiko war er Anfang des vergangenen Jahres in die USA ausgeliefert worden. Guzmán hat die Anschuldigungen bestritten. Seinen Anwälten zufolge haben Personen, die mit der Justiz kooperieren, ihm die Taten angehängt.

In Mexiko ist Guzmán bereits mit Al Capone und Robin Hood verglichen worden. Unter der US-mexikanischen Grenze ließ er Tunnel zum vergleichsweise sehr schnellen Schmuggel von Marihuana und Kokain in die Vereinigten Staaten errichten. Die US-Staatsanwaltschaft wirft ihm zudem vor, eine Armee von Auftragskillern beschäftigt zu haben, um Wettbewerber und alle anderen töten zu lassen, die ihn innerhalb seines Sinaloa-Kartells betrogen hätten.

Darum geht es in diesem Fall

„Geld. Drogen. Mord. ... Darum geht es in diesem Fall“, sagte der US-Staatsanwalt Adam Fels den Geschworenen am Dienstag. Neben Tunneln habe Guzmán bis zu 15 Flugzeuge täglich aus Kolumbien in Empfang genommen - „gefüllt mit Kokain“ - um den Stoff anschließend in Städte wie Los Angeles, Chicago und New York weiter zu transportieren. Nach seiner Festnahme in Mexiko habe er das Kartell acht Jahre lang vom Gefängnis aus weitergeleitet, sagte Fels. Persönlich habe „El Chapo“ zwei Männer erschossen und ihre Leichen verbrennen lassen.

Guzmáns Anwalt Lichtman dagegen erklärte vor den Geschworenen, der eigentlich angeblich verantwortliche Gangster Zambada habe seine Festnahme verhindert, indem er Bestechungsgeld in Millionenhöhe an den aktuellen sowie den vorherigen mexikanischen Präsidenten gezahlt habe. Ex-Präsident Felipe Calderón wies das via Twitter zurück, die Anschuldigungen seien „absolut falsch und fahrlässig“. Auch ein Sprecher des scheidenden Präsidenten Enrique Peña Nieto bezeichnete die Behauptung als „falsch und verleumderisch“.