Kevin Großkreutz ist wieder nicht beim Prozess in Stuttgart erschienen. Foto: dpa

Auch bei der Fortsetzung des Prozesses gegen die Großkreutz-Schläger erschien der Ex-VfB-Profi nicht als Zeuge vor Gericht – das hat jedoch keine Konsequenzen.

Stuttgart - Kevin Großkreutz (29) ist im Prozess um eine nächtliche Prügelattacke nicht als Zeuge vor Gericht erschienen. Der Weltmeister von 2014 muss deshalb allerdings kein Ordnungsgeld entrichten. Richterin Leonhard begründete dies damit, dass die Vorladung „leider nur formlos“ zugestellt worden sei. Laut Rechtssprechung muss die Ladung aber nachweislich zugestellt sein.

Staatsanwältin und Verteidiger hatten zuvor gefordert, dass Großkreutz ein Ordnungsgeld von 1000 Euro zahlen muss. „Jeden anderen hätte man von der Polizei vorführen lassen“, schimpfte einer der Verteidiger. Bei Großkreutz’ Club Darmstadt 98 hieß es, er habe keine neue Vorladung bekommen. Ein dritter Anlauf dürfte dem Fußballprofi voraussichtlich erspart bleiben. Ein Urteil noch heute gilt als nicht unwahrscheinlich.

Was genau in der Nacht passierte, bleibt unklar

Schon am ersten Prozesstag fehlte der Zeuge Großkreutz, damals krankheitsbedingt. Vor dem Gericht müssen sich ein 17- und ein 18-Jähriger wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Sie sollen den Fußballer Ende Februar in Stuttgart krankenhausreif geprügelt haben. Die Verteidiger der Angeklagten sagten, sie bestünden nicht auf eine Aussage von Großkreutz.

Was genau in der Nacht in der Nähe des Stuttgarter Rotlichtviertels passierte, wer wen zuerst provoziert hat, wer wen zuerst geschubst oder geschlagen hat, konnte im Prozess nicht geklärt werden. Zeugen aus beiden Gruppen schilderten die Abläufe jeweils sehr unterschiedlich. Einig waren sie sich aber: Ein Großteil der Beteiligten war angetrunken. Warum beide Gruppen derart aneinander gerieten, wusste niemand mehr so richtig.

Mit Tränen in den Augen hatte sich Großkreutz Anfang März vom VfB verabschiedet

Großkreutz sei „wild gestikulierend und schreiend“ auf sie losgestürmt, sagte ein Zeuge aus der Gruppe der Angeklagten. Die Großkreutz-Gruppe sah die Aggressoren eher auf der Gegenseite. Auf jeden Fall lag Großkreutz am Ende im Krankenhaus. Laut Staatsanwaltschaft war er bewusstlos und musste sich mit einer Kopfverletzung behandeln lassen. Er war mit etlichen Jugendspielern auf Partytour gewesen - was ihm sein damaliger Arbeitgeber, der VfB Stuttgart, übel nahm.

Der damalige Zweitligist zeigte dem erst im Januar 2016 verpflichteten Profi kurz nach dem Vorfall die Rote Karte. Auf dem Weg zurück in die Bundesliga könne der Club keine Unruhe abseits des Platzes gebrauchen, hieß es beim VfB. Spieler der ersten Mannschaft hätten eine besondere Vorbildfunktion, sagte der damalige Sportvorstand, Jan Schindelmeiser. „Dieser Rolle ist er nicht gerecht geworden.“

Mit Tränen in den Augen hatte sich Großkreutz Anfang März vom VfB verabschiedet. „Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, waren seine Worte. Der Club löste den Vertrag mit dem Rechtsverteidiger mit sofortiger Wirkung auf. Den Aufstieg im Sommer 2017 erlebte er nicht mehr mit. Großkreutz spielt inzwischen in der Zweiten Liga bei Darmstadt 98.